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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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und der Blitze ...
    Lilya klammerte sich an einen Pfahl, der neben dem Haus in den Boden gerammt war. Ihre Fingernägel bohrten sich in das rissige Holz. Sie hatte den Mund geöffnet und schrie lautlos gegen das Tosen des Sturmes an. Noch konnte sie ihr Zeichen sehen und fühlen. Es flackerte, aber es hielt das Gewitter fest umschlossen. In dem Kessel tobten inzwischen Gewalten, die ausreichten, um Felsen aus dem Boden zu reißen und den Himmel in Brand zu setzen. Lilya fürchtete, entzweigerissen zu werden, wenn sie das Zeichen weiter zu beherrschen versuchte. Sie musste loslassen, aber wenn sie das tat, würde der wütende, entfesselte Sturm mit einer Gewalt über das Dorf herfallen, das es ganz und gar zerstörte.
    »Bist du nun mutig oder tollkühn?«, fragte eine nachdenklich-amüsierte Stimme. »Ich bin beinahe versucht, mir den Ausgang dieses Unternehmens anzusehen.«
    Lilya wagte nicht, den Blick von dem tobenden Unwetter zu nehmen, aber sie hatte die Stimme erkannt. Sie schmeckte Blut auf der Lippe. »Naga«, stieß sie gepresst hervor, »du kommst zur Unzeit. Wenn du mir ‒ nicht helfen ‒ kannst ...«, sie sprach nicht weiter, sondern griff mit letzter Kraft hinaus, um ihr erlöschendes Zauberzeichen noch einmal aufflackern zu lassen, »... dann verschwinde ‒ und störe ‒ mich nicht«, ergänzte sie keuchend.
    Das zischende Lachen klingelte in ihren Ohren. »Freches Ding«, sagte Der Naga anerkennend.
    Eine körperlose Hand schloss sich um ihr Handgelenk. Eine Welle von Kraft ergoss sich in ihr Inneres und ließ sie in die Knie gehen. »Kanalisiere!«, befahl der Schlangengott.
    Sie hatte es noch nie getan, aber sie wusste, was er wollte. Mit weit geöffneten Augen fixierte sie ihr Zeichen und die Urgewalten, die davon am Platz gehalten wurden. Ein Feuerstrom schoss durch ihren Körper und hinaus durch die feinen Verbindungen, die sie an das Zauberzeichen fesselten. Sie blickte in das grelle Aufflammen und musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden. Selbst durch ihre geschlossenen Lider drang das Licht des verstärkten Zaubers. Ihr Zeichen strahlte weiß glühend auf, dehnte sich aus und zog sich dann zu einem schmerzhaft hellen Punkt zusammen, den tobenden Sturm in sich einschließend. Lilya öffnete einen Spaltbreit die Augen. Ein heftiger, lauter Knall erschütterte die Ebene und ließ Risse in der Wand hinter ihr entstehen. Staub und Stroh wirbelten auf und nahmen ihr für einen Moment die Sicht.
    Dann klärte sich die Luft, ein scharfer Windzug trieb den Staub davon und der Sturm war verschwunden.
    Lilya sackte in die Knie. Ihr Atem ging so hastig, als wäre sie gerannt. Sie blickte auf, um Dem Naga zu danken, aber da war nur der Pfosten neben ihr, an den sie sich immer noch klammerte. Ihr wurde mit einem Mal schwindelig und übel.
    »Lilya!« Rufe und auf den Boden klatschende Füße. Jemand packte sie bei den Schultern, um sie aufrecht zu halten. Lilya schloss die Augen und ließ zu, dass sie hochgehoben, in eine Hütte getragen und auf ein Lager gebettet wurde. Ein kühler Lappen wischte über ihr Gesicht, jemand massierte ihre Hände, Wasser träufelte auf ihre Lippen, eine Decke legte sich auf ihre vor Kälte und Erschöpfung bebenden Glieder. »Es geht mir gut«, wehrte sie stammelnd ab. »Lasst mich nur einen Moment ausruhen.«
    Jemand scheuchte mit ein paar Worten die freundlichen Leute aus der Hütte. Tedus. Die Drachenfrau legte ihre großen Händeauf Lilyas Stirn und Brust. »Kind, das hätte aber böse ausgehen können«, sagte sie. Ihre tiefe, raue Stimme klang besorgt. »Ganz allein einen Sturm beschwören. Wie bist du denn auf diese verrückte Idee gekommen?«
    Lilya öffnete die Augen und sah in das dunkle Gesicht, das sich über sie beugte. Tedus’ Zaubermale leuchteten. Die Drachenfrau schien in großer Sorge zu sein.
    »Das hat Der Naga auch gesagt«, murmelte Lilya. »Tollkühn. Er wollte eigentlich auch ›verrückt‹ sagen.« Sie kicherte erschöpft und fiel unvermittelt in einen traumlosen Schlaf.

Z UFLUCHT
    Am dritten Tag tat ihr jeder Knochen und jeder Muskel im Leib weh, und das beständige Schaukeln, die Sonnenglut und der allgegenwärtige feine Sand, der in jede Falte, jede Ritze kroch, trieb sie beinahe in den Wahnsinn. Das Dorf war schon lange hinter ihnen am Horizont verschwunden, aber die Berge, auf die sie zuhielten, schienen noch keine Handbreit näher gekommen zu sein.
    »Geh zwischendurch zu Fuß«, hatte Gwasila ihr geraten. Der

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