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Equinox

Equinox

Titel: Equinox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Nasenflügel fest. »Du und deine durchgeknallten Aktionen. Ich habe dich immer schon für verrückt gehalten und werde nie verstehen, was mich geritten hat, dir diesen Job …«
    »Jochen«, unterbrach ich ihn, »das hier«, und ich nickte hoch, Richtung Brücke, »ist nicht das Kriegsgericht.«
    For I am your laaaaiiidyyyy, brünstete es aus dem Lautsprecher, and you are my maa-annn …
    »Trotzdem«, schniefte er und richtete mir das Namensschild, während ich ihm noch rasch ein paar Schuppen vom Kragen wedelte.
    Whenever you reeeach for meeeee, FH do all that I ca-aaaannn …
    »Wir werden einen Heidenärger kriegen, und alles nur, weil du mal wieder …«
    »A-hemm«, kam es von oben. »Wenn die … Herren … dann so weit wären?«, säuselte Antonov und kam die Treppe heruntergewalzt. »Der Käptn ist schon vorgegangen«, knurrte er dann. »Der Mann hat nicht die Geduld, zu warten, bis ihr euer Make-up gerichtet habt, und mein Verständnis hat er.«
     
    Bis auf die Tatsache, dass man den Leichnam weggekarrt und einen Großteil des Löschwassers aufgemoppt hatte, sah Fjodrs Kabine ziemlich unverändert aus. Pfeifenrauch durchzog in Schleiern den feuchtwarmen Mief.
    Kapitän Zouteboom stand da, Kopf unter Druck, die Arme vor der Brust verschränkt, während Dr. Köthensieker seine hinter dem Rücken Händchen halten ließ und gemütlich schmauchend umherschlenderte. Mal dies in Augenschein nahm, mal das.
    »Also«, wandte sich Zouteboom an mich und stampfte mit dem Fuß auf den feuchten Teppich. »Wenn ich recht verstehe, teilen Sie Dr. Köthensiekers Ansicht nicht, beim Tod unseres Pianisten könne es sich um einen missratenen … nennen wir es >Löschversuch< handeln?«
    Er sagte es so, als wäre er der Überzeugung, mir damit eine goldene Brücke gebaut zu haben. Ich blickte von ihm zu Köthensieker, der mich mit schräg gelegtem Kopf beobachtete, als wäre er wirklich an meiner Antwort interessiert, und weiter zu Antonov, der mich mit einem heimlichen, vertraulichen kleinen Nicken zum Gestehen ermutigte.
    Ich hob die Hand und schnippte mit dem Finger. »Jochen«, kommandierte ich, »geh raus und hol mir den Feuerwehrschlauch. Und wenn Dr. Köthensieker so nett wäre, sich inzwischen der Länge nach auf das Bett zu legen, dann werde ich allen Anwesenden mal eben kurz demonstrieren, dass selbst bei voll aufgedrehtem Ventil der Wasserstrahl eines C-Rohres nicht in der Lage ist, einem ausgewachsenen Mann irgendeines seiner …«, ich senkte meinen Blick ein Stückchen südlich von Köthensiekers Gürtel, »… GÄWmaßen abzutrennen. Und falls doch«, ich hob den Blick wieder und lächelte sanft, »entschuldige ich mich anschließend in aller Form bei dem Herrn Doktor und gestehe meinen Irrtum ein. Okay?«
    Köthensieker blickte unbehaglich drein. »Das ist doch Unsinn«, zischte er und stellte unwillkürlich ein Bein schützend vor das andere.
    Jochen wollte tatsächlich los, doch der Käptn hielt ihn auf.
    »Schluss«, rief er. »Schluss mit diesem Unsinn. Ich habe hier ein Schiff zu führen. Ich habe Unruhe von unseren Passagieren fern zu halten. Und Geschehnisse wie die der letzten Nacht …«, er sah mich an und alle andern taten es ihm gleich, »… sabotieren meine Arbeit!«, brüllte er mich an.
    »Okay«, sagte ich, beschwichtigend und sämtliche imminenten Vorwürfe kühl umschiffend. »Um die Passagiere nicht weiter zu beunruhigen, wird es daher wohl das Beste sein, möglichst rasch den Mörder zu finden. Dazu beantrage ich hier und jetzt, Herrn Fuchs und mich auf Security-Level eins zu heben und uns beide mit Handfeuerwaffen auszustatten.«
    Die letzte Bemerkung war mehr Effekthascherei als alles andere. Klar bekam ich, mit anwachsender Erschöpfung und Konfusion, allmählich so was wie Schiss, doch muss man an den schützenden Effekt einer Schusswaffe glauben, oder sie nützt einem nichts. Und ich, persönlich, bin der Überzeugung, dass einen das Herumschleppen eines Ballermanns ungefähr genauso gut davor bewahren kann, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, wie das Tragen eines Motorradhelmes davor, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen. Es ist, um es knapp zu sagen, eine Frage der Opposition. Doch wie dem auch sei, meine Worte waren so oder so in den Wind gesprochen.
    »Was Sie nicht recht zu kapieren scheinen, Kryszinski«, knurrte Antonov und siezte mich dabei, »ist die Tatsache, dass Ihre Rolle beim Ableben unseres geschätzten Pianisten noch keineswegs geklärt ist.«
    Kam er mir

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