Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
sie zu sprechen und ihn um Wasser zu bitten. Aber ihre Kehle war zu ausgedörrt. Sie brachte nicht mehr als ein Krächzen zustande.
Der grau gekleidete Mann schnalzte mit der Zunge und begann zu ihrem Erstaunen ihre Fesseln zu lösen.
Sobald sie frei war, richtete sie sich auf der Steinplatte auf und versuchte, dem Mann einen Handkantenschlag gegen den Hals zu versetzen.
Er fing ihre Hand scheinbar mühelos in der Luft ab.
Sie knurrte und stieß mit den Fingern ihrer anderen Hand nach seinen Augen.
Wieder fing er ihre Hand ab.
Sie wand sich hin und her, aber sein Griff war zu stark. Ihre Handgelenke hätten genauso gut in einem Schraubstock stecken können.
Frustriert beugte sie sich nach vorn und grub dem Mann die Zähne in den rechten Unterarm. Heißes Blut rann ihr in den Mund, es war salzig und schmeckte nach Kupfer. Sie würgte, biss aber weiter zu, selbst als Blut unter ihren Lippen hervorsickerte. Zwischen ihren Zähnen und auf ihrer Zunge konnte sie spüren, wie die Muskeln im Unterarm des Mannes sich wanden wie gefangene Schlangen, die zu fliehen versuchten.
Davon abgesehen reagierte er nicht.
Schließlich gab sie seinen Arm frei, zog den Kopf zurück und spuckte ihm sein Blut ins Gesicht.
Selbst da fuhr der Mann fort, sie mit der gleichen ausdruckslosen Miene zu betrachten. Er blinzelte nicht und zeigte auch keine Spur von Schmerz oder Wut.
Sie zerrte noch einmal an seinen Händen, dann schwang sie Hüften und Beine auf der Steinplatte herum, um ihm in den Bauch zu treten.
Bevor sie ihren Tritt landen konnte, ließ er ihr linkes Handgelenk los und schlug ihr fest ins Gesicht.
Weißes Licht explodierte hinter ihren Augen. Ihr Kopf flog zur Seite, ihre Zähne klirrten aufeinander und von ihrer Schädelbasis zuckte ein heißer Schmerz ihren Rücken hinunter.
Als sie wieder klar sehen konnte, funkelte sie den Mann an, machte aber keine Anstalten, ihn aufs Neue anzugreifen. Sie hatte begriffen, dass sie ihm ausgeliefert war … Sie hatte begriffen, dass sie etwas finden musste, womit sie ihm die Kehle aufschlitzen oder ihm ins Auge stechen konnte, wenn sie ihn überwältigen wollte.
Er ließ ihr anderes Handgelenk los und zog aus seinem Wams ein vergilbtes weißes Taschentuch. Damit tupfte er sich das Gesicht ab und wischte das Blut und den Speichel weg. Anschließend band er sich das Tuch um seinen verletzten Unterarm und benutzte seine schiefen Zähne, um ein Ende des Tuchs festzuhalten.
Sie zuckte zurück, als er die Hand nach ihr ausstreckte und sie am Oberarm packte, um den seine großen, dicken Finger einmal ganz herumreichten. Er zog sie von der aschfarbenen Steinplatte und ihre Beine gaben unter ihr nach, als sie den Boden berührten. Wie eine Puppe hing sie im Griff des Mannes, den Arm über dem Kopf verdreht.
Er zog sie auf die Füße. Diesmal trugen ihre Beine ihr Gewicht. Trotzdem stützte er sie, als er sie zu einer kleinen Seitentür führte, die sie von ihrer steinernen Liege aus nicht hatte sehen können. Daneben führte eine kurze Treppenflucht zu einer zweiten, größeren Tür – derselben Tür, durch die ihr Wärter eingetreten war. Die Tür war geschlossen, aber in der Mitte befand sich ein kleines Metallgitter, durch das sie einen gut beleuchteten Wandteppich erkennen konnte, der an einer glatten Steinwand hing.
Der Mann drückte die Seitentür auf und führte Nasuada in einen schmalen Abort. Zu ihrer Erleichterung ließ er sie dort allein. Sie suchte den kahlen Raum nach irgendetwas ab, was sie als Waffe benutzen konnte oder als ein Mittel zur Flucht, aber zu ihrer Enttäuschung fand sie nur Staub, Holzspäne und getrocknete Blutflecken, die nichts Gutes ahnen ließen. Also tat sie, was von ihr erwartet wurde, und als sie wieder herauskam, ergriff der schwitzende, grau gekleidete Mann abermals ihren Arm und führte sie zu der Steinplatte zurück.
Bevor sie den Stein erreichten, begann sie um sich zu treten und sich zu wehren. Lieber wollte sie sich schlagen lassen, als ihm zu erlauben, sie wieder zu fesseln. Doch trotz all ihrer Bemühungen konnte sie den Mann nicht davon abhalten oder es auch nur hinauszögern. Seine Arme waren wie Eisen unter ihren Schlägen und selbst sein scheinbar weicher, dicker Bauch gab nur wenig nach, wenn sie ihn traf.
Er verfuhr mit ihr so mühelos, als sei sie ein kleines Kind, hob sie auf die Steinliege, drückte ihre Schultern flach darauf und schloss dann die Fesseln um ihre Handgelenke und Knöchel. Zuletzt legte er den Ledergürtel
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