Er trank das ewige Leben
ihr nicht mehr zu helfen war.
Ja, sie war tot.
Endgültig!
Mephisto war eben schneller gewesen. Das wiederum warf die Frage auf, ob er sich nicht irgendwo in der Nähe aufhielt und darauf wartete, ob sein Opfer nicht entdeckt wurde.
Als Suko sich erhob, hörte er nur das Rascheln seiner eigenen Kleidung, aber keine anderen Geräusche.
Er schaute sich um.
Die Treppe lag dort leer und verlassen. Sie war breit, sie führte nach oben. Über sie war dieses Versteck leicht zu erreichen. Suko wollte sich die Treppe genauer anschauen. Er spürte einfach den Drang, es tun zu müssen, bewegte sich auf sie zu und war drei Schritte gelaufen, als er ein Geräusch hörte.
Es stammte nicht von ihm.
Es war auch nicht in seiner unmittelbaren Nähe erklungen, sondern hinter ihm.
Suko stoppte und drehte sich um.
Eine Hand zuckte durch die Luft, als wollte sie sich von ihrem Gelenk lösen. Sie prallte aber zu Boden und wurde als Stütze benutzt, damit sich die Untote in die Höhe drücken konnte, was sie auch relativ leicht schaffte.
Trotz der blutenden Halswunde saß sie plötzlich am Boden und starrte Suko an. Sie hielt den Kopf schief, verzog das Gesicht, dann zuckten die Lippen, und Suko, der ihr ins Gesicht leuchtete, sah auch die beiden Vampirzähne, die völlig ›normal‹ aus dem Oberkiefer wuchsen.
Er hörte sie lachen, dann ihre Stimme. Sie sprach rumänisch, aber den Namen verstand Suko. Sie hieß Sina.
Und sie stand auf, um sich das Blut des Menschen zu holen…
Im selben Augenblick geschah noch etwas anderes, und es wirkte wie abgesprochen. Zudem passierte es in Sukos Rücken, so leise, daß der Inspektor nichts hörte.
Aus dem Dunkel der breiten Treppe löste sich eine Gestalt. Sie hatte dort gelauert ohne entdeckt zu werden.
Jetzt aber war sie vorgegangen, auf der viertletzten Treppe stehengeblieben und bewegte sich lautlos auf das Ende zu, während sich Sina auf die Füße stellte.
Der Mensch steckte in der Falle, und Mephistos Gier war unermeßlich…
***
Ich wußte nicht, wo ich meinen Freund suchen sollte und ging zunächst zurück zu meinem Platz. Vielleicht hatte er sich bei Glenda und Shao gemeldet. Bis dorthin kam ich allerdings nicht, denn zuvor sah ich schon, daß Shao und Glenda nicht mehr auf ihren Stühlen saßen, sondern aufgestanden waren.
Neben ihnen stand der Sprecher, der auch jetzt auf sie einredete und ihnen den Weg zur Bühne wies.
Was war passiert? Ich sollte es bald erfahren, der Sprecher begann mit seiner Erklärung.
»Diese beiden Ladies hier haben allen anderen bewiesen, was es heißt, Mut zu haben. Sie werden dem Zauberer im Kampf gegen den Schrecken der dämonischen Welt beistehen. Sie werden gegen die mächtige Hölle kämpfen, und das verdient einen großen Applaus.«
Die übrigen Zuschauer ließen sich nicht lange bitten. Nicht wenige standen auf, um mit Standing ovations zu zeigen, was sie vom Mut der Frauen hielten.
Ich kam gar nicht an Glenda und Shao heran, wußte auch nicht, ob sie mich gesehen hatten, denn ich war noch nicht an meinen Platz herangekommen. Jedenfalls drehten sie mir den Rücken zu und gingen dorthin, wo die normalen Akteure warteten.
Ich schüttelte den Kopf und wußte nicht, was in die beiden gefahren war.
Ob sie sauer gewesen waren, weil Suko und ich sie allein gelassen hatten und nun ihren eigenen Weg gingen?
Ich wußte es nicht und wartete zunächst einmal ab. Von Suko hatte ich noch nichts gesehen, und das bereitete mir schon Sorgen. Auch Mephisto hielt sich versteckt. Er hatte das Blut getrunken, er war stark, aber nicht satt. Meine Sorgen stiegen.
Bei Shao und Glenda nicht. Sie hatten die Mittelreihe inzwischen hinter sich gelassen und wurden von den Akteuren der Theatergruppe begrüßt.
Es waren schon ungewöhnliche Wesen, die an ihrer Seite gegen das Böse kämpfen sollten.
Da gab es zwei völlig in Schwarz gekleidete Gestalten, auf deren Trikots Gebeine aus fluoreszierendem Material geklebt waren, so daß sie tatsächlich wie Skelette aussahen, denn der dunkle Stoff wurde vom Hintergrund aufgesaugt. Wenn sie sich bewegten, durchstreiften leuchtende Knochen die Finsternis.
Einen Magier gab es auch. Er stand im Licht. Er war groß, trug einen spitzen Hut, einen grünen Umhang und in der rechten Hand einen Zauberstab. Das alles kam mir etwas zu naiv vor. So märchenhaft und unglaubwürdig, aber es hatte auch einen gewissen Charme, denn hier agierten die Menschen selbst. Es handelte sich nicht um Computerbilder.
Hier war nichts
Weitere Kostenlose Bücher