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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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er hatte dieselben Kleider getragen wie zuvor, wenn auch ohne die Maske – und eine kleine, steinerne Flasche herausgezogen. Er hatte mehrmals daraus getrunken und dann zu reden begonnen.
    Er hatte geredet und sie hatte zugehört. Sie hatte keine Wahl gehabt, aber sie hatte sich nicht gestattet, zu glauben, was er sagte. Jedenfalls nicht am Anfang. Alles, was er sagte oder tat, konnte eine List sein und dazu gedacht, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    Murtagh hatte damit begonnen, ihr eine ziemlich verworrene Geschichte über einen Mann namens Tornac zu erzählen, in der es um einen Reitunfall ging und um irgendeinen Ratschlag, den Tornac ihm auf die Frage gegeben hatte, wie ein ehrenhafter Mann leben sollte. Sie hatte nicht verstanden, ob Tornac ein Freund, ein Diener, ein entfernter Verwandter oder alles zusammen gewesen war, aber fest stand, dass er Murtagh eine Menge bedeutet hatte.
    Als er mit seiner Geschichte zum Ende gekommen war, hatte Murtagh erklärt: »Galbatorix wollte Euch töten lassen … Er wusste, dass Elva Euch nicht mehr bewachte, wie sie es früher getan hat. Daher kam er zu dem Schluss, es sei der beste Zeitpunkt, Euch ermorden zu lassen. Ich habe nur zufällig von seinem Plan erfahren. Ich war gerade bei ihm, als er der Schwarzen Hand die Befehle gab.« Murtagh schüttelte den Kopf. »Es ist meine Schuld. Ich habe ihn dazu überredet, Euch stattdessen hierherbringen zu lassen. Das hat ihm gefallen. Er wusste, dass er Eragon mit Euch als Köder sehr viel schneller hierherlocken würde … Es war die einzige Möglichkeit, ihn daran zu hindern, Euch zu töten … Es tut mir leid … Es tut mir leid.« Und er vergrub seinen Kopf in den Armen.
    »Ich wäre lieber gestorben.«
    »Ich weiß«, erwiderte er mit heiserer Stimme. »Könnt Ihr mir verzeihen?«
    Diese Frage hatte sie nicht beantwortet. Durch seine Enthüllungen fühlte sie sich nur noch unbehaglicher. Warum sollte er sich die Mühe machen, ihr Leben zu retten, und was erwartete er als Gegenleistung?
    Murtagh hatte dann eine Weile nichts mehr gesagt. Schließlich hatte er ihr, teilweise unter Tränen, teilweise voll Zorn, von seiner Erziehung an Galbatorix’ Hof erzählt, von dem Misstrauen und der Eifersucht, die ihm als dem Sohn von Morzan entgegengeschlagen waren, von den Adligen, die versucht hatten, ihn zu benutzen, um die Gunst des Königs zu gewinnen, und von seiner Sehnsucht nach seiner Mutter, an die er sich kaum erinnern konnte. Zweimal erwähnte er Eragon und schimpfte ihn einen vom Schicksal begünstigten Narren. »Er hätte seine Sache nicht so gut gemacht, wenn unsere Rollen vertauscht gewesen wären. Aber unsere Mutter hat beschlossen, ihn nach Carvahall zu bringen, nicht mich.« Er spuckte auf den Boden.
    Ihr war seine ganze Geschichte zu weinerlich und selbstmitleidig. Seine Schwäche weckte nur Verachtung in ihr, bis er erzählte, wie die Zwillinge ihn aus Farthen Dûr verschleppt und auf dem Weg nach Urû’baen misshandelt hatten und wie Galbatorix ihn bald nach seinem Eintreffen in der Stadt gebrochen hatte. Einige der Folterqualen, die er beschrieb, waren schlimmer als ihre eigenen, und wenn es der Wahrheit entsprach, hatte sie doch ein gewisses Maß an Mitgefühl für seine eigene Notlage.
    »Dorn war mein Untergang«, gestand Murtagh schließlich. »Als er für mich schlüpfte und wir unsere Verbindung eingingen …« Er schüttelte den Kopf. »Er bedeutet mir alles. Wie könnte es auch anders sein? Er bedeutet mir genauso viel, wie Saphira Eragon bedeutet. Als ich ihn berührte, war ich verloren. Galbatorix benutzte ihn gegen mich. Dorn war stärker als ich. Er gab nie auf. Aber ich konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen, also schwor ich dem König meine Treue, und danach …« Murtagh verzog angewidert die Lippen. »Danach verschaffte sich Galbatorix Zutritt zu meinem Geist. Er erfuhr alles über mich und dann lehrte er mich meinen wahren Namen. Und jetzt gehöre ich ihm … für immer.«
    Dann lehnte er den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen, und sie sah, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    Schließlich stand er auf. Bevor er zur Tür ging, blieb er neben ihr stehen und berührte sie an der Schulter. Sie bemerkte, dass seine Nägel sauber und geschnitten waren, aber nicht annähernd so gepflegt wie die ihres Wärters. Er murmelte einige Worte in der alten Sprache und kurz darauf verschwand ihr Schmerz, obwohl ihre Wunden noch genauso aussahen wie vorher.
    Als er die Hand wegnahm, sagte sie:

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