Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Gläser Chai. Danach setzen wir uns in den Raum hinter der Theke.
»Ich habe über den Wochenendjob nachgedacht«, sagt Ellinor. »Das wäre echt perfekt. Hast du Karim schon erzählt, dass ich Interesse hätte?«
Ich schüttele schuldbewusst den Kopf. Das hab ich völlig vergessen. »Aber ich hab ihm angedeutet, dass du interessiert sein könntest … am besten sprichst du mit ihm selbst.«
»Das hatte ich vor.«
»Danke noch mal für den schönen Abend.«
»Ebenso. Wir essen immer noch Reste vom Samstag.«
»Du hattest aber auch irre viel gemacht.«
»Hm, ich koche immer zu viel. Aber es macht Spaß, so lecker aufzufahren und dann die glänzenden Blicke zu sehen.« Sie lacht, wird aber schnell wieder ernst. »Sonst alles in Ordnung? Du kamst mir irgendwie … ich weiß nicht … anders vor, irgendwie. Bedrückt dich irgendwas?«
Ich kriege Atemprobleme, und meine Haut kribbelt, als wäre alles Blut schlagartig in die Füße gesackt.
»Bedrückt? Nein, alles in bester Ordnung«, sage ich eilig. »Absolut.«
Was soll ich sonst sagen? Dass ich wegen ihres Freundes nachts wach liege? Dass mein Computer ein Eigenleben führt, seit wir uns schreiben? Dass ich seine Nähe durch die Tasten spüre? Dass ich ihr mit jedem Atemzug Unrecht tue? Dass es solche wie mich überhaupt nicht geben dürfte?
»Und selber?«, frage ich.
Sie zieht die Schultern hoch. »Gut, glaube ich. Aber Adrian ist irgendwie merkwürdig.«
Ein Windstoß fährt durch mein Inneres. Ich schließe die Finger um mein heißes Teeglas und versuche, meiner Stimme einen festen Klang zu geben.
»Ach ja …?«
Sie seufzt. »Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Aber er ist irgendwie so abwesend. Wahrscheinlich trauert er immer noch seinem blöden Motorrad nach.«
»Da wird er schon drüber wegkommen.«
»Das hoffe ich. Er fühlt sich wahrscheinlich ungerecht behandelt von mir, aber mir war das wirklich wichtig. Alle Paare haben ihre Ups und Downs.«
»Hm.«
Ellinor streicht eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versucht, sie halbherzig wieder mit dem Knoten zu vereinen.
»Manchmal ist es echt anstrengend, dass alle in uns das perfekte Traumpaar sehen«, sagt sie. »Und völlig geschockt sind, wenn man nur ein negatives Wort sagt. Andere können mit ihren Freunden über ihre Probleme reden, aber Adrian und ich nicht. Du warst ja dabei, wie die Mädels am Samstag reagiert haben.«
»Aber du hast es doch gut erklärt.«
»Ich glaube nur, dass es nicht alle kapiert haben. Das ist irgendwie so subtil. Manche Dinge lassen sich einfach schlecht in Worte fassen.«
Ich nicke stumm und nippe an meinem Tee. Versuche, mich zu erinnern, welche Informationen ich von Adrian habe und welche von Ellinor. Jetzt bloß nicht verplappern.
Nie mehr mit Adrian sprechen! Nicht in der Weise. Kein Kontakt mehr hinter Ellinors Rücken. Nicht mal rein freundschaftlich. Heute Abend muss ich das Ganze beenden. Klipp und klar. Keiner von uns will ihr weh tun. Wir lieben sie doch alle beide. Freunde müssen wir in einem anderen Leben sein.
Plötzlich lacht Ellinor. »Kannst du mir ein besonders leckeres Baguette oder so empfehlen, das ich für heute Abend mit nach Hause nehmen kann? Nach dem Motto Liebe geht durch den Magen , du weißt schon …«
»Ich mach dir was«, sage ich. »Welcher Belag?«
»Salami und Brie ist gut. Und Pesto. Geht das?«
»Natürlich. Komm einfach mit und guck zu, demnächst musst du dich vielleicht allein im Miranda zurechtfinden.«
Ellinor nickt und wir nehmen unsere Teegläser mit in die Küche. Sofi kommt mit einem Tablett voller Geschirr herein. Ellinor begrüßt sie herzlich.
»Habe gehört, du hast eine heiße Affäre mit Di Leva?«, sagt sie.
»Echt interessant, wie sich die Leute das Maul zerreißen!«, sagt Sofi, aber ihr Lächeln verrät, dass ihr das gar nicht so unrecht ist. »Außerdem hat er kein bisschen Ähnlichkeit mit Di Leva, nicht wirklich.«
»Weiß ich doch, war nur ein Scherz. Geht’s euch gut?«
Sofi wird ein wenig rot und ihre Augen bekommen einen neuen Glanz.
»Ich glaube, ich bin tatsächlich ein bisschen verliebt«, sagt sie. »Markus ist so cool. Spannend. Und sexy, auf seine eigene Art.«
Aus dem Café ruft ein Gast. Sofi stellt das Tablett ab und eilt wieder nach draußen. Ellinor sieht mich neugierig an.
»Ich weiß ja, dass du und Markus nur Freunde seid, aber fühlt sich das nicht trotzdem ein bisschen seltsam an?«
»Ein winziges bisschen«, gebe ich zu.
Ellinor nickt
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