Equilibrium
schrie; eindeutig Raj Sen. Seine Stimme war unverwechselbar. Sie hatte keine Ahnung, wer die beiden bei ihm waren oder was sie als Nächstes tun sollte. Zurückkehren und Larry und Rupert informieren? Und dann? Sie beschloss, dass es am besten war, noch ein bisschen zu bleiben und mehr über die Situation zu erfahren.
~
Raj Sen war eindeutig rasend vor Wut. Kevin konnte sehen, dass sein ganzer Körper vor Zorn zitterte, während er brüllte. Das war nicht überraschend. Er hatte nicht nur die Kinder verloren, sondern als er bei Ames angekommen war, hatte er keinen Zugriff auf das Portal bekommen. Alle seine sorgfältig ausgearbeiteten Pläne waren zunichte.
»Das wird mir jemand büßen!«, schrie Raj. »Ich werde die Baupläne bekommen, selbst wenn ich sie dafür aus Olivias kalten, toten Fingern reißen muss! Ja, sie werden tot sein, wenn sie sie mir nicht übergibt.«
»Ich weiß nicht, wie ich es noch erklären soll«, sagte Kevin erschöpft. »Ich kann nicht einfach das Portal öffnen und Sie hindurch transportieren. Ich kann mich vielleicht in das System hacken, aber es wird trotzdem nicht funktionieren, nicht jetzt. Es hat keine Energie. Es dauert Monate, bis sich die Energievorräte erneuert haben.«
»Erneuern Sie sie schneller«, winselte Raj. »Das ist so ein Blödsinn! Ich muss jetzt zurück!« Er setzte sich und verbarg sein Gesicht in den Händen. »Das Portal muss funktionieren. Ich darf hier nicht festsitzen. Okay, aufstehen! Wir fahren zu Ames und Sie bringen das Portal zum Laufen, oder Ihr Leben ist keinen Pfifferling mehr wert.«
»Stimmt genau«, sagte Sophie, die wieder ins Zimmer kam. »Hören Sie auf, uns mit Ihrem Blödsinn hinzuhalten. Natürlich können Sie es betriebsbereit machen. Auf geht’s.«
Kevin stand auf, sein Magen brannte. Er musste entkommen und den Kindern helfen. Die Fahrt zu Ames würde eine gewaltige Zeitverschwendung sein und er würde es wahrscheinlich nicht überleben, wenn er das Portal nicht in Gang bekam.
Als er in den Flur kam, griff er in den Wandschrank, um seinen Pass für Ames zu nehmen, der gleich links im Wandschrank an einem Haken hing. Seine Hand wurde gepackt.
»Ich hole nur schnell meinen Pass«, sagte er und glitt in den Schrank, genau in Inez‘ Arme. »Bring mich hier raus«, flüsterte er und schloss die Augen. Sofort spürte er eine warme Welle der Ruhe und einen leichten Schubs. Als er die Augen wieder öffnete, stand er in Inez‘ Flur.
Inez brach völlig erschöpft in seinen Armen zusammen. Er trug sie in ihr Wohnzimmer, wo Olivia und Ella noch immer tief schliefen.
»Dad!«, flüsterte David und umschlang seine Eltern.
»Lass mich deine Mutter hinlegen«, sagte Kevin, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie vorsichtig in ihr Bett. »Ruh dich aus«, sagte er leise. Er machte die Schlafzimmertür zu und ging in die Küche, um mit David zu reden. »Wir müssen Arizona, Kellan und Harry retten.«
»Wo sind sie?«
»In Morenas Haus.«
»Gut, das sollte nicht allzu schwer sein«, antwortete David. »Wir fahren rüber zu Morgana und dann wird es ein leichter Transport.«
Kevin nickte. Morgana und Morena waren Schwestern, die sich dasselbe Haus teilten, nur in verschiedenen Dimensionen. »Wir müssen aber die Erlaubnis der Ältesten einholen. Mom muss eine Krisensitzung einberufen.«
»Geben wir ihr eine Stunde und wecken sie dann«, schlug Kevin vor. »Die Kinder sind erst einmal in sicheren Händen. Wie nimmt Olivia das alles auf? Weiß sie schon von den Wanderern ?«
David kicherte. »Man hat es ihr gesagt, aber ich bezweifle, dass sie irgendetwas davon glaubt. Noch nicht, jedenfalls. Ist Arizona okay, Dad?«
»Ist sie, aber sie hat sich wegen ihrem Dad noch nicht entschieden, was keine Überraschung ist.«
»Dad, glaubst du, dass sie zurückkommt?«
»Ich weiß es nicht.«
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Das Treffen der Ältesten war reine Formalität, aber notwendig. Es gehörte zum Protokoll. Es wurde schnell und effizient abgewickelt. Morgana und Lars würden herübergehen und helfen, die Kinder zurückzubringen. David wollte unbedingt mit, um Arizona selbst zu holen, aber er akzeptierte, dass er noch nicht wieder stark genug war. Inez und David begleiteten Lars und Morgana zurück zu ihrem Haus und sahen zu, wie sie sich wegtransportierten.
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Aus Kellans Schlafzimmer versuchte ich noch einmal, Dad zu erreichen, aber es ging keiner dran. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, dass vielleicht Dr. Sen ihn entführt hatte. Ich musste sichergehen, dass er okay
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