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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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das Wild, dem die Jagdgesellschaft nachstellte, und dieses Versteck hier war zwar gut für die Alten und Kranken, aber nicht gut genug für sie.
    Mit leisem Bedauern sah sie am übernächsten Tag das Tal hinter sich verschwinden. Dann war wieder nichts um sie als Sonnenglut, Hitze und Geröll, das stetige Stampfen der Kamele, die Rufe der Männer, die helleren Stimmen und der Gesang der Frauen, die nebeneinander durch den Sand liefen oder dösend auf den Kamelrücken schaukelten.
    Lilya wechselte inzwischen genauso selbstverständlich zwischen Reiten und Laufen wie die anderen Wüstenleute. Ihre Schmerzen waren verschwunden, sie begann die Reise sogar zu genießen.
    Die Drachenberge wuchsen langsam vor ihnen aus dem steinigen Boden. Sie waren so hoch, dass Lilya auf ihren fernen Gipfeln den weißen Schimmer von Schnee erkennen konnte, und um die Gipfel zogen riesige Vögel ihre Kreise.
    Am zwölften Tag der Reise zog die Karawane durch einen tiefen Einschnitt zwischen zwei hoch aufragenden Felsen und hatte ihr Ziel erreicht: das Drachengebirge.
    Sie rasteten zum letzten Mal unter freiem Himmel. Der Wind, der von den Gipfeln zu ihnen herunterfiel, war kalt und frisch, und die Sterne, die am tiefschwarzen Himmel erschienen, strahlten bläulich und fern. Lilya fror die ganze Nacht, trotz der wärmeren Decke, die Tedus ihr gegeben hatte.
    Die Morgensonne erreichte kaum den Grund des Taleinschnitts, in dem sie lagerten. Lilya hockte mit ein paar anderen, erstaunlich schweigsamen Mädchen und Frauen um eins der kleinen, kaum wärmenden Feuer, hielt einen Becher mit heißem Tee umklammert und zog ihre Füße unter ihr Gewand. »Mama, ist es dort beim Drachen wärmer?«, hörte sie eins der kleineren Kinder quengelnd fragen. Die Antwort der Mutter bestand in einem besänftigenden Brummen und einer Umarmung.
    Lilya hätte beinahe neidisch geseufzt. Jemand, der sie in den Arm nahm, sie tröstete und warm hielt ‒ das hatte sie schon so lange nicht mehr erleben dürfen. Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte sie an Ajja. Was sie wohl jetzt ohne Lilya in Kobads Haushalt machte? Musste sie vielleicht in der Küche arbeiten? Ajja hasste Küchenarbeit, das hatte sie immer gesagt. Oder hatte der Beg sie sogar verkauft? Lilya schüttelte den Gedanken ab, ehe er sie traurig stimmen konnte. Ajja ging es sicherlich besser als ihr ‒ sie hatte ganz bestimmt ein Dach über dem Kopf und ein weiches Bett, ein warmes Feuer und Mahlzeiten, die nicht nach Kameldung schmeckten.
    Und aus dem Gedanken an Ajja entstand ein anderer. Sie sehnte sich nach Yanis Lachen und seiner unbekümmerten Art. Wie gerne hätte sie jetzt mit ihm diese Reise unternommen. Das alles wäre mit Yani an ihrer Seite sicher viel weniger beschwerlich gewesen.
    Der Pfiff zum Aufbruch ertönte. Das Lager wurde abgebrochen, die Kamele beladen, die Feuer wurden gelöscht. Die letzte Etappe der Reise begann.
    Lilya dachte später noch oft mit leisem Schrecken an den Tag, der nun folgte. Es ging steil den Berg hinauf, und zwar auf einem schmalen Pfad, der gerade breit genug war für ein Kamel mit seiner Ladung oder seinem Reiter. Der Weg schlängelte sich im Zickzack an der Bergflanke empor. Am frühen Mittag waren sie schon so hoch über der Ebene, dass Lilya meinte, in der Ferne die golden schimmernden Türme Mohors erblicken zu können. Sie klammerte sich mit weißen Knöcheln an dem hölzernen Sattelhorn fest und starrte auf die Ohren ihres Kamels. Der Blick hinunter in den Abgrund, der dicht neben ihr gähnte, verursachte ihr Übelkeit.
    Sie hörte, wie ein Junge rief: »Schaut nur, dort!«, wobei er in den Himmel deutete. Lilya hob den Blick empor. Immer noch ein gutes Stück über ihnen glänzten die schneebedeckten Gipfel des Gebirges, und dort kreisten auch immer noch diese riesigen Vögel, die sie für Adler gehalten hatte. Aber jetzt, wo sie dem Himmel so nahe gekommen war wie noch nie in ihrem Leben, konnte sie erkennen, dass die großen Geschöpfe keine Vögel, sondern etwas ganz anderes waren. Mit einem Erschrecken, das tief aus ihrem Inneren und aus ferner Vergangenheit kam, erkannte sie die Silhouetten der Wesen, ihre mächtigen, golden und grün schimmernden Flügel, den gezackten Schweif, den anmutig gereckten Hals mit dem großen Reptilienkopf. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren, weil sie sich im Sattel nach den Geschöpfen reckte, die dort über ihrem Kopf ihre Kreise zogen.
    »Die Drachen«, jubelte ein Mädchen hinter ihr mit schriller Stimme.

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