Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
und sein Mut sank. Das Fairith hatte sie verärgert.
Dann sah sie ihm direkt in die Augen und sagte in der alten Sprache: »Eragon, wenn du bereit bist, würde ich dir gern meinen wahren Namen sagen.«
Ihr Angebot machte ihn sprachlos. Er nickte überwältigt und schaffte es mit großer Mühe, zu erwidern: »Es wäre mir eine Ehre, ihn zu hören.«
Arya trat vor, legte die Lippen an sein Ohr und verriet ihm in einem kaum hörbaren Flüstern ihren Namen. Während sie sprach, hallte der Name in seinem Geist wider, und mit ihm kam ein Strom des Verstehens. Einiges von dem Namen wusste er bereits, aber es gab viele Teile darin, die ihn überraschten, Teile, von denen er begriff, dass es Arya schwergefallen sein musste, sie mit ihm zu teilen.
Dann trat Arya zurück und wartete mit bemüht ausdrucksloser Miene auf seine Reaktion.
Ihr Name weckte in Eragon zahlreiche Fragen, aber er wusste, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, sie zu stellen. Vielmehr musste er Arya versichern, dass er wegen der Dinge, die er erfahren hatte, nicht geringer von ihr dachte. Das war auch nicht der Fall. Wenn überhaupt, hatte ihr Name seine Wertschätzung noch gesteigert, denn er hatte ihm das wahre Ausmaß ihrer Selbstlosigkeit und ihrer Hingabe an ihre Pflichten gezeigt. Er wusste, dass er, wenn er jetzt falsch reagierte – und sei es unbeabsichtigt –, ihre Freundschaft zerstören konnte.
Er sah Arya direkt in die Augen und sagte, ebenfalls in der alten Sprache: »Dein Name … dein Name ist ein guter Name. Du kannst stolz darauf sein, wer du bist. Danke, dass du ihn mit mir geteilt hast. Ich bin froh, dass ich dich meine Freundin nennen darf, und ich verspreche dir, dass ich deinen Namen immer sicher verwahren werde … Willst du jetzt meinen hören?«
Sie nickte. »Ja. Und ich verspreche, mich an ihn zu erinnern und ihn zu schützen, solange er dein Name bleibt.«
Die Tragweite dieser Entscheidung war Eragon bewusst. Es würde kein Zurück mehr geben, was ihn gleichzeitig erschreckte und berauschte. Er trat vor und tat, was Arya getan hatte, hielt die Lippen an ihr Ohr und flüsterte seinen Namen, so leise er konnte. Sein ganzes Wesen vibrierte, als es die Worte erkannte.
Plötzlich kamen ihm Bedenken und er wich zurück. Wie würde sie ihn beurteilen? Gut oder schlecht? Denn beurteilen würde sie ihn. Sie konnte nicht anders.
Arya stieß einen langen Atemzug aus und sah eine Weile in den Himmel. Als sie sich wieder ihm zuwandte, war ihre Miene weicher als zuvor. »Du hast ebenfalls einen guten Namen, Eragon«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber ich denke nicht, dass es der Name ist, den du hattest, als du das Palancar-Tal verlassen hast.«
»Stimmt.«
»Noch denke ich, dass es der Name war, den du während deiner Zeit in Ellesméra getragen hast. Du musst seit unserer ersten Begegnung sehr viel erwachsener geworden sein.«
»Mir blieb nichts anderes übrig.«
Sie nickte. »Du bist immer noch jung, aber kein Kind mehr.«
»Nein. Das bin ich bestimmt nicht mehr.«
Mehr denn je fühlte Eragon sich zu ihr hingezogen. Der Austausch ihrer Namen hatte ein Band zwischen ihnen geschmiedet, aber welcher Natur es war, wusste er nicht, und das machte ihn verletzlich. Sie hatte ihn mit all seinen Fehlern gesehen und sie war nicht zurückgewichen, sondern hatte ihn akzeptiert, wie er war. Genau wie er es getan hatte. Darüber hinaus hatte sie in seinem Namen die Tiefe seiner Gefühle für sie gesehen und auch das hatte sie nicht vertrieben.
Er rang mit sich, ob er etwas sagen sollte. Er musste die Frage stellen. Nachdem er all seinen Mut zusammengenommen hatte, fragte er: »Arya, was soll aus uns werden?«
Sie zögerte, doch er sah ihr an, dass sie verstand, was er meinte. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und erwiderte: »Ich weiß es nicht … Früher hätte ich, wie du weißt, ›nichts‹ gesagt, aber … Allerdings bist du noch jung und Menschen ändern oft ihre Meinung. Wer weiß, ob du in zehn Jahren oder auch schon in fünf noch genauso empfindest?«
»Meine Gefühle werden sich nicht ändern«, entgegnete er mit absoluter Gewissheit.
Sie sah ihm lange nachdenklich ins Gesicht. Dann bemerkte er eine Veränderung in ihrem Blick und sie sagte: »Wenn das so ist, dann … vielleicht irgendwann …« Sie legte ihm eine Hand an die Wange. »Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen. Ich möchte keinen Fehler mit dir machen, Eragon. Dafür bist du zu wichtig, für mich und für ganz Alagaësia.«
Er versuchte zu
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