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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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manchmal unendlich langsam.
    »Ach, Sie wissen schon! Dort drin sind so viele Dinge, die nicht in diese Zeit passen. Und dann natürlich die Türschwellen, mit denen habe ich es nicht so leicht.« Sie klopfte auf die Armlehne des Rollstuhls.
    Er spürte, wie ihn Assad etwas zur Seite zog. »Unser Auto steht dort drüben, Assad«, sagte er und nickte in die andere Richtung.
    »Ich gehe einfach durch die Hecke dort und dann hinauf zur Straße«, sagte Assad. Aber Carl sah, dass seine Aufmerksamkeit auf die Schrotthaufen gerichtet war, die auf einem ausgedienten Betonfundament lagen.
    »Ja, dieses Zeug war schon hier, als wir kamen«, sagte sie entschuldigend. Als könnte ein halber Container Schrott den tristen Gesamteindruck des Anwesens sonderlich verschlimmern.
    Es handelte sich um unbestimmbare Abfallprodukte. Oben auf dem Haufen lagen mehrere der grauschwarzen Kübel. Sie hatten keine Aufschrift, wirkten aber fast so, als könnte Öl oder Essen in größeren Mengen darin gewesen sein.
    Wenn Carl mitbekommen hätte, was Assad vorhatte, hätte er ihn aufgehalten. Aber sein Assistent war bereits quer über Metallstangen und ein Wirrwarr von Tauen und Plastikrohren gesprungen, ehe er reagieren konnte.
    »Entschuldigen Sie, aber mein Kollege hier ist ein unverbesserlicher Sammler. Wonach suchst du da, Assad?«, rief er.
    Aber Assad spielte seinen Part nicht mit. Er trat gegen den Schrott, drehte ein paar Teile um, dann streckte er die Hand nach unten, wühlte in dem Haufen und zog schließlich eine dünne Metallplatte, fünfzig Zentimeter breit und mindestens vier Meter lang, heraus. Er drehte die Metallplatte um. Darauf stand »Interlab A/S«.
    Assad sah Carl an, der ihm einen anerkennenden Blick zuwarf. Verdammt gut beobachtet. »Interlab A/S«. Daniel Hales großes Laboratorium, das inzwischen nach Slangerup umgezogen war. Es gab also eine direkte Verbindung zwischen der Familie und Daniel Hale.
    »Die Firma Ihres Mannes hieß aber doch nicht Interlab, Frau Jensen?«, fragte Carl und lächelte. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst.
    »Nein, das Unternehmen war vorher hier ansässig, sie verkauften uns den Grund und Boden und einige der Gebäude.«
    »Mein Bruder arbeitet bei Novo. Ich meine mich zu erinnern, dass er die Firma einmal erwähnt hat.« Carl schickte seinem großen Bruder, der vermutlich gerade in Frederikshavn Minks fütterte, in Gedanken eine Entschuldigung. »Interlab, produzierten die nicht Enzyme und so etwas?«
    »Es war ein Versuchslaboratorium.«
    »Hale, hieß er so? Daniel Hale, stimmt das?«
    »Ja, der Mann, der meinem Mann das Grundstück verkaufte, hieß Hale. Aber nicht Daniel Hale, der war damals noch ein Junge. Die Familie zog mit der Firma nach Norden, und nach dem Tod des Alten zog das Unternehmen noch einmal um. Aber hier haben sie angefangen.« Sie machte eine Geste in Richtung der Schrotthaufen. Interlab war wirklich enorm gewachsen, wenn es hier seine Anfänge gehabt hatte.
    Während sie sprach, betrachtete Carl sie genau. Sie war die Verschlossenheit in Person, doch im Augenblick strömten die Worte nur so aus ihr heraus. Sie wirkte nicht nervös oder fahrig, eher im Gegenteil. Sie wirkte äußerst kontrolliert. Alle Nervenenden waren gut verbunden. Sie wollte normal wirken. Und genau aus dem Grund wirkte sie so unnormal.
    »Ist der Mann nicht ganz hier in der Nähe umgekommen?«, meldete sich Assad zu Wort.
    Diesmal hätte Carl ihm am liebsten ans Schienbein getreten. Wenn sie nach Hause kamen, mussten sie sich dringend über indiskrete Geschwätzigkeit unterhalten.
    Er blickte zurück zu den Gebäuden. Sie strahlten mehr aus als die Geschichte einer bankrotten Familie. Dieses Grau in Grau kannte auch Zwischentöne. Ihm war, als signalisierten ihm die Gebäude etwas. Während er sie musterte, nahm das saure Aufstoßen zu.
    »Hale ist umgekommen? Daran erinnere ich mich gar nicht.« Er sah Assad mit blitzenden Augen an und wandte sich der Frau zu.
    »Eigentlich würde ich zu gern mal sehen, wo Interlab startete. Das würde ich meinem Bruder gern erzählen. Er hat so oft davon gesprochen, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Dürften wir uns vielleicht die anderen Gebäude anschauen? Nur so, privat.«
    Sie lächelte ihn an. Viel zu freundlich. Dann musste natürlich als Aussage etwas völlig Gegensätzliches kommen. Sie wollte ihn nicht länger in der Nähe haben. Er sollte weg, schnellstmöglich.
    »Oh, da würde ich Ihnen wirklich gern helfen. Aber mein Sohn hat alles

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