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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Shâya auf seinen Sohn wartete. Aspantaman nickte der Wache zu, die Tür freizugeben. Der schnurrbärtige Soldat starrte den Prinzen auf höchst ungebührliche Weise an.
    »Grinse Er nicht«, fuhr der Prinz den Mann an. »Öffne Uns!«
    Der Soldat salutierte und riss die Tür auf. »Der Kronprinz von Gashtaham und höchstdero Erzieher bitten um Einlass«, rief er.
    Aspantaman legte dem Prinzen die Hand auf die Schulter und schob ihn voran.
    »Massinissa, mein Sohn«, sagte der Shâya. Er musterte den Prinzen mit ausdrucksloser Miene, aber der junge Mann erkannte den Abscheu in den Augen seines Vaters und biss die Zähne aufeinander.
    »Mein Vater«, sagte er und verneigte sich tief. Als er sich aufrichtete, blickte der Shâya schon über seinen Kopf hinweg und sprach den Obersteunuchen an: »Aspantaman, du darfst dich nun zurückziehen. Ich wünsche mit dem Prinzen unter vier Augen zu sprechen. Ich lasse dich rufen.«
    Der Erzieher verneigte sich und ging rückwärts hinaus. Der Prinz wartete mit Ungeduld, dass sein Vater ihn ansprach.
    Shâya Faridun erhob sich aus dem Sessel, in dem er geruht hatte, und begann unruhig auf und ab zu gehen. »Massinissa«, sagte er, ohne den Prinzen anzublicken, »es muss etwas geschehen. Dies ist kein Zustand, den ich länger dulden kann. Ich brauche einen Thronfolger an meiner Seite, den ich meinem Volk mit Stolz präsentieren kann. Das siehst du ein, oder?«
    »Das sehe ich ein, Vater«, erwiderte der Prinz gepresst. Sein Rücken schmerzte und noch schlimmer seine Beine, er hätte sich gerne hingesetzt. Aber solange der Shâya ihn dazu nicht aufforderte, war ihm dies nicht gestattet.
    Der König blieb vor ihm stehen und zwang Massinissa, zu ihm aufzublicken. Shâya Faridun war ein Mann von imposantem Körperbau, der immer noch leicht jeden seiner Janitscharen im Faustkampf besiegen konnte, obwohl weiße Strähnen sein dunkles Haupthaar durchzogen und sein kurzer, eckig geschnittener Bart bereits vollständig grau war.
    »Massinissa, mein Sohn«, sagte der König ernst, »du bist noch immer der Kronprinz, und ich wünsche mir und dir, dass es so bleibt. Dein Bruder Farrokh und seine Mutter liegen mir in den Ohren, ich solle dich zu seinen Gunsten verstoßen. Aber Farrokh ist ein Schwachkopf.« Er schwieg und biss sich ergrimmt in die Wange. »Ein Schwachkopf, aber eine wohlgestalte, wahrhaft königliche Erscheinung und ein großer Jäger.« Sein Blick streifte den Prinzen und er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe den Beg Kobad erneut hierher bestellt«, fuhr er fort. »Er hat mir in einem vertraulichen Gespräch Hoffnung gemacht, dass er dich möglicherweise aus deiner ‒ hm ‒ einem Prinzen unangemessenen Lage zu befreien weiß. Er hat allerdings angedeutet, dass dies kein einfaches und vor allem kein billiges Unterfangen sein wird.« Wieder biss er sich in seine Wange. SeineAugen musterten den Prinzen unvermindert finster. »Ich habe ihm geantwortet, dass mir kein Preis zu hoch ist, um dich von diesem Fluch zu befreien.«
    »Mein Vater«, sagte Massinissa überwältigt und griff nach der Hand des Königs, um sie zu küssen. Der Shâya entriss sie ihm unwillig.
    »Der Magush wartet im Brunnenhof auf uns«, sagte er. »Außer uns wird nur Aspantaman der Unterredung beiwohnen. Er ist dein Erzieher und der Hofbeamte, der dich am besten kennt. Weder der Wesir noch Huzvak werden hören, was wir besprechen. Ich möchte nicht, dass irgendetwas davon nach draußen dringt. Hast du mich verstanden?«
    Der Prinz nickte stumm.
    Der Brunnenhof war ein kleiner, vollkommen abgeschlossener Innenhof, in dem es auch bei großer Tageshitze immer angenehm kühl und schattig war. Eine Vielzahl von sprudelnden und glucksenden Quellen, Brunnen und Fontänen sorgten für frische und immer etwas feuchte Luft, und Bäume und Büsche spendeten angenehmen Schatten und Wohlgerüche.
    Auf der Marmorbank am Goldfischbecken saß kerzengerade der Beg Kobad, die Hände auf dem Knauf seines Stockes gefaltet. Die Reflexe des bewegten Wassers spielten auf seiner Gestalt und warfen blitzende Lichter auf das dunkle Gewand des Magush. Auf einem Tisch im Schatten standen Schalen mit Eis und Karaffen mit gekühltem Wein. Diener warteten darauf, ihre Arbeit zu tun.
    Als der Shâya, gefolgt von Massinissa und seinem Erzieher, den Hof betrat, erhob sich Kobad und verneigte sich. »Großedle«, sagte er höflich, »ich stehe zu Diensten.«
    »Nimm wieder Platz, Kobad«, erwiderte Shâya Faridun mit einer huldvollen

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