Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
sagte er.
Mamas Blick verweilt nachdenklich auf dem Brot. »Emma kann sich wohl kaum leisten, dich durchzufüttern. Hast du noch Geld übrig?«
Edwin wird rot und wirft mir einen hastigen Blick zu. »Ähm … ja, klar …«
»Dann beteiligst du dich hoffentlich an der Haushaltskasse?«
Edwin nickt. »Klar.«
Mein Handy klingelt, und ich zögere, als ich Adrians Nummer auf dem Display sehe. Wie soll ich dieses Gespräch führen mit Mama im gleichen Raum? Aber ich muss einfach wissen, wie es mit Norin gelaufen ist. Das kann unmöglich warten. Mit zitternden Fingern drücke ich die Annahmetaste.
»Emma«, sage ich.
»Hi. Ich wollte dir nur kurz sagen, dass ich mit ihm gesprochen habe und jetzt im Bus sitze.«
»Was … für einen Eindruck hattest du?«
»Ich denke, das lässt sich regeln, aber ich kann hier schlecht reden und für eine SMS ist es zu lang. Logg dich heute Abend ein. Ich weiß noch nicht, wann ich kann, aber … ja …«
»Verstehe. Mach ich.«
»Okay. Bis dann.«
Mama sieht mich freundlich fragend an, als ich das Handy weglege.
»Eine Freundin«, sage ich schnell. »Sie … hat Liebeskummer und braucht jemanden zum Reden.«
»Das war aber kein langes Gespräch?«
»Sie saß im Bus. Meldet sich später noch mal.«
»Ach so.«
Edwin sieht mich unruhig an, was ich mit einem Schulterzucken beantworte.
»Meinst du, die Probleme deiner Freundin lassen sich lösen?«, fragt er.
»Ja«, sage ich. »Denke schon, aber heute Abend werden wir wie gesagt mehr wissen.«
»Aha«, sagt Mama zu Edwin. »Du interessierst dich für den Liebeskummer von Emmas Freundinnen? Da kann man mal sehen.«
Das Handy klingelt schon wieder. Jetzt ist es Markus, der natürlich auch wissen möchte, was Sache ist. Ich erzähle ihm mit übertrieben gut gelaunter Stimme, dass Mama zu Besuch ist und ihn sicher grüßen lässt, was Mama mit einem Nicken bestätigt.
»Das ist aber gar nicht gut, dass sie durch die Gegend fährt und denen den Weg zu Edwin zeigt«, sagt er besorgt. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass sie sich die Mühe machen, sie zu bespitzeln, aber seid trotzdem vorsichtig! Öffnet niemandem die Tür, der nicht vorher im Zoohandel war!«
Ich muss wieder an den Mann in dem Hauseingang denken und prompt bricht mir der Schweiß aus. Dummerweise kann ich Markus nicht davon erzählen, solange Mama danebensitzt.
»Okay«, sage ich angespannt. »Wir, äh, wollen jetzt Kaffee trinken … Telefonieren wir später noch?«
»Natürlich.«
Ich schenke Mama Kaffee ein und gebe mir Mühe, ruhig zu atmen und über neutrale Dinge zu reden. Vielleicht ist der Mann ja völlig harmlos. Ein Nachbar, den ich noch nie gesehen habe, ein Nachbar, der zum Rauchen vor die Tür gegangen ist und plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war.
Als Mama eine gute Stunde später endlich geht, stürzt sich Edwin auf mich.
»Scheiße, ich dachte, sie haut gar nicht mehr ab! Sag schnell, was Sache ist, Emma! Was hat Leander gesagt?«
Ich erzähle ihm von den Ereignissen des Nachmittags, von dem Treffen mit Leander und Adrians Bereitschaft, mit Norin zu reden.
»Das war Adrian, der vorhin angerufen hat, er hatte schon mit Norin gesprochen, saß aber gerade im Bus und konnte nicht offen reden.«
»Aber inzwischen müsste er doch zu Hause sein, kannst du ihn nicht anrufen?« Edwin lässt nicht locker.
Ich sehe Edwin an und überlege, was ich antworten soll. Wieso ist plötzlich nur alles so kompliziert? Bis vor Kurzem war doch noch alles ganz normal. Bis vor ein paar Wochen war das Aufregendste in meinem Leben Markus’ Kleiderwahl.
»Ich habe Elli nicht eingeweiht«, sage ich schließlich.
»Aber sie ist doch deine Freundin, oder?«
»Äh, ja, schon, aber sie ist so … Sie hätte garantiert die Polizei eingeschaltet. Und übrigens, je weniger Leute davon wissen, desto besser, meinst du nicht auch?«
»Wohl wahr«, sagt Edwin. »Aber ob sie das gut fände, was du mit ihrem Freund hinter ihrem Rücken so treibst?«
Mein Gesicht fängt an zu glühen. »Sie darf es eben nicht erfahren«, sage ich. »Es ist nicht okay, aber vergiss nicht, dass ich das alles nur tue, um den kleinen Finger meines bescheuerten Bruders zu retten!«
Edwin nickt. »Okay, kapiert. Ich wollte nicht … Ich bin euch echt extrem dankbar, dass ihr mir helft, du und Markus und dieser Adrian.«
»Schon gut. Das Neuste hab ich übrigens noch nicht erzählt. Als ich nach Hause kam, stand im nächsten Hauseingang ein Mann. Er hat hier
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