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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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gesagt: Sie trafen ihn nicht.
    Er ging mit gemächlichen Schritten durch die engen Gänge, warf hier und da einen Blick in eins der Gewölbe, gab sich einen unbekümmerten Anstrich ‒ ein Flaneur, der die Auslagen betrachtet, müßig hier und da etwas in die Hand nimmt und prüft, dann weiterschlendert.
    Seine Aufmerksamkeit war gespannt wie eine Bogensehne.
    Der Prinz verlangsamte seinen Schritt noch weiter und blieb vor einem Gewölbe stehen, das einem dunkelhäutigen Wüstenmann gehörte. Der Händler dienerte heran und breitete einige seiner Waren vor ihm aus: Kräuterbündel, geschnitzte Glücksbringer, kleine Drachenfiguren aus gebranntem Ton und Halbedelsteinen, bewegliche Schlangen aus Silber. Er nahm das eine und andere prüfend in die Hand, wog es, führte es kritisch betrachtend an die Augen, aber seine Sinne richteten sich scharf wie geschliffene Messer auf eine Stelle hinter dem Rücken des Mannes.
    »Warum zeigst du mir dieses wertlose Zeug?«, fragte er den Händler.
    Der grinste und hob die Hände in einer seltsamen Mischung aus Achselzucken und Belustigung. »Vergebung, edler Agha«, sagte der Händler. »Ich wusste nicht, dass du das wahre Auge besitzt. Wenn du mir hineinfolgen möchtest ...« Er hob den Vorhang, der den Eingang zum Gewölbe verschloss. Das war durchaus nicht unüblich in diesem Teil des Basars, denn viele der hier angebotenen Dinge waren sehr empfindlich gegen Licht und Luftzug oder mochten es einfach nicht, betrachtet zu werden.
    Der Prinz zögerte einen Sekundenbruchteil lang. Wenn er hineinging, verlor er die Verbindung zu dem, der ihn verfolgte. Aber möglicherweise wurde derjenige dadurch unvorsichtig und gab sich zu erkennen.
    Amayyas nickte knapp und tauchte unter der niedrigen Türöffnung hindurch in das enge Gewölbe des Wüstenmanns.
    Eine Öllampe erhellte den Raum nur notdürftig. In der Dunkelheit schimmerten Metall und polierter Stein. Der Prinz blieb stehen und sah sich um. Das war allerdings eine andere Ware als der billige Tand, den der Händler ihm draußen präsentiert hatte. Sollte der Zufall ihn zu einer Goldader geführt haben?
    Er näherte sich nun mit echtem Interesse den Regalen und Tischen, auf denen die unterschiedlichsten magischen Gegenstände gelagert waren. Ein kleiner Korb mit polierten, vollkommen runden Steinen zog ihn an. Er nahm einen davon in die Hand. Er war leichter, als er aussah, füllte seine Handfläche zu einem Drittel aus und schimmerte in einem tiefen Bernsteinton, der von eidechsengrünen Fäden durchzogen wurde. »Ein Drachenauge?«, fragte der Prinz.
    Der Händler bestätigte die Vermutung gleichmütig mit einem Nicken. Er schob ein getrocknetes Blatt zwischen die Zähne und begann es zu zerkauen. Blauvioletter Saft färbte seine Lippen.
    Der Prinz rieb unwillkürlich die Finger an seiner Hose. Das Auge war aus Stein, aber dennoch hatte es etwas seltsam Lebendiges an sich. »Ich suche einen Daeva«, sagte er. »Hast du so etwas?«
    Der Wüstenmann riss die Augen auf. Die blauen und grünen Tätowierungen auf seinen Wangen und der Stirn bildeten verwirrende Schnörkel, die seinen Gesichtsausdruck seltsam verzerrten. »Ich denke nicht, dass du damit etwas anfangen kannst, Agha«, erwiderte er vorsichtig. »Du musst dich irren. Du suchst einen dienstbaren Geist? Ich führe einige Lampen, die ...«
    Der Prinz schnitt ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab. »Einen Daeva«, wiederholte er. »Und ich weiß sehr wohl, was ich suche.«
    Der Händler neigte den Kopf. »Ich verstehe«, sagte er. »Ja, ich habe einen Daeva. Aber wenn du diese Wesen kennst und weißt, was man mit ihnen beginnen kann, dann weißt du auch, dass ich ihn dir nicht geben darf.« Sein Blick, nüchtern und sezierend, traf zum ersten Mal direkt auf den des Prinzen. Er erschrak und senkte hastig den Blick. »Oh«, sagte er. »Ich habe Euch nicht erkannt. Vergebt mir, Edler.« Er legte die Hände vor der Stirn zusammen und verneigte sich tief.
    Amayyas sah ihn verwirrt und voller Unbehagen an. Wie konnte dieser unwissende Händler ihn kennen? Er verließ das Serail so gut wie nie, er trat nicht in der Öffentlichkeit auf, seit ... seit es geschehen war.
    »Erhebe dich«, sagte er scharf. »Ich bin nicht der, für den du mich hältst.«
    Der Händler bemühte sich, ihm nicht direkt in die Augen zu blicken. Mit abgewandtem Gesicht griff er nach einem Schlüssel, der auf dem Tisch lag. »Ich sehe, was ich sehe«, sagte er. »Eure Augen sind die eines Rakshasa.

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