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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Carl. »Eure Leute müssen Pressluftbohrer und so was mitbringen. Ich hab keine Ahnung, welche Hindernisse euch im Weg stehen werden. Und gebt im Präsidium Bescheid. Ich brauche unbedingt Verstärkung.«
    »Ich glaube, ich habe die Sachlage erfasst«, sagte die Stimme.
     

Kap 39
     
    Extrem vorsichtig näherten sie sich dem letzten Gebäude. Sahen sich aufmerksam um, suchten sorgfältig den Boden nach frischen Grabungsspuren ab. Starrten die an der Mauer aufgereihten, glitschigen Plastiktonnen an, als könnten sie eine Bombe enthalten.
    Auch diese Tür war mit einem Vorhängeschloss gesichert, das Assad mit der Brechstange aufbrach. Das sollte am besten in die Arbeitsplatzbeschreibung aufgenommen werden.
    Im Vorraum der Halle roch es süßlich. Es erinnerte an eine Mischung aus Eau de Cologne wie in Lasses Schlafraum und Fleisch, das zu lange gelegen hat. Oder vielleicht eher noch an den Geruch der Raubtierkäfige im Zoologischen Garten an einem warmen blühenden Frühlingstag.
    Auf dem Boden lagen eine Menge Behälter unterschiedlicher Länge aus glänzendem rostfreiem Stahl, versehen mit Messinstrumenten. Die meisten waren nicht ganz fertig montiert, einige aber schon. Unendliche Regalmeter an der einen Wand zeigten, dass man mit einer großen Produktion gerechnet hatte. Doch es war anders gekommen.
    Carl ging auf die nächste Tür zu und winkte Assad, ihm zu folgen, legte gleichzeitig den Zeigefinger an die Lippen. Assad nickte und umklammerte die Brechstange, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er duckte sich geradezu reflexartig, als wollte er eine geringere Angriffsfläche bieten.
    Carl öffnete die Tür.
    Der Raum war hell. Deckenlampen beleuchteten einen Korridor, von dem auf einer Seite Türen zu fensterlosen Büroräumen abgingen. Die Tür auf der anderen Seite führte auf einen weiteren Gang. Carl gab Assad ein Zeichen, die Büros zu durchsuchen, er selbst ging den langen schmalen Gang entlang.
    Es war ungeheuer abstoßend, so als hätte man über lange Zeit hin Kot und Dreck an Wände und Boden geklatscht. Sehr unähnlich dem Geist, den der Gründer der Fabrik, Henrik Jensen, in dieser Umgebung hatte schaffen wollen. So wie es jetzt hier aussah, konnte Carl sich nur schwer Ingenieure in weißen Kitteln auf diesem Flur vorstellen. Sehr schwer.
    Am Ende des Gangs befand sich eine weitere Tür. Carl öffnete sie vorsichtig und umklammerte das Springmesser in seiner Jackentasche.
    Er schaltete das Licht ein und stellte fest, dass er sich in einer Art Lagerraum befand. Zwei fahrbare Tische, jede Menge Gipskartonplatten und diverse Sauerstoff- und Wasserstoffflaschen. Instinktiv schnupperte er. Es roch nach Pulver. Als sei hier vor kurzem eine Waffe abgefeuert worden.
    »In den Büros war nichts«, hörte er Assad leise hinter sich sagen.
    Carl nickte. Hier war anscheinend auch nichts. Nichts außer diesem abstoßenden Eindruck, den er eben auf dem Gang bekommen hatte.
    Assad trat ein und sah sich um. »Hier ist er nicht, Carl.«
    »Wir suchen jetzt nicht nach ihm.«
    Assad runzelte die Stirn. »Nach wem denn?«
    »Psst«, sagte Carl. »Hörst du das?«
    »Was?«
    »Hör genau hin. Ein schwaches Pfeifen.«
    »Pfeifen ?«
    Er hob die Hand, damit Assad schwieg, und schloss selbst die Augen. Es konnte ein entfernter Ventilator sein. Es konnte Wasser sein, das durch Rohre lief.
    »Luft macht so ein Geräusch, Carl. Wie ein Reifen mit einem Loch.«
    »Ja, aber woher kommt es?« Carl drehte sich langsam um die eigene Achse. Das Geräusch war unmöglich zu lokalisieren. Der Raum war höchstens dreieinhalb Meter breit und fünf bis sechs Meter lang. Trotzdem schien der Ton von überall und nirgends gleichzeitig zu kommen.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Links von ihm standen aneinandergelehnte Rigipsplatten nebeneinander, vier Stapel von vielleicht je fünf Platten. An der Wand am Ende lehnte schräg eine einzelne Rigipsplatte. Die Wand rechts war kahl und leer.
    Er schaute an die Decke und sah vier Felder aus kleinen Löchern und zwischen ihnen Bündel von Kabeln und Kupferrohren, die vom Gang hereinführten und hinter den vielen Rigipsplatten verschwanden.
    Assad sah es ebenfalls. »Hinter diesen Platten muss irgendetwas sein, Carl.«
    Er nickte. Vielleicht eine Außenmauer, vielleicht etwas anderes. Mit jeder Platte, die sie wegnahmen und an die gegenüberliegende Wand lehnten, schien der Ton näher zu kommen.
    An der Wand, vor der sie schließlich standen, war ein großer schwarzer Kasten

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