Equilibrium
es mit ihm zu besprechen. Er kannte die ganze Geschichte.
»Also wenn ihr alle bereit seid, lasst uns losfahren«, sagte Morena und stand auf. »Es ist eine lange Fahrt.«
»Wo sind wir, Morena? Wir waren hinten in einem Lieferwagen, mir ist es tagelang vorgekommen«, sagte ich.
»Wir sind außerhalb von Reno in Nevada«, antwortete sie. »Wir haben eine lange Fahrt vor uns, ungefähr vier bis fünf Stunden. Mal sehen, jetzt ist es vier Uhr, dann sind wir bestimmt vor zehn Uhr da«, fügte Morena hinzu.
Ich war nicht besonders überrascht, dass uns draußen ein Mercedes-Cabrio erwartete. Morena sprang auf den Fahrersitz und legte ein grau-grünes Tuch über ihre Haare. Ich erkannte es. Meine Mom hatte genauso eines, es war mit astrologischen Symbolen übersäht. Sie setzte noch eine Sonnenbrille auf und wir waren unterwegs. Ich lehnte mich in Kellans Arme und spürte zum ersten Mal seit langem so etwas wie Hoffnung. Ich beugte mich über ihn und streifte seinen Nacken zärtlich mit meinen Lippen. Das erwiderte er mit einem Lächeln und einem Kuss auf meine Stirn.
»Alles wird gut«, flüsterte er und sah mir in die Augen.
»Was ist mit Dad?«, flüsterte ich so, dass nur er es hören konnte. »Er findet spätestens in ein bis zwei Tagen heraus, dass ich verschwunden bin. Ich muss ihn anrufen und ihm sagen, dass es mir gut geht und dass er sich keine Sorgen machen soll.«
Kellan nickte. »Vielleicht kannst du ihn nachher anrufen?«
Vielleicht. Hoffentlich. Ich kuschelte mich an Kellans Brust und genoss den frischen Fahrtwind in meinem Gesicht. Morena fuhr schnell. Wir fuhren praktisch in einem durch und hielten nur ein einziges Mal für Getränke. Einige Stunden später waren wir endlich wieder in Mountain View.
Es war komisch, wieder da zu sein. Es war gruselig zu wissen, dass wir zwar an dem gleichen Ort waren, den ich so gut kannte, aber dass alles dort anders war, weil wir in einer anderen Dimension waren. Wir fuhren an dem Gebäude von Ames vorbei, bogen ungefähr eine halbe Stunde später von der Hauptstraße ab und kamen an einem hellbeleuchteten, schönen Haus an, das von einem weißen Zaun umgeben war.
»Wir sind da«, sagte Morena fröhlich. »Folgt mir.«
Drinnen war es total toll. Wir konnten alle wieder eine Dusche vertragen, aber dann entdeckten wir den Pool draußen.
Morena bemerkte unsere Blicke und sagte: »Es ist zwar schon ein bisschen spät, aber geht nur. Im Häuschen am Pool sind einige Badeanzüge und Badehosen. Da sind auch Duschen. Zieht euch um und springt rein. Ich komme gleich nach.«
Wir zogen Badezeug an und tauchten in Morenas Pool, während sie am Telefon hing, um herauszufinden, wie sie uns nach Hause bekommen sollte. Zumindest hoffte ich, dass sie das tat. Der Pool war klasse. Ich schwamm hin und her und genoss das Wasser. Harry und Kellan lagen auf Liegestühlen und sahen mir zu.
»Kommt zu mir rein«, rief ich und bespritzte sie mit Wasser. Das wollten sie gerade tun, als Morena nach uns rief.
»Ich habe gute Nachrichten«, sagte sie. Sofort schnappten wir uns Handtücher und gingen rein. Sie saß an ihrem Computer und sah sehr glücklich aus. »Ich habe gerade mit Kevin gesprochen.«
Puh! Was für eine Erleichterung.
»Wie geht es ihm? Wo ist er?«, fragte Kellan.
»Es geht ihm gut. Er hat sich den Knöchel verstaucht. Er ist beim Rennen durch den Wald gestürzt, aber er ist okay. Er ist auf dem Weg nach Hause. Er sollte morgen hier sein. Leute, ihr solltet ein bisschen schlafen. Und morgen überlegen wir, was zu tun ist. Sagt mir, wenn ihr etwas braucht oder wollt. Ich habe eure Schlafzimmer vorbereitet, sie liegen nebeneinander im oberen Stockwerk. Schlaft gut«, fügte sie hinzu und drehte sich wieder zu ihrem Computer.
Mein Schlafzimmer war sehr hübsch. Aber ich wollte nicht alleine sein. Ich schlich mich zu Kellan.
»Hast du deinen Dad schon angerufen?«, fragte er. »Hier steht ein Telefon«, sagte er und zeigte auf einen Schreibtisch.
Ich wählte Dads Mobilnummer und wartete, dass er dranging. Wie immer ging gleich Voicemail an. »Dad, ich bin’s. Ich versuche es später noch mal. Mach dir um mich keine Sorgen.«
Kellan sah mich unbehaglich an. »Krabbe, du musst im Moment innerlich total zerrissen sein. Ich hatte einfach angenommen, dass du mit mir zurückkommst. Dass du mit mir zurückkommen willst .« Er verstummte und sah mich fragend an. »Aber mir ist gerade klar geworden, dass du das vielleicht nicht willst, dass du vielleicht hierbleiben
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