Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
lade ich Sie zum Bier ein.«
»Da müssen Sie schon mehr als ein Bier springen lassen. Nehmen Sie eine Kopie der Gleichungen und gehen Sie …« In der Leitung entstand eine Pause, weil Kyra jemanden etwas fragte, was Weaver allerdings nicht verstand. Die Verschlüsselung schluckte zu viele Details, um leisere Stimmen verstehen zu können. »Gehen Sie zu WINPAC .« Sie meinte die Abteilung der CIA , die Informationen über ausländische Waffen, die eine Bedrohung darstellen, sammelte und auswertete. »Dort müssen Sie sich einen leitenden Analysten schnappen, der im Bereich Flugabwehr arbeitet. Besorgen Sie ihnen eine Ausgabe einer wissenschaftlichen russischen Abhandlung, in der die Algorithmen erklärt werden.«
»Findet man die nicht im Internet?«
»Nur auf Russisch«, antwortete sie. »Können Sie Russisch?«
»Haben Sie Titel und Autor?«
» Theory of Edge Diffraction of Electromagnetics . Geschrieben von Pjotr Ufimtsev, 1966. Der Originaltitel auf Russisch lautet: Metod kraevykh voln v fizicheskoi teorii difraktsii. «
Es klang, als läse Stryker den Titel ab. Weavers Ohr war nicht darauf geeicht, Akzente herauszuhören, doch er war mehrmals in Russland gewesen. Strykers russische Aussprache klang perfekt. Moskowitisch, soweit er das beurteilen konnte.
»Warten Sie kurz, ich habe keine kyrillische Tastatur«, sagte Weaver, in der Hoffnung, dass Kyra mit Sarkasmus umgehen konnte, doch sie klang zu müde dazu. Er klaute einem Kollegen das Grafikpad und suchte einen Stift. »Wiederholen Sie den Namen.« Er schrieb auf, was Kyra diktierte. »Worum geht’s in der Abhandlung?«
»Tarnkappe.«
»Ich dachte, Lockheed Martin hat die Tarnkappe in den Siebzigern erfunden«, sagte Weaver.
»Ufimtsev hat die Mathematik dazu geliefert, aber die Russen wussten nicht, wozu das gut sein sollte. Lockheed Martin allerdings sehr wohl. Wir glauben, die Algorithmen, die Sie extrahiert haben, sind Ufimtsevs Gleichungen zur Berechnung der Radarquerschnitte. Er fand heraus, dass die Größe des Objekts, das die Radarwelle reflektiert, irrelevant ist, nicht aber die Form. Deswegen ändert sich die Zahl in dem CAD -Programm nur, wenn man eine Form eingibt. Die Zahl gibt den Radarquerschnitt an, wobei die tatsächlichen Maße des Objekts irrelevant sind.«
»Das ist kontraintuitiv«, hielt Weaver dagegen.
»Die Technik funktioniert.«
»Vermutlich. Wenn bei WINPAC niemand eine Ausgabe dieser Abhandlung hat, muss ich sehen, ob die Bibliothek eine auftreiben kann.«
»Hauptsache, Sie finden eine.« Kyra beendete das Gespräch.
BÜRO der CIA-Direktorin
Als Cookes sicheres Telefon klingelte, aktivierte sie die verschlüsselte Verbindung. »Cooke.«
»Hier ist Burke. Wir sind in Seoul.«
»Wie waren die Teigtaschen?«
»Hatte leider keine Gelegenheit, sie zu probieren«, antwortete Jonathan. »Du müsstest mir einen Gefallen tun.«
»Gerne.«
»Vielleicht bringt es nichts, aber ich möchte die Möglichkeit ausschließen, sollte es keinen Zusammenhang geben. Haben die Taiwaner je herausgefunden, was das chemische Zeug war, mit dem die Offiziere der Sondereinheit erledigt wurden?«
»Das hat mir die Einsatzzentrale gestern endlich mitgeteilt, nachdem ihr beide angefangen habt, mit den Chinesen zu spielen«, antwortete Cooke. »Die Substanz nennt sich Fluorchlorsulfonsäure. Um herauszufinden, was das ist, musste ich einen weiteren Anruf tätigen. Im Allgemeinen wird es verwendet, um zu verhindern, dass Wasserdampf um den Gefrierpunkt herum kondensiert. Hin und wieder wird es vom Verteidigungsministerium eingesetzt, um Kondensstreifen aufzulösen, die vom Boden aus nicht gesehen werden sollen. Hilft das?«
»Du hast ja keine Ahnung.«
»Wirst du mir verraten, worum es geht?«, wollte Cooke wissen.
Jonathan verriet es ihr. »Kyra und ich brauchen einen Flug zu einer der Flugzeugträger-Kampftruppen in der Formosastraße«, sagte Jonathan.
»Keine Chance. Ich schicke euch zwei nicht in ein Kriegsgebiet«, erklärte Cooke.
»Wir wissen, was die ›Keule des Meuchelmörders‹ ist. Ich kann sie einem Admiral entweder persönlich erklären oder per Staatstelegramm schicken. Dann können wir beide nur hoffen, dass er sich die Mühe macht, es zu lesen und ihm meine shakespeareske Prosa gefällt.«
»Du bist nicht gerade der bezauberndste Analyst.«
»Für dich bezaubernd genug, hoffe ich«, erwiderte er.
Es herrschte eine lange Pause, in der Jonathan dem leichten Rauschen in der Leitung lauschte. »Du schuldest mir
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