Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
tragen. Das ist wie mit Versicherungen. Du unterschreibst ja wohl kaum einen Vertrag, weil du weißt, dass dein Haus abbrennt oder dein Rad gestohlen wird, sondern du machst es vorsorglich, falls etwas passieren sollte. Außerdem finde ich Kopftücher schön.« Sie lacht. »Ich hab neulich was Lustiges im Radio gehört. Da wurde eine Frau aus Afghanistan interviewt. Sie trug eine Burka, und der europäische Moderator versuchte die ganze Zeit, ihr was über Unterdrückung und Zwang zu entlocken. Aber die Frau hat nur geantwortet, dass so ein Ganzkörperschleier wirklich praktisch sei, weil sie sich nie Gedanken darüber machen müsse, was sie anziehen soll. Es würde auch niemanden stören, wenn sie die Burka einfach über ihr Nachthemd zieht und so morgens Milch und frisches Brot einkaufen geht.«
Ich grinse. »Okay, wenn ich dich in einer Burka sehe, weiß ich, dass du verschlafen hast.«
Rosie lacht. »Vielleicht.«
»Wie läuft es mit Arman und seiner neuen Freundin?«
»Das hat sich schon wieder erledigt.«
»Aha.«
»Er sucht sich immer so langweilige Mädchen. Die einzige vernünftige Freundin, die er bisher gehabt hat, warst du.«
»Mein Gott, das war in der Neunten, das ist hundert Jahre her.«
»Hm. Ich war gerade zwölf. Aber ihr habt mich immer mitgenommen. Wenn Arman deswegen gemeckert hat, hast du nur gesagt: ›Klar kann Rosie mitkommen.‹ So was vergisst man nicht!«
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Gleich neun. Vielleicht loggt er sich heute Abend ja früher ein?
Ich bin ein hoffnungsloser Fall!
Zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf, und wenn ich unterwegs bin, will ich nur noch an meinen Computer zurück. Das muss ein Ende haben. Aus vielen Gründen.
Ich bezahle die ganze Pizza und kriege eine Bärenumarmung von Rosie.
»Du bist ein Schatz, im Augenblick bin ich echt knapp bei Kasse. Aber ab dem 20. habe ich einen Sommerjob. Im Central-Café, hab ich dir das schon erzählt? Die eine, die dort anfangen sollte, ist kurzfristig abgesprungen.«
»Und Ellinor fängt im Miranda an«, sage ich. »Die halbe Clique in der Cafébranche!«
Ich gehe nach Hause. Draußen riecht es jetzt schwach nach Regen. Ein paar bleigraue Wolken haben sich am Himmel zusammengeballt. Vielleicht gibt es ja ein Gewitter.
Ich gehe schneller. Weit weg ist leises Donnergrollen zu hören, als ich das Haus betrete. Während der Computer rauschend die Harddisk hochfährt, setze ich Teewasser auf und spüle mein Frühstücksgeschirr ab. Dann nehme ich meinen Teebecher mit und logge mich bei MSN ein.
Zu meiner Überraschung ist Adrian bereits da. Kaum habe ich das festgestellt, plingt es auch schon aus meinen Lautsprechern.
Adrian: Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen.
Emma: Es ist erst kurz nach neun. Wo ist Elli?
Adrian: Sie sitzt im Zug nach Nyköping. Eigentlich wollte sie am Wochenende ihre Großmutter besuchen, aber da sie ja nun Samstag und Sonntag arbeitet, hat sie beschlossen, jetzt schon zu fahren.
Ellinors Großmutter ist eine zarte, aber kerngesunde und unglaublich klare alte Dame. Sie und Ellinor hatten schon immer eine sehr enge Beziehung.
Emma: Heute Abend also kein Risiko, mit dem Nudelholz verdroschen zu werden?
Adrian: Nein. Aber eigentlich sollte ich mir selbst damit auf den Kopf schlagen.
Emma: Ich weiß. Ich auch. Ich hab mich echt mies gefühlt, als Ellinor heute im Miranda war.
Adrian: Verstehe ich.
Ich atme tief ein und nehme Anlauf. Ich muss es jetzt sagen. Alles tut weh und wehrt sich dagegen, aber ich habe mich entschieden und will es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Es gibt keine Alternative. Es ist, wie es ist.
Emma: Tut mir leid, aber ich krieg das nicht auf die Reihe … Heimlich im Netz befreundet sein und all das. Das ist so verkehrt.
Eine Weile passiert gar nichts, dann erscheint Adrian typing auf dem Bildschirm. Er scheint viel zu schreiben. Ich rechne mit einem Wortschwall, aber der bleibt aus.
Adrian: Ich weiß.
Vielleicht hat er erst einen ganzen Sermon geschrieben und ihn dann wieder gelöscht. Obgleich die beiden kurzen Worte Ich weiß natürlich fast alles beinhalten. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Eigentlich ist es ganz einfach. Und zugleich so unendlich schwierig. Ich will ihn, ich will den Kontakt nicht abbrechen, am liebsten würde ich die Tastatur und den Bildschirm schütteln, damit sie mit alternativen Lösungen herausrücken. Aber die gibt es nicht.
Emma: Es wird mir schwerfallen, dich zu treffen … in der
Clique und
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