Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Unterschied.«
»Warum?«, fragte Nasuada.
»Warum?« Die Frage schien Orrin zu empören. »Mein Volk hat den Varden Unterkunft, Verpflegung und Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Meine Untertanen haben an der Seite Eurer Krieger gekämpft und sind an ihrer Seite gestorben, und als Land haben wir weit mehr riskiert als die Varden. Die Varden haben kein Zuhause. Wenn Galbatorix Eragon und die Drachen besiegt hätte, hättet Ihr fliehen und Euch verstecken können. Aber wir hätten nirgendwo anders hingehen können als zurück nach Surda. Galbatorix wäre wie ein Blitz aus dem Himmel auf uns niedergefahren und hätte das ganze Land in Schutt und Asche gelegt. Wir haben alles aufs Spiel gesetzt – unsere Familien, unser Zuhause, unseren Wohlstand und unsere Freiheit –, und nach all dem, nach all unseren Opfern, glaubt Ihr wahrhaftig, dass wir uns damit begnügen werden, zu unseren Feldern zurückzukehren, ohne einen anderen Lohn als ein freundliches Händeschütteln und Euren königlichen Dank? Pah! Wir haben den Boden zwischen Urû’baen und den Brennenden Steppen mit unserem Blut getränkt und jetzt verlangen wir unseren Lohn.« Er ballte die Faust. »Jetzt wollen wir unseren gerechten Anteil an der Kriegsbeute.«
Orrins Worte schienen Nasuada nicht zu verärgern. Tatsächlich wirkte sie nachdenklich, beinahe mitfühlend.
Sie wird diesem knurrenden Köter doch nicht geben, was er will, meinte Saphira.
Warte es ab, erwiderte Eragon. Sie hat uns noch nie in die Irre geleitet.
Arya sagte: »Ich hoffe, dass Ihr beide Euch friedlich einigen könnt …«
»Natürlich«, unterbrach König Orrin sie. »Das hoffe ich ebenfalls.« Sein Blick schnellte zu Nasuada. »Aber ich fürchte, dass Nasuadas unbeirrbarer Starrsinn sie blind dafür macht, dass sie letztendlich nachgeben muss.«
Arya fuhr fort: »… und wie Däthedr bereits sagte, liegt es uns fern, uns einzumischen, wenn Euer Volk seinen nächsten Herrscher wählt.«
»Ich erinnere mich«, gab Orrin mit einem Anflug eines selbstgefälligen Lächelns zurück.
»Allerdings«, sprach Arya weiter, »muss ich Euch als geschworene Verbündete der Varden sagen, dass wir jeden Angriff auf sie als einen Angriff auf uns selbst betrachten und dass wir entsprechend darauf reagieren werden.«
Orrins Gesicht verzog sich, als habe er in etwas Saures gebissen.
»Das Gleiche gilt für uns Zwerge«, stellte Orik mit einer Stimme fest, die klang, als würden Steine tief unter der Erde aneinander mahlen.
Grimrr Halbtatze hob seine verstümmelte Hand vor sein Gesicht und betrachtete nachdenklich die krallenartigen Nägel an den drei verbliebenen Fingern. »Es ist uns gleich, wer König oder Königin wird, solange wir den Platz neben dem Thron erhalten, der uns versprochen wurde. Unseren Pakt haben wir jedoch mit Nasuada geschlossen. Folglich werden wir sie auch weiterhin unterstützen, so lange, bis sie nicht mehr Rudelführerin der Varden ist.«
»A-ha!«, rief König Orrin aus und beugte sich vor, eine Hand auf seinem Knie. »Aber sie ist nicht die Anführerin der Varden. Nicht mehr. Das ist Eragon!«
Wieder richteten sich alle Blicke auf Eragon.
Er verzog etwas das Gesicht und sagte: »Ich dachte, es versteht sich von selbst, dass ich die Führung wieder an Nasuada zurückgebe, sobald sie frei ist. Um alle Missverständnisse auszuräumen: Nasuada ist die Anführerin der Varden, nicht ich. Und ich denke, dass sie diejenige sein sollte, die den verwaisten Thron besteigt.«
»Natürlich sagt Ihr das«, entgegnete König Orrin höhnisch. »Ihr habt ihr Gefolgschaft geschworen. Natürlich glaubt Ihr, dass sie den Thron besteigen sollte. Ihr seid nicht mehr als ein loyaler Diener, der für seinen Herrn eintritt, und Eure Meinung hat nicht mehr Gewicht als die Meinung meiner eigenen Diener.«
»Nein!«, widersprach Eragon. »In diesem Punkt irrt Ihr Euch. Wenn ich der Meinung wäre, dass Ihr oder irgendjemand sonst einen besseren Herrscher abgeben würdet, dann würde ich das sagen! Ja, ich habe Nasuada Treue geschworen, aber das hindert mich nicht daran, die Wahrheit zu sagen, wie ich sie sehe.«
»Vielleicht nicht, aber Eure Loyalität ihr gegenüber beeinflusst Euer Urteil trotzdem.«
»Ebenso wie Eure Loyalität zu Surda Euer Urteil beeinflusst«, warf Orik ein.
König Orrin runzelte die Stirn. »Wie kommt es, dass Ihr Euch immer gegen mich wendet?«, fragte er scharf und sah zwischen Eragon, Arya und Orik hin und her. »Wie kommt es, dass Ihr Euch in jedem Disput
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