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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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tief, dass sie nur eine Armlänge weit blicken konnte.
    Eine Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit, blieb aber außerhalb ihrer Reichweite stehen. »Wer bist du?«, fragte sie.
    Du hast gerufen , sagte eine Stimme, die körperlos in ihrem Ohr zu summen schien.
    »Seelenbruder?«, fragte Lilya. »Bist du es?«
    Hab keine Angst , sagte/dachte die Stimme.
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte Lilya und es stimmte. Die Stimme war freundlich und schien keine Gefahr zu bringen. Jemand, der mit ihr sprach. Wie sehr hatte sie es sich gewünscht.
    »Hilf mir, wenn du mein Seelenbruder bist«, sagte sie laut. »Ich weiß nicht mehr, was wirklich ist und was Traum. Wer ist die schreckliche Drachenfrau? Warum verfolgt sie mich? Und warum quält mich mein Großvater so sehr?«
    Sie ist die Mutter des Wüstenvolkes. Und Kobad hat große Pläne, sagte die Stimme. Du bist ein kleiner, aber wichtiger Teil darin. Er sucht nach der Unsterblichkeit.
    »Das weiß ich«, entgegnete Lilya. Sie war mit einem Mal zu erschöpft, um stehen zu bleiben. Ihre Beine zitterten vor Schwäche, und sie hockte sich schnell hin, bevor ihre Knie unter ihr nachgaben. »Ich kann nicht mehr«, sagte sie laut.
    Die Gestalt kam einen kleinen Schritt näher. Ich bin hier, sagtesie. Ich kann dich beschützen und dir helfen. Aber du musst auch etwas für mich tun.
    »Was soll ich tun?«, fragte Lilya nach einer winzigen Pause. Es gefiel ihr nicht, dass ihr Seelenbruder ‒ wenn er es denn war ‒ auch wieder nur seinen Vorteil suchte, aber hatte sie eine Wahl?
    Wieder kam der Mann einen Schritt näher. Lilya begann, Einzelheiten zu erkennen, aber da war ein Lichtschein hinter seinem Rücken, der seine Gesichtszüge im Dunkeln ließ. Groß war er, schlank. Sein Kopf lag im Schatten.
    Du bist die Tochter meiner Tochter, sagte die Erscheinung zu Lilyas Überraschung. Du bist die Tochter meines Freundes. Ich bin dir wohlgesinnt, Lilya Drachenkind. Ich bin der Herr der Drachen. Mein Volk leidet, weil die Sardar-Jäger es verfolgt und tötet, nur um Drachenhaut zu erlangen. Du bist ausersehen, mein Volk zu retten ...
    Während er sprach, kam er näher auf sie zu, und endlich konnte Lilya sein Gesicht sehen. Er war nicht ihr Seelenbruder. Sie schlug die Hand vor den Mund und erstickte den Schrei, der aus ihrer Kehle dringen wollte.
    Ein kahler Kopf und ein lippenloser, grausamer Mund, glitzernde Opalaugen und eine gespaltene Zunge. Der Naga streckte die Hand nach ihr aus, um sie aufzuhalten, aber Lilya hatte sich schon herumgeworfen und rannte davon in die rettende Dunkelheit.

    »Ich habe sie endlich aufgestöbert.« Aspantaman hockte sich vor dem Prinzen hin, der unter einem der Fächerbäume im Garten des Serails saß und trübsinnig in das kleine Wasserbecken starrte. Massinissa hob den Kopf. Er seufzte leise. »Mondphase?«, fragte er schleppend.
    Der Weiße Obersteunuch verzog mitfühlend das Gesicht. Er beugte sich vor und berührte die Wange des Prinzen. »Beinahe Dunkelmond«, sagte er. »Noch drei Tage, Massin.«
    Der Prinz stöhnte. »Die schlimmste Zeit«, murmelte er und hob die Hände zum Kopf. »Hier drinnen. Alles dunkel.«
    »Ich weiß.« Aspantaman wandte den Blick ab. Selbst er, der sich jeden Tag in der Nähe des Prinzen aufhielt, hatte Mühe, den Anblick zu ertragen. »Hast du mich verstanden, Massin?«, fragte er eindringlich. »Ich weiß, zu welchem Haushalt das Mädchen gehört, das du suchst.«
    »Mädchen«, wiederholte der Prinz. Seine Miene war verständnislos. »Welches Mädchen meinst du?«
    Aspantaman seufzte leise. Er griff nach dem Arm des Prinzen und half ihm auf die Füße. »Du musst etwas essen«, sagte er. »Und dann solltest du schlafen.«

    Ajja kam mit einem Arm voller Kleider ins Schlafgemach gestürzt. »Kleine Lilie, bist du wach? Steh auf, steh auf.« Sie riss die Vorhänge des Bettes beiseite, ließ die Kleider aufs Bett fallen und rüttelte erstaunlich unsanft an Lilyas Schulter. »Komm, hier ist ein schöner, heißer Tee.« Sie schob die Tasse, die sie in der anderen Hand balanciert hatte, unter Lilyas Nase.
    Lilya setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Was ist denn?«, jammerte sie und gähnte. »Ich bin so müde, Ajja. Großvater hat mich fast bis zur Morgendämmerung ...«
    »Schsch«, machte die Amme und goss Wasser in die Waschschüssel. »Husch, husch, mein Kind. Der Herr verlangt nach dir.« Sie nahm Lilya die Tasse weg und fuhr ihr mit dem nassen Schwamm übers Gesicht.
    »Ajja«, schrie Lilya auf und

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