Er trank das ewige Leben
endete sie?
Sukos Neugierde war geweckt. Dieser Vampir kannte die Umgebung sicherlich. Er hatte sie zuvor auskundschaften können, auch wenn ihm nicht viel Zeit geblieben war. Wesen wie er brauchten Verstecke, und die Blutsauger waren geradezu dafür prädestiniert, sich im Dunkel und in alten Verliesen zu verbergen.
Suko kroch durch das Loch. Danach konnte er sich aufrichten, mußte aber beim Hinabsteigen achtgeben, denn die Stufen waren nicht nur schmal, sondern auch feucht und deshalb relativ glatt.
Ein Geländer war nicht vorhanden. Wer hier ging, mußte sich an der Wand abstützen, die ebenfalls feucht schimmerte.
Die Treppe führte weder in den Innenhof, noch aus der Ruine heraus.
Sie brachte den Inspektor direkt in die Tiefe. Er hatte es aufgegeben, die Stufen zu zählen. Stück für Stück drang er in die Finsternis vor. Da er keine Öffnungen entdeckte, hatte er die kleine Leuchte brennen lassen.
Der Strahl tanzte vor ihm her. Stille hüllte ihn ein. Von den Geräuschen im Innenhof hörte er nichts, denn das dicke Mauerwerk schluckte einfach alles.
Einmal erschreckte er sich, als vor ihm einige Fledermäuse, die an der Wand ›geklebt‹ hatten, in die Höhe flogen. Er spürte noch ihren Luftzug, so dicht wirbelten sie über ihn hinweg und waren dann verschwunden, als hätten sie sich in Säure aufgelöst.
Auch hier zwischen den Steinen war es warm. Die Feuchtigkeit war ebenfalls vorhanden, und dem Inspektor rann der Schweiß über das Gesicht. Er drang vor bis zum Kinn, wo Suko ihn wegwischte, aber er spürte auch einen anderen Luftzug, der ihm entgegenwehte. Nicht kühler, eher wärmer und anders.
Jetzt waren auch Stimmen zu hören. Verstehen konnte er nichts. Sie schienen meilenweit entfernt zu sein.
Suko hoffte, einen zweiten Ausgang zu finden, das hatte ihm der Luftzug verraten.
Nach vier weiteren Stufen glaubte Suko, sich bereits auf dem Erdboden zu befinden. Aber er konnte seinen Weg fortsetzen. Er gelangte in die Tiefe hinein, unter den Erdboden, und vor ihm öffnete sich plötzlich ein breites Verlies.
Die schmale Treppe führte von der Seite her hinein. Auf der letzten Stufe blieb Suko stehen. Von der rechten Seite her erreichte ihn der Wind.
Er strahlte dorthin und sah eine breite Treppe, die aus diesem Verlies hervor wieder an die Oberfläche führte, zurück in die normale Welt, nahe des Innenhofes.
Der Kreis hatte sich geschlossen. Suko war relativ zufrieden, auch wenn ihm Mephisto noch nicht über den Weg gelaufen war. Er hatte nur den Eindruck, so etwas wie ein Versteck des Vampirs gefunden zu haben.
Dieses große Verlies sah leer aus. Suko sah nicht mal irgendwelche Fässer oder Holzreste liegen. Auch keine Steinbänke oder Rinnen und Schüsseln.
Er stand noch immer auf der letzten Stufe. Der Strahl schwenkte und bewegte sich dabei nach links – und traf ein Ziel!
Es war eine menschliche Gestalt. Sie lag dort auf dem Rücken, war tot, und man hatte ihr noch das Leichenhemd übergestreift. Nein, nicht das Leichenhemd, auch wenn es so aussah. Den Faltenwurf dieses Kleides kannte der Inspektor, denn er hatte die dunkelhaarige Frau bereits auf der Bühne gesehen.
Sie gehörte zu den Mitgliedern der Theater-Truppe, aber Suko glaubte nicht, daß sie hier lag und Theater spielte. Durch seinen Kopf huschten die schlimmsten Gedanken. Er sah die Person nicht nur als tot, sondern auch als untot an. Überfallen von einem Blutsauger mit dem treffenden Namen Mephisto.
Um Gewißheit zu erlangen, mußte er die Frau untersuchen. Unter seinen Sohlen knirschte der Dreck, was sich in der Stille überlaut anhörte. Er stellte wie nebenbei fest, daß sich über seinem Kopf eine steinerne Bogendecke befand.
Neben der Frau blieb er stehen. Das helle Kleid war deutlich zu sehen.
Er leuchtete daran hoch und entdeckte sofort die kleinen roten Flecken, die sich dort verteilt hatten wie auf einem Gesicht die Sommersprossen.
Nur war das Blut.
Und dann erwischte der Lampenstrahl den Hals!
Suko stockte der Atem!
***
Er war entsetzt. Die Wunde stufte er als sehr schlimm ein. Sie konnte auch nicht von einem normalen Vampir gerissen worden sein. Die Frau sah aus, als wäre sie von einer Bestie angefallen worden. Auch in die dunklen Haare und in das Gesicht war das Blut gespritzt. Es hatte die Schönheit der jungen Schauspielerin ebenso sterben lassen, wie deren Seele.
Der Inspektor fing sich nach einer Weile wieder. Er kniete neben der Frau nieder, schaute sie noch einmal an und stellte fest, daß
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