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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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abgeschlossen, sodass ich Sie gar nicht hineinlassen kann. Wenn Sie mit ihm sprechen, fragen Sie ihn bei der Gelegenheit doch. Dann könnten Sie sogar Ihren Bruder mitbringen.«
 
    Assad schwieg, als sie an dem Haus mit den Schrammen an der Außenwand vorbeifuhren, wo Daniel Hale ums Leben gekommen war.
    »Da auf dem Hof ist was total faul«, sagte Carl. »Da müssen wir noch mal hin, mit einem Durchsuchungsbeschluss.«
    Aber Assad hörte ihn nicht. Saß nur da und starrte in die Luft. Sie kamen in die Nähe von Ishøj, wo sich die Betonklötze auftürmten. Assad reagierte nicht einmal, als Carls Handy klingelte und er nach dem Headset tastete.
    »Ja?«, sagte Carl und wartete auf Viggas scharfzüngige Attacke. Er wusste, warum sie anrief. Er hatte den Empfang verpasst. Der war ja auf heute verschoben worden. Verfluchter Empfang. Eine Handvoll fettige Chips, ein Glas billigster Wein, gar nicht zu reden von dieser Missgeburt, mit der sie sich zusammengetan hatte, auf all das konnte er von Herzen gern verzichten.
    »Ich bin's«, sagte eine Stimme. »Helle Andersen aus Stevns.« Er schaltete runter und war mit einem Mal hellwach.
    »Uffe ist hier, in dem Haus in Stevns. Ich war gerade bei einem Hausbesuch, da kam ein Taxichauffeur aus Klipinge mit ihm an. Er hat Merete und Uffe früher manchmal gefahren, deshalb hat er Uffe da am Rand der Autobahn bei der Abzweigung nach Lellinge erkannt. Uffe ist todmüde und sitzt hier in der Küche und trinkt ein Glas Wasser nach dem anderen. Was soll ich machen?«
    Carl sah auf die Ampel. Unruhe überkam ihn. Am liebsten hätte er eine Kehrtwende hingelegt und das Gaspedal durchgetreten.
    »Ist er okay?«
    Sie klang etwas besorgt, weniger landfrauenforsch als sonst. »Ich weiß es nicht genau. Er ist ziemlich dreckig und sieht aus wie einer, der in einen Misthaufen gefallen ist. Aber er ist nicht richtig er selbst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er sitzt da und - na ja, grübelt. Er sieht sich in der Küche um, als ob er sie nicht wiedererkennt.«
    »Das kann er ja wohl auch nicht.« Er sah die Kupferpfannen der Antiquitätenhändler vor sich, vom Boden bis zur Decke. Kristallschalen in Reih und Glied. Dazu die pastellfarbene Tapete mit exotischen Früchten. Natürlich konnte er nichts wiedererkennen.
    »Nein, ich meine nicht die Einrichtung. Ich kann es nicht erklären. Er scheint sich hier drin zu fürchten, trotzdem will er nicht mit mir rausgehen zum Auto.«
    »Wohin wollten Sie denn mit ihm fahren?«
    »Zur Polizei, auf die Wache. Er darf um Himmels willen nicht wieder allein da draußen herumlaufen. Aber er will einfach nicht mit. Auch nicht, als der Antiquitätenhändler ihn ganz freundlich fragte.«
    »Hat er etwas gesagt? Irgendwas ?«
    Jetzt schüttelte sie am anderen Ende den Kopf, so etwas merkte man. »Nein, keinen Ton. Aber er hat so ein Zittern. So war unser erstes Kind auch, wenn es nicht bekam, was es wollte. Ich weiß noch, einmal im Supermarkt ...«
    »Helle, Sie müssen in Egely anrufen. Uffe ist jetzt seit vier Tagen weg, sie müssen wissen, dass er in Ordnung ist.« Er beendete das Gespräch. Das war das einzig Richtige. Mischte er sich ein, würde es danebengehen, und die Zeitungen würden sich die Hände reiben.
    Jetzt tauchten die niedrigen kleinen Häuser am Gammel Køge Landevej auf. Ein Eiskiosk aus früheren Zeiten. Eine ehemalige Elektrohandlung, wo gegenwärtig ein paar vollbusige Mädchen hausten, mit denen die Sitte etliche Probleme gehabt hatte.
    Er sah hinüber zu Assad und überlegte, ob er laut pfeifen sollte, um zu sehen, ob in dem Wesen da überhaupt noch Leben war. Man hatte ja schon von Leuten gehört, die mit offenen Augen mitten im Satz gestorben waren. »Bist du da, Assad?«, fragte er, rechnete aber nicht mit einer Antwort.
    Er beugte sich hinüber zum Handschuhfach und fand dort eine halb volle, zerdrückte Packung Lucky Strike.
    »Carl, würdest du das bitte lassen? Das stinkt im Auto«, kam es verblüffend prompt von Assad.
    Wenn er ein Problem mit ein bisschen Rauch hatte, sollte er doch nach Hause gehen.
    »Halt mal an«, fuhr Assad fort. Vielleicht hatte er denselben Gedanken gehabt?
    Carl knallte das Handschuhfach zu und fand vor einer der kleinen Straßen, die hinunter zum Strand führten, eine Haltebucht.
    »Das war total verrückt, Carl.« Assad sah ihn aus dunklen Augen an. »Ich habe über das nachgedacht, was wir dort unten gesehen haben. Das stimmte alles überhaupt nicht.«
    Carl nickte langsam. Diesem Mann konnte man

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