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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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den Hörer aufgelegt. Sie stand neben Sterling und betrachtete die Liste mit einem zufriedenen
Lächeln. Dann begann sie, mit den entschlossenen Bewegungen
eines Ausbilders bei der Armee Geschirr, Gläser und Bestecke
auf den Tisch zu knallen.
    Kurz darauf trudelten ihre Freunde ein. Mit einem strahlenden
Lächeln auf dem runzligen Gesicht drückte sie jeden Einzelnen
zur Begrüßung fest an sich.
    Sie hatte am Telefon gesagt, sie wären zu zehnt. Sie sind alle
sehr pünktlich, stellte Sterling fest. Der zehnte Gast war derjenige mit dem Wein.
    Sterling schätzte sie alle um die siebzig oder achtzig, und sie
sahen aus, als hätten sie viele Jahre lang im Freien gearbeitet.
Der ledrige Teint und die schwieligen Hände waren ein beredtes
Zeugnis für ein Leben voll schwerer körperlicher Arbeit, doch
ihre Bereitschaft zu lachen und ihre Freude am Beisammensein
unterschieden sich in nichts von den Freundesgruppen, die Sterling in der King Cole Bar in Manhattan oder bei Nor auf Long
Island beobachtet hatte.
    Mama Heddy-Anna holte ein dampfendes, frisch gebackenes
Brot aus dem Ofen und teilte den Eintopf aus. Die Weingläser
wurden gefüllt, und alle Anwesenden versammelten sich um den
Tisch. Sie tauschten Geschichten über ihre Nachbarn im Dorf
oder Ausflüge, die sie gemeinsam unternommen hatten. Häufig
ertönte schallendes Gelächter. In der Woche zuvor hatte im Gemeindesaal eine Tanzveranstaltung stattgefunden, und HeddyAnna hatte auf einem Tisch einen wallonianischen Volkstanz
vorgeführt.
    »Jetzt will ich im Kloster auf einem Tisch tanzen, wenn es am
Neujahrstag groß als Hotel eröffnet wird«, verkündete HeddyAnna.
    »Ich bin auf Skiern rübergefahren und habe einen Blick drauf
geworfen«, sagte der Benjamin der Gesellschaft, ein rüstiger
Siebzigjähriger. »Kaum zu glauben, wie schön es ist. Zwanzig
Jahre lang war es geschlossen, seit der letzte Mönch gegangen
ist. Schön zu sehen, wie alles instand gesetzt wurde.«
    »Meine Jungs sind immer auf Skiern rübergefahren.« HeddyAnna nahm sich noch einmal vom Eintopf. »Zu schade, dass das
Kloster jenseits der Grenze liegt. Wir könnten das Geld der Touristen hier gut gebrauchen.«
    Als das Telefon läutete, begannen alle zu kichern. HeddyAnna wischte sich den Mund an einer Serviette ab, zwinkerte
ihren Freunden zu, legte den Finger auf die Lippen und wartete,
bis es fünfmal geklingelt hatte. Dann hob sie ab und meldete
sich mit schwacher Stimme. »Ha…llo.«
    Sie stand auf, um das schwarze Brett besser im Blick zu haben.
»Ich kann dich nicht verstehen. Sprich lauter. Moment, ich muss
mich erst hinsetzen. Mein Bein will heute nicht so richtig. Es ist
einfach unter mir weggeknickt. Die ganze Nacht habe ich auf
dem Boden gelegen, bis ich endlich wieder aufstehen konnte.«
    Ihre Miene veränderte sich. »Was soll das heißen, ›falsch verbunden‹? Ist da nicht mein Eddie?«
Sie knallte den Hörer auf die Gabel. »Falscher Alarm«, sagte
sie zu ihren Freunden, als sie sich zu ihnen setzte und die Gabel
in die Hand nahm.
»Es war eine gute Übung«, meinte die Frau neben ihr bewundernd. »Heddy-Anna, glaub mir, du wirst mit jedem Mal besser.«
Erneut klingelte das Telefon. Diesmal vergewisserte sich
Heddy-Anna, mit wem sie sprach, ehe sie ihre Gebrechen vorbrachte. Sie wiederholte fast wortwörtlich die Geschichte, die
sie dem ersten Anrufer erzählt hatte. »Und im Übrigen…«, fuhr
sie mit tränenerstickter Stimme fort.
Ein Freund, der neben dem Telefon saß, sprang auf und deutete auf Punkt sechs der Liste.
Heddy-Anna nickte. »… schmeckt mir das Essen nicht mehr.
Die Pfunde fallen nur so von mir ab.«
Ich glaube, ich habe mir ein Bild davon gemacht, was in Wallonia vor sich geht, dachte Sterling nüchtern. Jetzt würde ich
gern zur nächsten Jahreszeit vorspringen und bei Marissa vorbeischauen.
Er verließ die Steinkate, schaute zu den Bergen hoch und in
den Himmel.
Kann ich bitte zu Marissa zurückkehren? Und es soll bitte April sein. Dann schloss er die Augen.
D
ie Weiden sind wohl die ersten
Frühlingsboten, dachte Sterling, als er die schlanken, anmutigen
Bäume auf dem Rasen vor Marissas Haus in Madison Village
betrachtete. Ein silbriger Hauch lag auf ihren Knospen, die bald
aufbrechen würden.
Es war noch früh am Abend, und es wurde allmählich dunkel,
während die letzten Sonnenstrahlen verschwanden. Er ging ins
Haus und stellte fest, dass die Familie zu Abend aß.
Er setzte sich auf einen Stuhl im

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