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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Dorf verbracht hatten, einige der Zauber erklärt, aber auch sie war der Meinung gewesen, dass die Dämonenbeschwörungen etwas waren, was nicht zu Beginn einer Ausbildung durchgenommen werden sollte.
    Verstärkung, Bann und Ruf. Diese drei waren es, die jetzt so kribbelten und juckten. Was hatte das zu bedeuten?
    Lilya sah unruhig zum Himmel. Dort hinten am Horizont zog wirklich eine Wolkenwand auf. Das war nicht ungewöhnlich, alle paar Wochen fegte ein Sturm über die Ebene und deckte alles mit Sand und Gestrüpp zu. Es wäre schade, wenn gerade heute das Fest davon gestört würde.
    Sie berührte den Wetterzauber auf ihrem Unterarm und fuhr das Zeichen mit der Fingerspitze nach. Vor ihrem inneren Auge erschien das Symbol in einem schillernden Blaugrün. Mit einem tiefen Atemzug ließ sie es vor sich in der Luft entstehen. Das Blaugrün glitzerte wie tiefes Wasser, das von der untergehenden Sonne beschienen wurde. Ein Streifen Orange, der in ein sanftes Purpur überging, schnitt quer durch das Zeichen. Es war wirklich ein Sturm, der auf das Dorf zukam.
    Einen winzigen Moment lang schweiften ihre Gedanken ab.Woher kam ihre Erinnerung? War sie jemals am Großen Meer gewesen und hatte die Sonne über dem Wasser untergehen sehen? Sie hatte Mohor nie verlassen ‒ oder doch?
    Lilya schob den ablenkenden Gedanken ärgerlich von sich. Das beschworene Zeichen war verblasst und schwebte nur noch wie ein Schemen vor ihren Augen. Sie gab ihre Konzentration und Kraft hinein und ließ es erneut aufleuchten. Dunkelgrün und strahlend war es jetzt und blau, rote und orangefarbene Blitze durchzuckten die Oberfläche. Lilya meinte, fernen Donner zu hören, und auf ihrer Zunge prickelte der scharfe Geschmack elektrischer Entladungen. Die Härchen auf ihrer Haut richteten sich auf. Gewitter und Sturm. Wenn sie das Zeichen jetzt entließ, würde sich die Naturgewalt gleich hier über dem Dorfplatz entladen. Sie musste es jetzt umkehren, und das war etwas, das sie noch nicht vollkommen beherrschte. Vielleicht hätte sie doch lieber gewartet, bis Tedus ihr beistehen konnte ‒ aber für diesen reuevollen Gedanken war es jetzt zu spät. Der Zauber war begonnen, sie musste ihn allein vollenden.
    Mit einem entschiedenen Ruck wandte sie das Zeichen um. Wo oben gewesen war, war jetzt unten. Rechts verkehrte sich nach links. Dunkles Blau wurde grelles Orange, das schimmernde Grün verwandelte sich in ein sattes Blutrot. Die Blitze zuckten nun von unten nach oben, sie glitzerten in einem kalten Azur und Gelbgrün.
    Lilya entließ den angehaltenen Atem und schob mit ihm das Zeichen zum Horizont, auf die sich auftürmenden Wolken zu. Wenn sie es richtig gemacht hatte, dann ...
    Sie japste, denn unvermittelt legte sich eine Hand auf ihren Arm. »Lilya, kommst du zum Fest?«
    »Nicht jetzt«, wehrte sie atemlos ab. Sie sprach nicht weiter, hielt das Zeichen im Blick. Es entfernte sich, wurde größer und gleichzeitig verschwommener. Wie eine Wolke aus wirbelnden Farben trieb es davon, schwoll an, bis es vom Boden bis zum Himmel reichte. Es traf auf die ersten Sturmausläufer, erzitterte, verlor weiter an Substanz. Als es die Wolken berührte, begannen diese zu kochen. Blitze zuckten zum Boden, Donner grollte.
    »Oh, was für ein Glück«, hörte sie das Mädchen sagen, das neben ihr stand und ihren Blicken folgte. »Wenn der Sturm hierher gekommen wäre, hätten wir was erlebt.«
    Lilya nickte, sie hielt immer noch den Atem an. Das Unwetter tobte am Horizont über die Ebene. Sie konnte sehen, wie trockene Büsche ausgerissen und über den steinigen Grund getrieben wurden. Sand fegte in langen Wellen durch die Luft und verdunkelte den Himmel. Sie konnte den Sturmwind heulen und den Donner auf die Erde niederschlagen hören, so nah war das Unwetter schon ans Dorf herangerast. Aber ihr Zauber hielt es fern. Sie konnte spüren, wie er an ihr zerrte und wie er ihre Kraft benutzte, um den Sturm zu zähmen. Sie begann zu zittern.
    Das Mädchen, es war eine von Tedus’ Nichten, stieß einen erschreckten Laut aus. »Du bist das? Ganz alleine?«, rief sie. »Ich hole Hilfe!«
    Lilya sah im Augenwinkel, wie sie davonrannte, auf das Versammlungshaus zu. Ihr Zittern wurde stärker. Der Sturm war zu mächtig für ihre noch ungeübten Kräfte. Tedus hatte ihr eingeschärft, niemals einen Zauber zu beginnen, den sie nicht abschätzen konnte. So ein Sturm war eine der stärksten Kräfte neben der Zeit. Sie war ein Sandkorn in der Gewalt des Windes, der Wolken

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