Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
verschwunden, obwohl sie seine Stimme in ihrem Ohr flüstern hören konnte. Hör gut zu, sieh gut hin, flüsterte die Stimme. Was du siehst und hörst, wird dich retten. Ein körperloses Lachen. Ich kümmere mich derweil um deinen Daeva.
    Lilya atmete erleichtert ein. Sie konnte wieder etwas sehen und einen Körper besaß sie auch. Sie streckte ihre Hand aus und betrachtete sie. Ihr Blick wanderte über die Zeichnungen, die ihre Haut mittlerweile über und über bedeckten. Die Schnörkel und Kringel leuchteten sanft. Es war ihr Licht, das die finstere Umgebung ein wenig erhellte, sodass Lilya sehen konnte, wohin sie ging.
    Sie setzte Fuß vor Fuß. Das Licht der Zeichen wurde mal schwächer und dann wieder heller und leitete sie, bis sie in einen größeren Raum gelangte, in dem eine andere, ebenfalls im Licht der Zeichnungen auf ihrer Haut schimmernde Gestalt sie erwartete.
    Die Drachenfrau streckte die Hand aus und Lilya ergriff sie. Ihre Zeichnungen lösten sich von den Händen und schwebten dicht über ihr in der Luft, in allen Farben des Regenbogens erstrahlend. Sie verschmolzen mit denen der Drachenfrau.
    »Lilya, mein Kind«, sagte die Frau. Ihre Lippen bewegten sich nicht und ihre Stimme erklang wie vorher die Des Naga in Lilyas Kopf. »Du bist noch rechtzeitig zu mir zurückgekehrt. Lass dich lehren.«
    Die leuchtenden Erscheinungen wurden heller und noch heller, strahlten wie das Licht der Sonne. Lilya musste die Augen zusammenkneifen.
    »EINS«, sagte die Stimme. Sie hallte wie ein tiefer Gong. Vor Lilyas geschlossenen Augen erschien blendend hell ein einzelnes,komplexes Zeichen in strahlendem Gold. Sie erkannte es. Das war das erste der Zeichen auf ihrer Wange, das sie deutlich hatte erkennen können. Sie atmete ein und mit ihrem Einatmen wusste sie. Dies war das erste Zeichen. Es war mächtig. Es konnte ...
    Lilya verlor den Gedanken, ehe sie ihn fassen konnte.
    »ZWEI«, donnerte die Stimme. Dunkelblau glühend formierte sich ein anderes, aus ein paar geraden Strichen zusammengesetztes Zeichen vor Lilyas innerem Blick. Es verschmolz mit dem ersten zu einem dritten, komplex strukturierten, das in kaltem Grün vibrierte. »DREI.«
    Lilya verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Zeichen um Zeichen erschien, verwandelte sich in ein anderes, verschmolz mit dem nächsten, wanderte durch das Farbspektrum, sandte Bedeutung, Sinn, Wissen in Lilyas begierig geöffneten Verstand, in ihr empfangendes Bewusstsein. Sie wurde müde, aber immer noch wanderten die Bilder durch ihren Kopf, schickten ihr Botschaften, nahmen etwas von ihrer Kraft mit sich, bis ihre Knie zitterten und ihre Schultern zu schmerzen begannen.
    Dann herrschte einen kurzen Moment lang Stille. Dunkelheit, Entspannung.
    »Noch kannst du nicht beherrschen, was du heute gelernt hast«, hörte sie die Stimme der Drachenfrau sagen. »Aber eines Tages wird dir all dies zur Verfügung stehen. Du wirst dein Erbe annehmen und die Drachenkraft wird erwachen. Von diesem Tag an wirst du die Zeichen auf deiner Haut nicht mehr benötigen, weil du sie in deiner Seele trägst.«
    Lilya atmete ein und hielt die Luft an, denn in einem Inferno aus Licht, Tönen, Farben, Gerüchen und Empfindungen stürzten all die vorher empfangenen Zeichen auf sie herab, heftetensich an ihre Haut, gruben sich in sie ein, ließen Lilya vor Schmerz aufschreien und in die Knie gehen, weil das schiere Gewicht der Namen, Formen, Bedeutungen sie zu erdrücken begann.
    Sie fiel zu Boden und verlor für einen kurzen Moment die Besinnung.
    Als sie wieder sehen konnte, stand sie hoch aufgerichtet in einem von Kerzen erhellten Zimmer, und ein Panther umkreiste sie, Mordlust in den Augen und mit erwartungsvoll halb geöffnetem Maul, in dem scharfe Reißzähne blitzten.

Z AUBERZEICHEN
    Lilya drängte den ersten, kalten Hauch von Panik beiseite. Ruhig , dachte sie und drehte sich mit dem Panther, behielt ihn im Blick. Ruhig. Sieh ihn dir an. Du kennst dieses Tier. Es ist der Prinz ...
    Während sie das dachte, verschob sich ihr Blick, schärfte sich und ließ gleichzeitig die Umgebung verschwimmen. Nur der Panther war deutlich gezeichnet, und hinter ihm, durch ihn hindurch, konnte Lilya die Gestalt des Prinzen erkennen. Mager, rastlos, mit einem Blick, aus dem Wahnsinn und Blutrausch sprachen.
    »Amayyas«, sagte sie halblaut. »Prinz Massinissa. Sieh mich an.«
    Der Panther fauchte laut und schlug mit dem Schwanz. Der Prinz wandte ihr das Gesicht zu, sah ihr in die Augen. Sein Blick war starr.

Weitere Kostenlose Bücher