Er trank das ewige Leben
einen, schließlich waren es drei gewesen, und unser Zeitlimit schmolz.
Ob wir uns da noch großartig umschauen konnten, wußte ich nicht, und auch Suko, der fuhr, zog ein bedenkliches Gesicht. Die beiden Frauen saßen hinter uns im BMW, unterhielten sich flüsternd und ärgerten sich wahrscheinlich ebenfalls.
Vor Schloß Windsor wurde es dann noch mal richtig dicht, aber das gab sich später.
Kendrian Castle stand auf einem Schild, das wir dicht vor dem Ort Fentrich entdeckten. Also waren wir richtig, was auch Suko gefiel, der zufrieden nickte und den linken Blinker betätigte. Es war eine relativ schmale, aber übersichtliche Straße, die vor uns lag. Die Sonne hatte sich zwar versteckt, aber die Luft war klar und die Sicht dementsprechend. Das flache Land mit seinen Waldinseln, den Feldern und Wiesen hatte seinen Reiz. Windsor lag nördlich, rechts von uns, und dort wand sich auch die Themse durch ihr Bett.
Aber wir sahen noch mehr.
Autos, deren Fahrer dasselbe Ziel hatten wie wir, die rechts abfuhren und zu einer Wiese geleitet wurden, die zu einem Parkplatz umfunktioniert worden war.
»Die Idee hatten auch andere«, meldete sich Glenda.
»Allein sind wir leider nicht.«
»Schade, John.«
»Willst du dich denn noch umschauen, bevor der Spaß beginnt?«
»Sicher.«
Wir hatten nichts geplant, weil wir davon ausgingen, daß wir spontan handeln mußten. Da Suko fuhr, konnte ich mir die in der Nähe stehende Ruine von außen anschauen.
Sie war noch relativ gut erhalten. Ich kannte Bauwerke, die viel schlimmer aussahen. Unterschiedlich hohe Mauern mit breiten Durchgängen, die wohl zu einem großen Innenhof führten, wo dann die Veranstaltung stattfand.
Das Horror-Spektakel mit dem Titel Mephisto, und auf diesen Mephisto war ich gespannt.
Marek hatte ihn uns genau beschrieben. Die ganze Zeit über hatte ich darüber nachgedacht, ob eine derartige Gestalt überhaupt zu den Vampiren gezählt werden konnte. Bei den Blutsaugern wuchsen die Zähne aus dem Oberkiefer, aber bei Mephisto wuchsen sie wie zwei Dolche, die sogar leicht gekrümmt waren, aus dem Unterkiefer.
Ein junger Mann winkte uns ein. Wir fuhren über die Wiesen und stellten den Wagen ab. Ein zweiter Mensch kam auf uns zu. Er verkaufte die Karten. Sein Wechselgeld befand sich in einer Schaffnertasche. Ich zahlte für vier Karten zwanzig Pfund, und man wünschte mir einen angenehmen Gruselabend.
»Was läuft denn so ab?« fragte ich.
»Lassen Sie sich überraschen.« Der junge Mann, der ein rotes Tuch über sein Haar gebunden hatte und aussah wie ein Pirat, lächelte geheimnisvoll und mit funkelnden Augen.
»Sagen Sie wirklich nichts?«
»Nein.«
Ich zwinkerte ihm zu. »Ist Mephisto der Teufel?«
»Er ist noch mehr, Sir!«
»Geht das auch?«
»Ja, denn er frißt Menschenfleisch.«
»O – wie nett. Roh oder gegrillt?«
»Sowohl als auch.«
Er mußte wieder Karten verkaufen, deshalb ließ ich ihn stehen. Die anderen warteten schon auf mich und wollten natürlich wissen, über was ich mit dem jungen Mann gesprochen hatte.
Ich erklärte es ihnen.
»Menschenfleisch«, sagte Shao. »Das ist neu.«
»Ja, nimm dich in acht.« Normalerweise hätten wir gelacht, aber in diesem Fall brachten wir nicht mal ein Grinsen zustande. Dafür bewegten wir uns auf den Eingang zu, hinter dem der Innenhof, in diesem Fall die Bühne, lag. Vor dem Durchgang war noch eine Kasse aufgebaut, das heißt, auf einem Tisch stand die Kassette, und dahinter saß ein Mann mit roten Haaren, der ebenfalls Karten verkaufte.
Da wir unsere schon besaßen, durften wir auch passieren, zusammen mit einigen anderen Gästen, die mit ihren Kindern gekommen waren.
Die Kleinen hatten ihren Spaß, denn zischen den alten Mauern und der hohen Decke hallten die Echos der Stimmen überlaut wider, und sie riefen immer »Buuuhhh« und »Oooohhh…«
Sie hatten ihren Spaß. Wir dagegen warteten erst mal ab. Hinter der Familie mit den Kindern verließen wir den Durchgang und sahen vor uns den Innenhof liegen.
Man hatte für die Schau schon alles vorbereitet. Da standen Stühle neben- und hintereinander, wobei auch ein Mittelgang geschaffen worden war, ähnlich wie in einer Kirche. Es gab keine Bühne, auf der die Akteure agieren konnten, und darüber wunderte ich mich im ersten Augenblick, bis mir einfiel, daß sie vielleicht den gesamten Innenhof als Bühne benutzten und die Zuschauer in ihr Spiel mit einbezogen. Ja, so würde es wohl sein.
An den Seiten sowie vor und hinter den
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