Equilibrium
eigentlich zurück nach Mountain View wollte.
»Wir müssen hier raus«, sprach Harry aus, was alle schon wussten. »Es sind drei von uns gegen ungefähr fünf von ihnen, oder? Sie haben ein paar Männer auf die Suche nach Ella und David geschickt, also könnten es vielleicht nur noch drei sein – Dr. Sen, der Typ, der Dan heißt, und noch ein anderer. Und dann ist da noch diese Frau.«
»Drei?«, fragte ich. »Bin ich etwa unsichtbar?«
»Sorry, Krabbe. Ich meinte natürlich vier. Wir sind zu viert«, sagte er, und warf einen kurzen, vielsagenden Blick auf Kevin.
Ach so, ja. Kevin sah nicht so aus, als ob er eine große Hilfe sein würde, wenn es zu einem Kampf kam. Er hatte seine Augen noch geschlossen.
»Das nächste Mal, wenn sie den Lieferwagen hinten aufmachen, müssen wir sofort handeln«, bestimmte Harry.
Kellan und ich nickten. Das mussten wir unbedingt.
Harry fuhr fort: »Ich schlage vor, dass wir uns bei der Tür versammeln, um sie aufzutreten, sobald der Lieferwagen hält. Kellan und ich können die Türen auftreten, sobald sie aufgeschlossen sind und anfangen sich zu öffnen. Dann können wir alle rausspringen und abhauen. Nie im Leben können die so schnell laufen wie wir.« Er sah zu Kevin, der mit den Schultern zuckte.
»Wir brauchen aber Kevin«, sagte Kellan. »Wie sollen wir sonst zurück und durch das Portal kommen?«
»Dafür braucht ihr mich nicht«, antwortete Kevin. »Wenn ihr von mir getrennt werdet, ruft Morena beim SETI Institut an. Hier ist ihre Mobilnummer. Sie wird sich um euch kümmern.« Er griff in seine Socke und holte eine Kreditkarte heraus, die er Harry gab. »Nimm die. Ihr müsst nach Kalifornien kommen. Ich versuche aber mit euch mitzuhalten«, nuschelte er.
»Okay?«, fragte Harry und sah uns an. »Sind wir soweit? Das nächste Mal, wenn der Lieferwagen hält, schlagen wir los.«
Wir sahen ihn ernst an und nickten.
»Was machen wir, wenn wir getrennt werden? Wir haben keine Handys«, sagte ich.
»Folgt mir. Wir dürfen nicht getrennt werden. Wir rennen gemeinsam. Kevin, wenn wir schneller laufen als Sie, gehen wir für Sie zur Polizei«, fügte Harry hinzu.
»Nein, lasst die Polizei da raus. Sagt es nur Morena, sie wird sich darum kümmern«, antwortete Kevin.
Wir warteten und warteten, dass der Lieferwagen endlich hielt. Ich dachte, ich hätte wieder einige Zeit geschlafen. Eingekuschelt in Kellans Armen fühlte ich mich sicher und warm, obwohl ich genau wusste, dass wir nicht in Sicherheit waren. Das war mir schmerzhaft bewusst. Und wenn wir es hier rausschafften, stand ich wieder vor der geh-ich-durch-das-Portal-oder nicht- Entscheidung. Ich musste meinem Dad Bescheid sagen. Er würde irgendwann merken, dass ich verschwunden war. Er würde morgen Abend aus Atlantic City zurückkommen, wenn er nicht schon zurück war. Wie auch immer, würde er es nicht für außergewöhnlich halten, wenn ich ein paar Tage nicht da war. Er war daran gewöhnt, dass ich mein eigenes Ding machte, genauso wie ich daran gewöhnt war, dass er das Gleiche tat.
»Macht euch bereit«, drängte Harry, als der Lieferwagen plötzlich langsamer wurde.
Widerwillig löste ich mich aus Kellans Armen und wir gingen bei den Türen in Stellung, als der Lieferwagen zum Stillstand kam. Mein Magen war ganz verkrampft. Kellan fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare und küsste mich auf die Stirn, gerade als wir hörten, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Ich ballte die Fäuste.
Harrys und Kellans Füße trafen donnernd auf die Türen, die in jemanden krachten, der auf der anderen Seite stand. Wir blieben nicht da, um es herauszufinden. Wir stürzten aus dem Lieferwagen und rannten in den Schutz der Bäume. Kellan hielt meine Hand und raste mit mir durch den Wald. Ich konnte nichts sehen; ich hoffte, dass Harry vor uns war und uns anführte. Wir durften einander nicht verlieren.
Außer unseren eigenen Geräuschen war es zuerst totenstill, als wir aus dem Lieferwagen gesprungen waren. Wir hatten sie überrascht. Aber der ersten Stille folgte wildes Gebrüll und ich konnte hinter mir das Geräusch rennender Füße hören. Sie waren uns auf den Fersen. Wir rannten so schnell wir konnten im Zickzack durch die Bäume. Ich hoffte, dass Kevin mit uns Schritt halten konnte. Kellan hielt meine Hand fest gepackt, während er mich hinter sich herzog. Mir kam es so vor, als ob wir mindestens eine Stunde lang rannten. Die Schritte hinter uns waren schon seit einiger Zeit verschwunden, aber wir rannten immer
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