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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bereitete es ihm dermaßen starke Schmerzen, daß er das Gefühl hatte, auf der Stelle zerrissen zu werden. Dann mußte er sich wahnsinnig zusammenreißen, um nicht loszuschreien und die anderen etwas merken zu lassen. Aber das trat nur ein, wenn das Licht zu stark war, und in seinem Teil des Wohnmobils fühlte er sich sicher.
    Die Fenster waren dort verhängt worden, wo er hockte, und ein Vorhang deckte ihn auch zum Bereich des Fahrers hin ab.
    Mephisto hockte auf dem Boden. Er war dunkel gekleidet. Er hatte im Schneidersitz Platz genommen, den Kopf gesenkt und schaukelte im Rhythmus des fahrenden Wagens.
    Manchmal knurrte oder murmelte er etwas vor sich hin oder hob seine Hände an, um die Finger in die Augenhöhlen zu stecken, die allerdings mit tiefen Schatten gefüllt waren. Von den eigentlichen Augen sah niemand etwas.
    In der Truppe war er der Einzelgänger. Keiner wußte, daß seine Zähne und seine Blutgier echt waren, aber einige ahnten es und hielten sich deshalb von ihm fern.
    Wenn er die Oberlippe nach vorn zog, konnte er die Zähne verstecken.
    Er brauchte sie nur, wenn er auf Beutejagd ging oder auf der Freilichtbühne agierte, um dort den großen Schrecken für alle Zuschauer zu verbreiten.
    Die Wagen hatten London zwar umfahren, aber es dauerte trotzdem ziemlich lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Und es wurde auch Zeit, denn sie mußten sich umziehen und schminken, was Mephisto allerdings nicht nötig hatte.
    Er war auch jemand, der vor der Aufführung nichts probierte. Man gestand ihm dieses Recht zu, denn bisher hatten seine Auftritte immer geklappt, und er war es auch gewesen, der den Zuschauern den meisten Schrecken eingejagt hatte.
    Mephisto lachte vor sich hin, als er daran dachte. Seine Schultern zuckten dabei, und er spürte in seinem Innern eine wahnsinnige Gier und zugleich eine schreckliche Leere, als wäre sein Körper ausgetrocknet worden wie ein Tümpel unter heißen Sonnenstrahlen.
    Es würde sich ändern – bald schon, denn aus dem Spiel sollte diesmal Ernst werden. Er würde ein Erbe hinterlassen, mit dem die Menschen hier nicht zu Recht kamen. Das Grauen würde in sie hineinstoßen wie ein Stein, der ins Wasser gefallen war und entsprechende Wellenkreise zog. Ihn würde man nie vergessen, aber er vergaß auch nicht, denn er wußte, daß im Delta zwei Männer auf ihn warteten, nach deren Blut er gierte.
    Im Fahrerhaus saßen zwei Mitglieder der Truppe. Er hörte ihr Lachen, als sie den Wagen gestoppt hatten. »Endlich da!« rief ein junger Mann.
    »Wir haben es geschafft.«
    »Dann raus.«
    Beide verließen den Wagen. Die Türen blieben offen, so daß Durchzug entstand. Mephisto schnupperte.
    Es roch anders als in seiner Heimat. Viel frischer und angenehmer. Im Delta stank es. Da war die Luft bei manchen Wetterlagen kaum noch zu atmen, erzählte man, ihn interessierte das aber nicht. Mephisto blieb sitzen. Er wollte warten, bis die Dämmerung einsetzte oder die Sonne sich zurückgezogen hatte. Trotzdem wollte er wissen, wie es draußen aussah. Er reckte sich, hob die Gardine an und schaute durch das schmale Fenster.
    Wohl alle Mitakteure hatten die Fahrzeuge verlassen und sich draußen um einen Mittelpunkt versammelt. Dieser war ein rothaariger Mann, der ein helles Cordhemd trug, eine karierte Weste darüber und Jeans. Er hieß Slim Abbot, war Agent und Manager und gehörte zu den Typen, die nie stillsitzen konnten, immer Action brauchten und den Sinn des Lebens im Organisieren sahen.
    Auch jetzt redete er, bewegte dabei Arme und Beine, sprach leidlich Rumänisch, damit ihn die anderen auch verstanden.
    Mephisto hatte genug gesehen. Er ließ die Gardine wieder zufallen und ließ sich an seinem alten Platz nieder. Er hatte Zeit. Es war ihm noch zu hell. Er kannte die Regeln, denn er hatte sie selbst aufgestellt. Er würde erst erscheinen, wenn er es für richtig hielt.
    Bei seinem Blick nach draußen hatte er schon etwas von der Umgebung gesehen. Sie waren auf den Innenhof eines Schlosses gefahren, der ziemlich groß war. Die Außenmauern des Schlosses standen noch, teilweise aber nur noch fragmentartig, so daß sie sich unterschiedlich hoch zeigten.
    Verschiedene Treppen führten sie zu den Mauern hin, wo noch Zimmer oder Räume vorhanden waren. Da existierten auch Durchlässe, so daß diese Zimmer in das Spiel mit einbezogen werden konnten. Die Bedingungen waren gut, sogar ideal, und als er wieder hinausschaute, sah er, wie zwei junge Männer aus der Gruppe schon die Fackeln

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