Equilibrium
glauben, dass hier etwas Schlimmes passieren konnte. Tja, vielleicht für manche, aber sie war durch ihre Zeit bei der Agency abgehärtet. Die schlimmsten Dinge passierten an den unwahrscheinlichsten Orten.
Sie bog nach Anweisung des Navi auf eine Nebenstraße ab. Es war eine ziemlich durchschnittlich wirkende Straße mit typischen Häusern der Mittelklasse. Der Rasen in den Vorgärten sah perfekt aus; die Häuser standen viel weiter voneinander entfernt als gewöhnlich. Sie fuhr zum fünften Haus auf der linken Seite und parkte. Das Haus der Weeks stand zwei Häuser weiter, aber die Stichstraße, die dorthin führte, war schon von den Einsatzwagen belegt. Sie sah sich die Persönlichkeitsprofile der Bewohner im Haus der Weeks auf ihren brandneuen iPad an, ihrem neuen Lieblingsspielzeug. Grayson und Justin Weeks, Vater und Sohn, waren beide attraktiv.
Zwei Beamte der örtlichen Polizei warteten auf sie.
»Agentin Adams?«, fragte die Polizistin. Sie schien von der Förmlichkeit des FBI eingeschüchtert.
»Ja, und Sie sind?«, fragte Claire und betrachtete die beiden Beamten, die sie überragten.
»Ich bin Sally, Sally Mason, und das hier ist mein Partner Buck Pinsky.«
Claire hatte das Gefühl, keine Zeit zu haben, um freundlich oder auch nur höflich zu sein, aber sie zwang sich zu nicken und zu lächeln, bevor sie weitersprach. »Geben Sie mir einen schnellen Überblick, während wir hereingehen. Antworten Sie bitte kurz auf meine Fragen.«
Sally nickte, aber aus dem Augenwinkel bemerkte Claire Bucks Augenrollen. Claire sah, dass Sally Buck den Blick zuwarf und dass er schnell einen Schritt zurück machte, um hinter ihr und Sally zu gehen. Claire tat einfach so, als hätte sie den Austausch nicht bemerkt.
»Sind die Kinder gefunden worden?«, fragte Claire, obwohl sie ganz genau wusste, dass man ihr das augenblicklich per Funk durchgegeben hätte.
»Nein, leider nicht«, antwortete Sally.
Claire dachte, dass ein simples Nein gereicht hätte, aber sie fuhr fort. »Ist jemand aus der Weeks Familie zu Hause?«
»Ja«, antwortete Sally. Sie zögerte, bevor sie hinzufügte: »Dr. Weeks ist da. Der Einzige, der sonst noch unter dieser Adresse lebt, ist sein Sohn Justin. Er ist nicht da, wir versuchen ihn zu finden. Dr. Sen ist auch hier.«
Claire sprach über ihr Funkgerät mit ihren Kollegen bei den beiden anderen Zieladressen, den Häusern der Familien Sen und Moreau. »Irgendetwas?«, fragte sie. Die Neuigkeiten waren enttäuschend.
Dann richtete Claire ihre Aufmerksamkeit wieder auf Sally. »Detective Mason, war jemand außer den Doktoren Weeks und Sen im Haus?«
»Soweit ich weiß, nicht. Allerdings durften wir, also Buck und ich, noch nicht hinein. Nur das FBI-Team ist drinnen. Wir behalten das Grundstück im Auge, bis wir weitere Anweisungen erhalten. Ich wurde gebeten, auf Sie zu warten.«
»Danke, Detectives«, sagte Claire, während sie zum Hauseingang ging. Dort wurde sie von Tanya, einem ihrer Teammitglieder, begrüßt.
»Überprüfen Sie ihre Telefonate, Tanya?«, fragte Claire.
»Ja, wir haben ihre Handys an uns genommen, damit sie zu niemandem Kontakt aufnehmen konnten, während wir auf Sie gewartet haben.«
»Ich spreche zuerst mit Dr. Weeks«, entschied Claire. Tanya nickte und führte sie zu ihm. Er war von Dr. Sen getrennt worden und saß alleine im Wohnzimmer.
»Dr. Weeks, ich bin Agentin Adams. Ich leite die Ermittlungen. Ich habe einige Fragen«, sagte sie und blickte in die ruhigen Augen von Grayson. Sie hatte sofort das Gefühl, ihm vertrauen zu können und musste sich innerlich einen Ruck geben. Vertraue niemandem , dachte sie streng und presste die Lippen ernst zusammen.
»Was geht hier vor? Hat das etwas mit dem Verschwinden von Olivias und Larrys Kindern zu tun?«, fragte Grayson offensichtlich besorgt.
»Ja, woher wissen Sie, dass sie vermisst werden?«
»Rupert, Rupert Darley, hat mich gestern Nacht angerufen, um mich zu fragen, ob ich sie gesehen hätte.«
»Und haben Sie?«, hakte Claire nach.
»Nein, selbstverständlich nicht. Das hätte ich Rupert gleich gesagt«, sagte Grayson und wirkte wegen ihres anklagenden Tonfalls verwirrt.
»Wo ist ihr Sohn? Justin?«, fragte Claire und hoffte, dass er nicht auch vermisst wurde.
»Justin ist hier vor ungefähr einer Stunde weggegangen. Er hat auch weder von ihnen gehört, noch mit ihnen gesprochen. Ich habe ihn danach gefragt, bevor er gegangen ist.« Dann fragte Grayson: »Darf ich fragen, warum Sie mein Haus
Weitere Kostenlose Bücher