Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
gold, grün glitzernd oder seidengelb. He’s back.
»Adrian«, sage ich.
Markus seufzt. »Ich hab’s gewusst. Du konntest es nicht lassen, stimmt’s?«
Ich schüttele den Kopf.
»Es ist einfach … passiert.«
Und dann erzähle ich.
Von dem nächtlichen Motorradausflug, von unseren MSN-Unterhaltungen, von dem Abend, als das Gewitter war, an dem er plötzlich vor meiner Tür stand, als passiert ist, was nicht passieren durfte, vom nächsten Tag, den ich im Bett verbracht habe, und von Ellinor, die am Donnerstag mit Adrian zusammen im Miranda aufgetaucht ist. Von meiner Sehnsucht und meinem schlechten Gewissen. Aber auch von dem kleinen Teufel in mir, der in allem Wirrwarr damit prahlt, dass so eine wie ich so einen wie ihn rumgekriegt hat. Das ist fast das Peinlichste daran, dieser winzige Teil von mir, der sich geschmeichelt und stolz fühlt, obgleich ich mich mit jeder Faser meines Körpers in Grund und Boden schämen sollte.
Markus hört schweigend zu. Nickt ab und zu, sagt aber nichts, unterbricht mich nicht, fragt nicht. Erst, als ich viel später fertig bin und meinem Wortschwall eine Pause folgt, in der wir hören, wie der Bewohner aus der Wohnung über uns die Tür zuzieht und die Treppe runterrennt, wie die Haustür aufgeht und wieder zuschlägt und wir ein paar Autos vorbeifahren hören, erst da sagt Markus: »Wahnsinn, was du in ein paar Tagen alles zustande bringst.«
Ich lächele blass. »Ich weiß nicht. Ich hab eher das Gefühl, dass ich eben nichts zustande bringe.«
Markus schaut nachdenklich auf seine Hände und bewegt die Finger, als würde er auf einem unsichtbaren Klavier spielen. Das ist eins von Markus’ unverwechselbaren Erkennungszeichen. Als ob die unhörbare Musik von dem unsichtbaren Instrument ihm hilft, seine Gedanken in Ordnung zu bringen.
»Du erstaunst mich wirklich«, sagt er dann. »Und genauso erstaunt es mich, dass ich erstaunt bin, weil ich es ja eigentlich habe kommen sehen … Wie auch immer, ich hab nicht damit gerechnet, dass du es tatsächlich tust . Nicht wirklich.«
Seine Worte versetzen mir einen Schlag auf den Solarplexus, und ich blinzele die Tränen weg, die mir in die Augen schießen.
»Ich bin wohl doch nicht so perfekt, wie du dachtest«, sage ich.
»Das ist es nicht …« Er lächelt. »Ich weiß nicht, was es ist. Adrians Verhalten finde ich jedenfalls noch fragwürdiger! Okay, ich habe verstanden, dass es im Moment zwischen ihm und Elli nicht so gut läuft, das habe ich schon vor einiger Zeit gesagt, aber da wolltest du es mir nicht glauben. Aber deswegen schläft man doch nicht gleich mit ihrer besten Freundin!«
»Er wollte es doch auch nicht …«, murmele ich. »Oder vielleicht schon, aber er hat dagegen angekämpft. Zumindest versucht hat er’s, meine ich.«
»Nicht stark genug offensichtlich«, sagt Markus. »Und jetzt sieh dir an, in welcher Verfassung er dich zurückgelassen hat! Verdammter Casanova.«
Ich schüttele den Kopf.
»Er hat mir nichts vorgemacht, mir nichts versprochen …«
»Das spielt keine Rolle! Er hätte sich beherrschen müssen. So einfach ist das.«
»Klar! Aber ich genauso! Beschwer dich nicht, du wolltest es schließlich wissen.«
»Ja, ja, entschuldige. Es ist leicht, so was zu sagen, ich weiß.« Markus’ Blick ist aufgewühlt, als er mich ansieht.
»Darf ich dich was fragen?« Ich nicke.
»Bist du in ihn verliebt?«
»Ich glaube schon. Ich weiß es nicht. Zwischendurch bin ich mir sicher.«
»Dann ist es nicht nur der Sex?«
»Ich weiß es nicht.
»Ist er in dich verliebt?«
»Das weiß ich auch nicht.«
Markus seufzt. »Ziemlich viel, was du nicht weißt.«
»It’s my middle name just now.«
»Okay …«
Es kehrt wieder Stille ein zwischen uns. Ich weiß nicht, was er denkt. Weiß nicht, ob er traurig oder durcheinander ist. Oder enttäuscht.
Während wir so dasitzen und Löcher in die Luft starren, piept mein Handy. Eine SMS. Von Edwin?
Ich nehme das Handy und öffne die Nachricht.
Du bist seit mehreren Tagen nicht eingeloggt. Bist du sauer? Traurig? Ich vermisse dich. Wir müssen reden. Ellinor ist bei der Arbeit. Kann ich vorbeikommen? /A
Das Herz läuft Amok in meiner Brust, ich merke, wie ich unter Markus’ Blick erröte.
»Von ihm?«
Ich nicke.
Markus steht auf. »Ich wollte sowieso gehen.«
»Nein, warte! Ich meine, du musst nicht …«
Er sieht mich an. »Doch, Emmis, muss ich. Ich brauche frische Luft und will allein sein und nachdenken. Aber ich komme zurück, das
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