Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
finden, Arya in ihre Pläne einzuweihen. Bevor er es tun konnte, fragte sie: »Dir und Saphira ist es gut ergangen?«
»Ja.«
»Was ist sonst noch Interessantes geschehen, seit du mir geschrieben hast?«
Eragon dachte einen Moment nach, dann erzählte er ihr kurz von den Anschlägen auf Nasuadas Leben, den Aufständen im Norden und Süden, der Geburt von Rorans und Katrinas Tochter, Rorans Erhebung in den Adelsstand und der Menge von Schätzen, die sie aus der Zitadelle geborgen hatten. Zuletzt berichtete er ihr von ihrer Rückkehr nach Carvahall und ihrem Besuch bei Broms letzter Ruhestätte.
Während er sprach, begannen Saphira und Fírnen einander zu umkreisen. Die Spitzen ihrer Schwänze peitschten schneller denn je hin und her. Sie hatten beide das Maul leicht geöffnet und bleckten ihre langen weißen Zähne, und sie atmeten schwer durch das Maul und stießen leise, schrille Ächzer aus, wie Eragon es noch nie zuvor gehört hatte. Es sah beinah so aus, als würden sie einander angreifen, was ihn beunruhigte. Aber das Gefühl, das von Saphira kam, war nicht Wut oder Angst. Es war …
Ich will ihn auf die Probe stellen, sagte Saphira. Sie schlug mit dem Schwanz auf den Boden, was Fírnen zögern ließ.
Ihn auf die Probe stellen? Wie? Weshalb?
Um herauszufinden, ob er das Eisen in den Knochen und das Feuer im Bauch hat, um es mit mir aufzunehmen.
Bist du dir sicher?, fragte er, weil er ihre Absicht dahinter verstand.
Sie schlug abermals mit dem Schwanz auf den Boden und er spürte ihre Gewissheit und die Stärke ihres Wunsches. Ich weiß alles über ihn – alles, nur das nicht. Außerdem … Ein Lachen blitzte in ihren Gedanken auf. Es ist nicht so, dass Drachen ein Leben lang mit einem Partner zusammenbleiben.
Also schön … Aber sei vorsichtig.
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Saphira losstürzte und Fírnen in die linke Flanke biss, sodass Blut floss und Fírnen erschrocken zurücksprang. Der grüne Drache knurrte und wirkte unsicher. Er wich vor Saphira zurück, als sie auf ihn zutrat.
Saphira! Verlegen drehte Eragon sich zu Arya um und wollte sich bei ihr entschuldigen.
Arya wirkte nicht verärgert. Zu Fírnen wie zu Eragon sagte sie: Wenn du willst, dass sie dich respektiert, musst du sie auch beißen. Sie zog eine Augenbraue hoch und sah Eragon an, und er antwortete mit einem schiefen Lächeln.
Fírnen warf Arya einen Blick zu und zögerte. Als Saphira erneut nach ihm schnappte, sprang er zurück. Dann brüllte er und hob die Flügel, als wolle er größer erscheinen, und griff Saphira an. Er biss sie ins Hinterbein, wo er seine Zähne in ihre Haut grub.
Der Schmerz, den Saphira verspürte, war kein Schmerz.
Saphira und Fírnen umkreisten einander aufs Neue, grollend und immer lauter heulend. Dann sprang Fírnen abermals auf sie zu. Er landete auf Saphiras Hals und riss ihren Kopf auf den Boden, wo er sie festhielt und sie zweimal spielerisch in den Nacken biss.
Saphira kämpfte nicht so grimmig, wie Eragon es erwartet hätte, und er vermutete, dass sie sich gewollt von Fírnen hatte fangen lassen, da nicht einmal Dorn das geschafft hatte.
»Die Werbung von Drachen ist keine sanfte Angelegenheit«, bemerkte er zu Arya.
»Hast du leise Worte und zärtliche Liebkosungen erwartet?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
Mit einer schnellen Bewegung schüttelte Saphira Fírnen ab und stolperte zurück. Sie brüllte und wühlte den Boden mit den Vorderpranken auf, dann hob Fírnen den Kopf gen Himmel und stieß einen wogenden grünen Flammenstrahl aus, der zweimal so lang war wie sein eigener Körper.
»Oh!«, rief Arya und sie klang entzückt.
»Was?«
»Das ist das erste Mal, dass er Feuer gespien hat!«
Saphira erwiderte den Feuerstoß – Eragon konnte die Hitze auf eine Entfernung von über fünfzig Fuß spüren –, dann ging sie in die Hocke, sprang in den Himmel und stieg senkrecht empor. Fírnen folgte ihr eine Sekunde später.
Eragon stand neben Arya und gemeinsam beobachteten sie, wie die glitzernden Drachen in den Himmel aufstiegen und einander umkreisten, während Flammen aus ihrem Schlund schossen. Es war ein beeindruckender Anblick: wild und schön und schrecklich. Eragon begriff, dass er ein uraltes Ritual beobachtete, eins, das Teil der Natur war und ohne das das Land dahinwelken und sterben würde.
Seine Verbindung zu Saphira wurde schwächer, als sich die Entfernung zwischen ihnen vergrößerte. Aber er konnte noch die Hitze ihrer Leidenschaft spüren, die ihren
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