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Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Titel: Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Bredow
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Mama.
    Edwin zögert einen Augenblick, legt dann aber gehorsam seinen linken Fuß auf ihr Knie. Ich überlege, ob er ihr gesagt hat, welchen Fuß er verstaucht hat, und ob es in diesem Fall der richtige ist, den er jetzt vorzeigt. Mama zieht den Strumpf runter und Edwin jammert.
    »Au, vorsichtig!«
    »Schon gut«, sagt Mama. »Man sieht ja gar nichts.«
    »Aber es tut immer noch weh«, sagt Edwin.
    »Hm«, sagt Mama und untersucht den Knöchel gründlich.
    Ich muss fast lachen über das Theater, das die beiden abziehen.
    »Kann ich dir was anbieten, Mama?«, frage ich, um sie abzulenken. »Soll ich Kaffee aufsetzen?«
    »Ja … ja, danke, gerne! Ich habe jetzt schließlich eine erwachsene Tochter, die einem Kaffee kocht, wenn man sie besucht.«
    Sie lächelt mich an und ich lächle zurück.
    »Komm, setz dich, dann decke ich den Tisch. Magst du auch ein Brot?«
    »Nein, danke, eine Tasse Kaffee ist wunderbar.«
    Sie erhebt sich vom Sofa und lässt jetzt wenigstens Edwins Fuß in Frieden. Aber das Vorhaben, ein paar ernste Worte mit ihm zu reden, hat sie deswegen noch lange nicht aufgegeben.
    »Hör mal, Edwin«, sagt sie. »Ich habe versucht, dich anzurufen. Wieso schaltest du dein Handy nicht ein?«
    Edwin sieht mich hilfesuchend an, aber ich zucke nur diskret mit den Schultern. Das soll er gefälligst selber regeln.
    »Ich … ähm … der Akku ist leer«, sagt er.
    »Und warum lädst du ihn nicht wieder auf?«
    »Weil ich das Ladegerät in Malmö vergessen habe.«
    »Trollo!«
    Edwin antwortet nicht. Ich stelle Becher auf den Esstisch und er stemmt sich mühsam vom Sofa hoch und humpelt übertrieben zu einem der Stühle und lässt sich darauffallen. Mama folgt ihm und setzt sich ihm gegenüber an den Tisch.
    Sie schiebt sich eine blonde Strähne hinters Ohr und sieht ihn an. »Ich verlange nur eins von dir, Edwin, und das ist, dass du mich auf dem Laufenden hältst. Solange du noch zu Hause wohnst, möchte ich, dass du mir mitteilst, wo du bist, was du machst und wann du nach Hause kommst. Ist das so schwer zu verstehen?«
    Edwin schüttelt den Kopf.
    Mama macht eine diffuse Geste in meine Richtung. »Und was soll das Ganze hier zum Beispiel? Hast du wirklich solche Schmerzen, dass du nicht den Bus nach Hause nehmen kannst?«
    »Ich hab Sommerferien«, sagt Edwin. »Da spielt es doch keine Rolle, ob ich hier oder zu Hause schlafe!«
    Er, der Mama sonst locker um den kleinen Finger wickeln kann, scheint ein flüchtiges Formtief zu erleben. Ich gebe sechs Löffel Kaffee in den Filter und stelle die Maschine an.
    »Wir sehen uns so selten«, sage ich. »Es ist schön, wenn Edwin mal ein bisschen länger bei mir ist und wir endlich mal ausführlicher miteinander reden können.«
    Mama nickt nachdenklich und ich schneide hinter ihrem Rücken eine an Edwin gerichtete Grimasse.
    »Ja, das ist ja auch schön«, sagt sie. »Es ist wichtig, dass Geschwister einen engen Kontakt haben, davon werdet ihr euer ganzes Leben profitieren.«
    Klar, denke ich nicht ohne Ironie. Kaum hab ich engen Kontakt zu Edwin, drohen mir Fingerverlust und Frauenknast.
    Mama jedenfalls scheint das Argument zu versöhnen, dass wir uns öfter sehen wollen. Sie lehnt sich gegen die Rückenlehne und sieht richtig zufrieden aus.
    »Es hat mir ehrlich gesagt zwischendurch schon ein bisschen Sorgen gemacht«, sagt sie, »dass ihr euch so gar nicht nah zu sein scheint. Ich habe mir das Hirn zermartert, ob es daran liegt, dass wir euch nach der Scheidung getrennt haben. Vielleicht war das ein Fehler. Aber du durftest ja selber entscheiden, Emma. Du hättest natürlich auch zu mir kommen können.«
    »Klar, weiß ich«, murmle ich ausweichend.
    »Hast du dich irgendwie vernachlässigt gefühlt?«
    »Nein.«
    »Bist du bei Papa geblieben, weil er dir leidgetan hat? Er war schon immer Meister, allen Leuten in seiner Umgebung ein schlechtes Gewissen zu machen.«
    Es ist das erste Mal, dass Mama andeutet, dass Papa die Scheidung nicht im gleichen Maß gewollt hat wie sie.
    »Nein, Quatsch«, sage ich. »Ich wollte bei Papa wohnen, wir kommen gut miteinander klar.«
    Mama nickt. »Ach ja, loyal wie immer. Hauptsache, ihr wisst, dass ihr nichts falsch gemacht habt, dann ist alles gut.«
    Edwin schaut betreten aus der Wäsche. Ich stelle den Brotkorb und die Margarine vor ihn, damit er was hat, womit er sich beschäftigen kann, und er fängt sofort energisch an, sich ein Brot zu schmieren.
    »Was willst du draufhaben?«, frage ich. »Käse?«
    »Ja, danke«,

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