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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Licht ließ jeden Staubkorn erkennen, aber keinen Mephisto.
    Unter den Zuschauern entstand eine gewisse Unruhe. Ob das Staunen nun echt oder nur gespielt war, wußte ich nicht, jedenfalls waren sie ziemlich aufgeregt, vor allen Dingen die Kinder.
    »Wo ist er denn?« rief jemand.
    »Der fliegt bestimmt!« meinte ein Mädchen. Und dann: »Können die Bösen auch fliegen, Mum?«
    Was die Mutter antwortete, hörte ich nicht. Das Scheinwerferlicht wanderte wieder zurück, diesmal streifte es auf seiner Bahn einen Teil der Zuschauer. Wenn sie von seinem Licht erfaßt wurden, sahen sie aus wie Gespenster.
    Dann erlosch es.
    Es war nicht nur wieder dunkel geworden, über dem Innenhof breitete sich auch wieder die gespannte Stille aus. Jeder wußte jetzt, daß das Böse verschwunden war, aber jeder wußte auch, daß es das Böse noch gab. Es würde sich sicherlich bald zeigen.
    Darauf wartete man.
    Der Sprecher fuhr fort. »Wie wir alle gesehen haben, hat sich das Böse versteckt. Mephisto ist feige, er will uns erst in Sicherheit wiegen, aber wir werden ihm diesen Gefallen nicht tun. Wir werden so gut sein wie er und sogar noch besser. Der Magier wird versuchen, ihn herzulocken. Er wird mit seinen Bannsprüchen diese schreckliche Gestalt zu uns bringen, damit wir sie unschädlich machen können.« Der Mann hob den rechten Arm und streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Aber es wird zu einem Kampf kommen, und wir dürfen ihn auf keinen Fall unterschätzen. Er kennt Tricks und Kniffe. Er ist raffiniert. Er will unser Blut, das sollten wir wissen. Deshalb müssen wir aufpassen, auch du, Mick.« Er beugte sich dem Jungen entgegen, der den Mann im rot schillernden Kostüm aus großen Augen anschaute. Er war begeistert, obwohl die Naivität des Stücks mich anrührte. Auf einer normalen Bühne hätte man damit keinen Menschen hinter dem Ofen hervorlocken können, aber hier im Freien, in dieser Umgebung, zwischen den alten Ruinen, da sah es eben anders aus. Hier kam es stark auf die Atmosphäre an.
    »Ich passe auf.«
    »Schön.«
    »Soll ich jetzt gehen?«
    »Nein, Mick, du bleibst. Überlasse es dem Zauberer, Mephisto herzuholen. Er kennt die uralten Bannsprüche, er wird ihn aus seiner Höhle oder seinem Versteck locken, das weiß ich.«
    »Was machen wir dann mit ihm, wenn er hier ist?« rief Mick.
    »Das können wir uns noch überlegen.«
    »Wir schicken ihn zur Hölle!« meldete sich ein Skelett und lachte dabei so schaurig auf, daß selbst Glenda und Shao erschraken, die im Hintergrund warteten.
    »Wie denn?«
    »Laß uns nur machen, Mick. Aber wir müssen achtgeben, er findet immer neue Tricks.«
    »Habt ihr denn keine Angst?«
    »Nein. Hast du welche?«
    Mick wußte nicht, was er sagen sollte. Er hob die Schultern, war etwas verlegen und schaute dorthin, wo seine Eltern saßen, die sich allerdings ruhig verhielten.
    Ich hatte mich verdrückt. Das heißt, ich stand nicht mehr im Mittelgang.
    Es war nicht gut für mich, wenn ich mich so sichtbar zeigte, denn das Licht der Fackeln erfaßte auch mich, und ich hatte mir schon manch unwilligen Blick eingefangen, da ich wohl einigen Zuschauern die gute Sicht nahm.
    Ich war zurückgegangen, hatte die Fackeln umrundet und mich jenseits ihres Scheins in den Schatten des Mauerwerks gedrückt, der Nische gegenüber.
    Ein neutraler Beobachter hätte es sicherlich lächerlich gefunden und mich nicht ernst genommen. Ich aber nahm es ernst, sehr ernst sogar, denn was dort auf der Bühne ablief, mochte zwar aussehen wie ein Spiel, doch es war keines.
    Es war ernst, verdammt ernst sogar. Denn irgendwo versteckt in der Dunkelheit lauerte eine Bestie, die das Blut der Menschen wollte…
    ***
    Suko blieb ruhig, sogar eiskalt. Er hielt seine Lampe fest auf die Gestalt gerichtet, die sich vom feuchten Boden erhoben hatte. Sie sah mit ihrer Halswunde einfach furchtbar aus und hätte eigentlich tot sein müssen, doch sie lebte, und sie war selbst zu einem Blutsauger geworden.
    Noch war die Wunde nicht getrocknet. Sie näßte weiterhin. An ihren Rändern lösten sich Tropfen, die in Richtung Brust liefen und rote Bahnen hinterließen. Auch das weiße Kleid war in Höhe des Ausschnitts blutdurchtränkt und dabei zerfetzt. Dieser Mephisto mußte wie ein Wilder über die Frau hergefallen sein.
    Sie stand und schaute.
    Suko sah auch, daß sie Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hatte.
    Manchmal zuckten ihre Beine, aber sie schaffte es noch nicht, den einen oder anderen Fuß vorzusetzen.
    Es gab nur

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