Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
auf nichts verlassen konnten, was sie sahen oder hörten. Etwas von dieser Energie muss in die Vorfahren der Larven und der Vögel geflossen sein, die du heute gesehen hast, und sie verändert haben. Du täuschst dich jedoch, wenn du denkst, die Schnecken gehörten auch dazu. Die Snalglí, wie sie heißen, haben schon immer auf Vroengard gelebt. Sie waren eine unserer Leibspeisen, aus Gründen, die du, Saphira, sicherlich verstehen wirst.
Sie summte und leckte sich die Lefzen.
Und ihr Fleisch ist nicht nur weich und schmackhaft, die Schneckenhäuser sind außerdem gut für die Verdauung.
Wenn sie gewöhnliche Tiere sind, warum haben meine Schutzzauber sie dann nicht aufgehalten?, fragte Eragon. Zumindest hätten sie mich vor der drohenden Gefahr warnen müssen.
Das, gab Glaedr zu, könnte eine Folge der Schlacht sein. Magie hat die Snalglí nicht erschaffen, aber das bedeutet nicht, dass sie von den Kräften, die diesen Ort zerstört haben, unberührt geblieben wären. Wir sollten nicht länger hierbleiben als nötig. Lieber brechen wir auf, bevor das, was auch immer sonst noch auf der Insel lauert, beschließt, uns ernsthaft auf die Probe zu stellen.
Mit Saphiras Hilfe brach Eragon das Haus der verbrannten Schnecke auf und holte im Schein eines roten Werlichts den wirbellosen Leib der Schnecke heraus. Es war eine eklige, schleimige Angelegenheit, nach der er bis zu den Ellbogen mit Blut bedeckt war. Dann ließ Eragon Saphira das Fleisch nahe der Glut des Feuers vergraben.
Anschließend kehrte Saphira zu der Stelle im Gras zurück, wo sie gelegen hatte, rollte sich wieder zusammen und schlief ein. Diesmal leistete Eragon ihr Gesellschaft. Er nahm seine Decke und die Satteltaschen, von denen eine Glaedrs Herz der Herzen enthielt, kroch unter Saphiras Flügel und machte es sich in der warmen, dunklen Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrem Oberkörper bequem. Dort verbrachte er den Rest der Nacht, dachte nach und träumte.
Der folgende Tag war ebenso grau und düster wie der vorangegangene. Eine dünne Schneeschicht bedeckte die Berghänge und die Gipfel der Bergausläufer, und die kühle Luft ließ Eragon vermuten, dass es später am Tag erneut schneien würde.
So müde wie sie gewesen war, regte Saphira sich nicht, bis die Sonne bereits eine Handbreit über den Bergen stand. Eragon war schon ungeduldig, aber er ließ sie schlafen. Es war wichtiger, dass sie sich von dem Flug nach Vroengard erholte, als dass sie etwas früher aufbrechen konnten.
Sobald sie wach war, grub Saphira die Schnecke für ihn aus und er kochte ein großes Frühstück aus Schneckenfleisch … Auch wenn er nicht so genau wusste, wie er es nennen sollte: Schneckenschinken? Wie immer man es nannte, die Fleischstreifen waren köstlich und er aß mehr, als er normalerweise gegessen hätte. Saphira verschlang den Rest. Dann warteten sie eine Stunde, denn es wäre nicht klug gewesen, mit vollem Magen in einen Kampf zu ziehen.
Schließlich rollte Eragon seine Decke zusammen, band den Sattel wieder auf Saphira fest und zusammen mit Glaedr machten sie sich auf den Weg zum Felsen von Kuthian.
DER FELSEN VON KUTHIAN
D
er Weg zu dem Apfelhain erschien ihnen kürzer als am Tag zuvor. Die knorrigen Bäume wirkten jedoch immer noch genauso bedrohlich und Eragons Hand ruhte die ganze Zeit auf dem Heft von Brisingr, solange sie durch das hüfthohe Gras wanderten.
Wieder blieben er und Saphira am Rand der Lichtung vor dem Felsen von Kuthian stehen. Ein Schwarm Krähen hockte auf der rauen Felsspitze, doch bei Saphiras Anblick erhoben sich die Vögel krächzend in die Luft – ein schlechteres Omen hätte Eragon sich nicht vorstellen können.
Eine halbe Stunde lang stand Eragon starr auf demselben Fleck, während er Zauber um Zauber wirkte und nach jeglicher Art von Magie suchte, die ihm, Saphira oder Glaedr schaden konnte. Auf der ganzen Lichtung, dem Felsen von Kuthian und dem Rest der Insel – soweit er das erkennen konnte – fand er eine erschreckende Ansammlung von Beschwörungen. Einige der Zauber, die tief in die Erde eingeschlossen waren, hatten solche Macht, dass er den gewaltigen Energiestrom unter seinen Füßen spürte. Andere waren klein und scheinbar harmlos, und manchmal betrafen sie nur eine einzige Blume oder einen einzigen Zweig eines Baums. Über die Hälfte der Beschwörungen schlummerten untätig – weil sie keine Energie mehr hatten oder weil es einfach nichts mehr gab, worauf sie hätten wirken können, oder weil sie auf
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