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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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und Rettungsdienst am Unfallort erschienen. Carl notierte sich das Datum des Treffens und die Uhrzeit. Alles passte zusammen. Hale war zu einer Verabredung gelockt worden, die seinen Tod bedeutete. Mit dem Fuß auf dem Gaspedal hatte Dennis Knudsen ihn am Kappelev Landevej erwartet.
    »Und sieh mal hier«, sagte Assad und reichte Carl das oberste Papier vom nächsten Stoß. Es handelte sich um eine Seite aus der Zeitung >Frederiksborg Amts Avis<. Ganz unten auf der Seite war eine kurze Nachricht über Dennis Knudsen abgedruckt; »Tod infolge Drogenmissbrauchs« war sie überschrieben.
    Damit hatte auch er seinen Platz in der Statistik.
    Carl überflog die nächsten Seiten dieses Stapels. Für den tödlichen Autounfall hatte Lasse Jensen Dennis Knudsen zweifellos sehr viel Geld geboten. Es gab auch keinen Zweifel, dass Lasses Bruder Hans vor Daniel Hales Wagen auf die Fahrbahn getreten war und ihn damit gezwungen hatte, über die Mittellinie auszuweichen. Alles wie verabredet. Nur dass Lasse Dennis niemals das bezahlte, was er ihm versprochen hatte. Dennis wurde schließlich wütend.
    In einem erstaunlich gut formulierten Brief stellte Dennis Knudsen Lasse ein Ultimatum. Entweder er bezahlte die dreihunderttausend Kronen, oder Dennis würde ihn eines Tages irgendwo auf der Straße fertigmachen, ohne dass Lasse vorher wüsste, wann es so weit war.
    Carl dachte an Dennis' Schwester. Wahrlich ein netter kleiner Bruder, um den sie trauerte.
    Er sah zu der Pinnwand. Dort bekam er einen Überblick über die Zeitabläufe von all dem, was an Schlimmem in Lasses Leben passiert war. Der Autounfall, die Abschlagszahlung der Versicherungsgesellschaft. Die Ablehnung des Lynggaard- Fonds. Die Motive häuften sich und wurden im Zusammenhang erst richtig sichtbar.
    »Glaubst du, dass er von all dem krank im Kopf geworden ist?«, fragte Assad und reichte ihm einen Gegenstand.
    Carl runzelte die Stirn. »Ich wage nicht daran zu denken, Assad.«
    Er sah sich das Ding genauer an, das Assad ihm gegeben hatte.
    Es war ein kompaktes kleines Nokia-Handy. Rot und neu und glänzend. Auf der Rückseite stand mit schiefen Großbuchstaben in zierlicher Schrift
Sanne Jønsson,
darüber klebte ein winziges Herz. Was das Mädchen wohl sagen würde, wenn es hörte, dass sein Handy noch immer existierte?
    »Wir haben alles hier«, sagte Carl zu Assad und deutete mit dem Kopf auf die Fotos von Lasses Mutter, die weinend im Krankenhausbett saß. Fotos der Gebäude von Godhavn und von einem Mann, unter dem in großer Schrift »Pflegevater Teufel« stand. Uralte Zeitungsausschnitte mit äußerst positiven Artikeln über HJ Industries und Lasse Jensens Vater, über seine hervorragende Pionierarbeit in der dänischen Industrie. Es gab mindestens zwanzig Detailfotos der Fähre »Schleswig-Holstein«, daneben die Fahrpläne; Entfernungen und Abstände waren vermessen und die Anzahl der Treppen bis zum Wagendeck notiert. Selbst ein Plan mit Minuteneinteilung in zwei Spalten existierte. Eine für Lasse und eine für seinen Bruder. Also hatten sie es zu zweit gemacht.
    »Was bedeutet das?«, sagte Assad und deutete auf die Zahlen. Carl war sich nicht sicher. »Es könnte heißen, dass die beiden sie entführt und anderswo umgebracht haben. Ich fürchte, das könnte die Erklärung sein.«
    »Und was bedeutet dann das hier?« Assad zeigte auf den letzten Stahltisch, wo einige Ringbücher lagen und eine Reihe von Aufrissen, technische Zeichnungen.
    Carl nahm das erste Ringbuch. Es hatte eine Registerunterteilung, ganz vorn stand »Handbuch des Tauchens - Waffenschule der Marine AUG 1985«. Er blätterte einen Moment und las die Überschriften: Taucherphysiologie, Ventilübersichten, Oberflächen-Dekompressionstabellen, Sauerstoffbehandlungstabellen, Boyle- Mariotte-Gesetz, Dalton-Gesetz.
    Völlig unverständlicher Kram.
    »Muss man als Steward was vom Tauchen verstehen?«, fragte Assad.
    Carl schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist das ein Hobby von ihm.«
    Er blätterte weiter in den Papieren und fand einen handschriftlichen Entwurf für ein Handbuch.
    »Anweisung für die Druckprüfung von Behältern, von Henrik Jensen, HJ Industries. 10.11.1986.«
    »Kannst du das lesen, Carl?« Assad runzelte die Stirn. Er konnte es offenkundig nicht.
    Auf der ersten Seiten waren Diagramme und Übersichten über Rohrdurchführungen. Anscheinend ging es um Spezifikationen für Änderungen an einer existierenden Anlage, vermutlich der, die HJ Industries von Interlab beim Kauf der

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