Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Dröhnen des Pulses in ihren Ohren. Es wurde immer lauter. Jetzt, da sie darauf achtete, merkte sie, dass sie Kopfschmerzen bekam, und gleichzeitig begann ihr Körper zu schmerzen wie bei einer beginnenden Grippe.
    Da nahm sie das Nylonstäbchen noch einmal und drückte es tief in die Wunde, die sich gerade wieder geschlossen hatte. Feilte vor und zurück und wippte das flexible Stäbchen auf und ab, damit das Loch groß genug wurde.
    »Mutter, ich bin da«, rief eine Stimme. Lasses Stimme.
    Sein Bruder klang ängstlich. »Ich wollte die Batterie austauschen, aber Mutter sagte, ich soll den Vorschlaghammer holen. Ich konnte das Glas nicht kleinkriegen, Lasse, ich hab getan, was ich konnte!«
    »Das lässt sich so auch nicht zerstören«, war aus den Lautsprechern zu hören. »Dazu gehört mehr. Du hast doch hoffentlich nicht die Zünder kaputt gemacht?«
    »Nein, Lasse, ich hab aufgepasst, wo ich hinschlage«, antwortete sein kleiner Bruder. »Das hab ich wirklich.«
    Merete zog das Nylonstäbchen heraus und sah nach oben zu dem Glas, das durch die Schläge wie mattiert war, die Risse strahlten in alle Richtungen. Die Wunde am Handgelenk blutete jetzt stärker, aber immer noch nicht sehr. Oh Gott, warum nur nicht! Hatte sie eine Vene und nicht eine Arterie durchstochen?
    Da stach sie sich in den anderen Arm. Stach sofort fest und tief zu. Gott sei Dank, es blutete stärker.
    »Wir konnten die Polizei nicht daran hindern, auf das Grundstück zu kommen«, sagte die Hexe plötzlich.
    Merete hielt die Luft an. Sah, wie auf einmal das Blut den Weg fand und schneller lief. Die Polizei, war die Polizei hier gewesen?
    Sie biss sich auf die Lippe. Spürte, wie die Kopfschmerzen zunahmen und der Herzrhythmus langsamer wurde.
    »Sie wissen, dass Hale der Vorbesitzer des Grundstücks war«, fuhr die Frau fort. »Der eine von den beiden sagte, er wüsste nicht, dass Daniel Hale hier in der Nähe umgekommen ist. Aber er hat gelogen, Lasse, das sah ich ihm an.«
    Jetzt kam Druck in den Ohren dazu. Wie in einem Flugzeug, das zur Landung ansetzt, nur schneller und stärker. Sie wollte gähnen, konnte aber nicht.
    »Was wollen die von mir? Hat das was mit dem Typen zu tun, von dem sie in den Zeitungen geschrieben haben? Der mit diesem neuen Sonderdezernat ?«, fragte Lasse.
    Es war wie Watte in ihren Ohren, die Stimmen klangen wie ganz weit weg, aber das durfte einfach nicht sein. Sie musste unbedingt alles hören.
    Die Stimme der Frau wirkte fast weinerlich, als sie antwortete. »Ich weiß es nicht, Lasse«, wiederholte sie mehrmals.
    »Warum glaubst du denn, dass sie noch mal zurückkommen? Du hast doch gesagt, ich wäre auf See.«
    »Ja. Aber die wissen schon, bei welcher Reederei du angestellt bist. Sie hatten von dem Auto gehört, das von der Reederei kommt, das hat der Ausländer verraten. Darüber war der dänische Polizist wütend, das war eindeutig. Sie wissen bestimmt längst, dass du seit Monaten nicht mehr unterwegs gewesen bist. Dass du jetzt in der Catering-Abteilung arbeitest. Sie finden es heraus, Lasse, ich weiß es. Und dass du mehrmals in der Woche übrig gebliebenes Essen mit einem Wagen von der Reederei hierherschickst. Dazu braucht es nur einen einzigen Anruf, Lasse, das kannst du gar nicht verhindern. Und dann kommen sie zurück. Ich glaube, die sind nur wegen eines Durchsuchungsbefehls zurückgefahren. Sie haben gefragt, ob sie sich umsehen könnten.«
    Merete hielt die Luft an. Die Polizei wollte zurückkommen?
    Mit einem Durchsuchungsbefehl? Das glaubten die dort draußen? Sie blickte auf das blutende Handgelenk und drückte einen Finger fest auf die Wunde. Blut sickerte unter dem Daumen hervor und sammelte sich in den Falten des Handgelenks, tropfte auf ihren Schoß. Erst wenn sie überzeugt war, dass die Schlacht verloren war, wollte sie wieder loslassen. Vermutlich würden sie ja doch gewinnen. Aber im Augenblick schienen sie in die Enge getrieben. Was war das für ein wunderbares Gefühl!
    »Mit welcher Begründung wollten sie sich auf dem Grundstück umsehen?«, fragte Lasse.
    Der Druck in Meretes Ohren nahm zu. Sie konnte ihn fast nicht mehr ausgleichen. Versuchte zu gähnen und, so gut sie konnte, zuzuhören. Nun spürte sie auch innen den Druck, auf die Hüfte und auf die Zähne.
    »Der dänische Kripobeamte behauptete, er hätte einen Bruder und der arbeite für Nova. Und deshalb wollte er gern den Ort sehen, wo ein so großes Unternehmen wie Interlab seine Anfänge hatte.«
    »Was für ein

Weitere Kostenlose Bücher