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Equinox

Equinox

Titel: Equinox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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jetzt auch noch mit diesem Wasserstrahl-Humbug? Ich wollte gerade ansetzen, da ging Zouteboom dazwischen.
    »Schluss«, rief er wieder, wie ein Lehrer bei einer Schulhof-Keilerei, »Schluss, aus. Ich habe eine Entscheidung getroffen.«
    Na, da waren wir aber gespannt.
    »Da ich und mit mir ein erheblicher Teil der Verantwortlichen hier an Bord mit Ihren Arbeitsmethoden nicht länger konform gehen, habe ich beschlossen, Sie mit sofortiger Wirkung von Ihren bisherigen Aufgaben zu entbinden.«
    »Sie sind gefeuert, Kryszinski«, hätte es auch getan, fand ich und hörte mein Bett rufen.
    »Von nun an«, sagte er und sah sich nach allen Seiten um, auf der Suche nach Zustimmung, »wird Herr Fuchs alleiniger Borddetektiv sein.«
    Na, das kann ja was geben, dachte ich.
    »Er ist hiermit von mir persönlich mit der Untersuchung des jüngsten Todesfalls beauftragt.«
    O nein, dachte ich und wand mich, als ich mit ansehen musste, wie Jochens Haltung sich mit der hinzugewonnenen Verantwortung straffte.
    »Sie, Kryszinski, bekommen in Kürze einen neuen Aufgabenbereich zugewiesen. Ich gebe Ihnen zwanzig Minuten, Ihren Generalschlüssel, Ihren Bordpass und das tragbare Funkgerät an die Security-Abteilung zurückzugeben. Bis zur Klärung aller Umstände sind Sie auf Securiry-Grad vier zurückgestuft und stehen unter strengster Beobachtung.«
    Und er nickte Jochen wichtig zu, der nickte noch wichtiger zurück, und ich hob die Hand und rief »Moment mal!« in die Runde, als Einleitung für einen vernichtenden Rundumschlag, den ich nie austeilen sollte, denn Ratso kam in Fjodrs Kabine gestürmt, begleitet vom Dröhnen des Nebelhorns der Equinox.
    »Käptn!«, unterbrach er mich, »die >Noatsu Maru< ist längsseits gegangen. Wir können den Goril-«, er keuchte und korrigierte sich hastig, »den japanischen Fahrgast jetzt übersetzen.«
    »Ah«, machte Köthensieker, »das wurde aber auch Zeit!«, und er und Zouteboom eilten aus der Kabine und Antonov und Jochen hinterher, gefolgt - in etwas gesetzterem Tempo, das ein Anstecken zweier Zigaretten erlaubte - von Ratso und mir.
    »Was’n so wichtig?«, fragte ich ihn.
    Wir traten an Deck und schlenderten gemeinsam Richtung Heck. Die Equinox hatte ihre Maschinen gestoppt und gewaltig an Fahrt verloren, rollte jetzt etwas mehr als sonst in der Dünung. Schon begannen die ersten Fahrgäste, ihre Farbe erst ins Bleichliche und von da ins Grünliche zu wechseln.
    »Gorilla-San hat ‘nen Blinddarm-Durchbrach, wie es aussieht«, meinte Ratso. »Sie setzen ihn über auf einen Fischtrawler, der ihn dann in die nächstgelegene Hafenstadt bringt. Die Häfen hier in der Gegend sind alle viel zu klein für unser Schiff.«
    Als wir am Heck ankamen, hatten ein paar Matrosen den wegen seiner riesigen Statur, der langen Arme und der primatenhaften Körperhaltung so bespitznamten japanischen Passagier schon mitsamt Bahre in eines der beiden bordeigenen Schlauchboote gehievt, von der Höhe der B-Deck-Reling aus wortmächtig unterstützt von Kapitän und Bordarzt. Zum Schutz vor Spritzwasser packten sie den Kranken unter eine große Plane und fuhren dann hinüber zum wartenden und wild schaukelnden japanischen Fischerboot. Alles in allem eine Aktion, wie ich sie nicht unbedingt mitmachen wollte mit einem entzündeten und geplatzten Stück Darm im Wanst.
    »Hätten Sie ihn nicht besser hier an Bord notoperieren können?«, fragte ich Köthensieker, der das ganze Manöver gespannt verfolgte. Er sah kurz zu mir und paffte ein Wölkchen.
    »Sagen wir es so, Kryszinski«, antwortete er dann, am Stiel seiner Pfeife vorbei. »Wenn das Ihr Blinddarm wäre, hätte ich Sie schon längst aufgeschnitten, und die Equinox wäre noch voll im Fahrplan.«
    Na, dachte ich, was fragst du auch.
     
    Lange und nachdenklich starrte ich die Tür zum Kühlfach an. Koks oder Schlaf, so sahen die Alternativen aus. Schlafen oder ein paar rasche Nachforschungen betreiben, bevor man mir meinen »neuen Aufgabenbereich« zuwies. Klos putzen oder sonst was Wildes, um mich bis zum nächsten Hafen bei Stimmung zu halten. Ich wollte gerade mit ausgestrecktem Arm eine Entscheidung herbeiführen, da wummste es von außen gegen unsere Kabinentür, rhythmisch und vehement. Jochen ging öffnen, und herein stürmte Richard E. Scott, der Texaner mit den vielen Fords und der Unmenge Tochter, dicht gefolgt von Mr Honnaido. Während der Japaner gestresst dreinblickte, wirkte der Texaner aufgebracht, stinksauer unter einer dichten Wolke

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