Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Daten.
Barron brummte. »Das sind fiese Typen immer.«
Cooke lächelte. »Sie müssen’s ja wissen.«
»Und Sie versuchen, ein paar tausend Führungsoffiziere zu hüten.«
»Ich gehe mit und erhöhe auf zwei Kontrollausschüsse des Kongresses«, witzelte Cooke. »Wie lange können die Chinesen die Geschichte für sich behalten?«
»Nicht sehr lang«, antwortete Barron. »Das MSS kann Staatsgeheimnisse nur schlecht wahren. In der chinesischen Gesellschaft werden die Familienbande hochgehalten, sodass es für Beamte nicht als Sicherheitsverstoß gilt, wenn geheime Informationen mit engen Verwandten geteilt werden. Daher können sich Staatsgeheimnisse ziemlich schnell im Volk verbreiten. Und Tian Kai versucht bereits, dem zuvorzukommen.« Er blätterte für Cooke zur Seite drei. »Tian berief schon eine Stunde nach den Verhaftungen den Ständigen Ausschuss des Politbüros zu einer Besprechung ein.«
»Höchstwahrscheinlich besprechen sie die Schadensbegrenzung«, mutmaßte Cooke und legte den Ordner auf den Tisch. »Würden Sie mir mitteilen, das MSS hätte zwölf unserer chinesischen Spione hochgenommen, würde ich Sie mit Schimpf und Schande aus der Stadt jagen.«
»In diesem Fall hätte ich die Strafe verdient«, stimmte Barron zu. »Ich vermute, Liang hat diese Sache wegen der Präsidentschaftswahlen nächsten Monat inszeniert. Er steht in den Umfragen so schlecht da, dass er seinen Posten nur behält, wenn er die Wahlen manipuliert oder eine Krise anstiftet. Auch Nixon hatte bei seinem Rücktritt 1974 bessere Umfragewerte als vorher. Und Liang wird wegen Korruption angeklagt, wenn die Opposition gewinnt, also liegt es nahe, dass er mit seinen Aktionen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf eine externe Bedrohung lenken will.«
Cooke runzelte die Stirn. »Ich mache mir Sorgen wegen der Reaktion der Chinesen.«
»Sie glauben, Tian wird sich kampflustig zeigen?«
» APLAA sagt nein, aber ich weiß nicht, ob ich das glauben soll«, antwortete Cooke. »Lassen Sie Kontakt mit Pioneer aufnehmen. Ich möchte sichergehen, dass wir im Fall einer Falschannahme gewarnt sind.«
Barron biss sich bei der Erwähnung des Codenamens »Pioneer« auf die Lippen. Die Person dahinter wurde dem Ausland gegenüber streng geheim gehalten, auch dem freundlich gesinnten. Einige Quellen und Methoden waren so sensibel, dass auch den Verbündeten gegenüber weder deren Existenz noch deren Informationen preisgegeben wurden. »Ich werde mit Carl Mitchell sprechen«, stimmte er zu. »Er ist der dortige Stationsleiter.«
Cooke bemerkte sein Zögern. »Sie haben den Vorfall der Analyseabteilung noch nicht gemeldet«, wurde ihr bewusst.
»Nein«, gab er zu.
»Nicht einmal Jim Welling?«, vergewisserte sich Cooke. Welling war der Direktor der Analyseabteilung und Barron gleichgestellt. Die beiden Männer arbeiteten sogar auf dem sechsten Stock in derselben Ecke, am anderen Ende des Flurs, auf dem Cookes Büro lag.
»Ich möchte diese Quelle nicht auffliegen lassen«, gab Barron zu. »Das ist eine persönliche Angelegenheit. Ich will nicht, dass Jim von Pioneer erfährt, geschweige denn irgendein Analyst. Die kommen sich wie die ganz tollen Journalisten vor und suchen immer nur nach großen Sachen, über die sie einen Geheimdienstbericht für irgendeinen Politiker schreiben können, der seinen Mund nicht halten kann.«
»Sie gehören zum gleichen Team, Clark«, erinnerte Cooke ihn.
»Fehler passieren nun einmal«, erwiderte Barron.
»Stimmt, aber Ihre Leute haben mehr Operationen in den Sand gesetzt als die Analysten.« Sie wusste, dass sie damit Barrons Stolz als NCS -Direktor verletzte, doch er wusste auch, dass sie recht hatte. »Ich möchte, dass Ihre Leute kooperieren«, verlangte sie. »Wenn ein Analyst nach Quellen und Methoden fragt, ist die einzige Antwort, die Ihre Leute nicht geben dürfen, ein Nein. Wenn Ihnen das nicht gefällt, haben Sie meine Telefonnummer.«
»So weit werde ich es nicht kommen lassen«, versprach Barron.
»Dieser Kampf der Kulturen zwischen den Analysten und dem NCS muss beendet werden«, verlangte Cooke. »Analysten und Führungsoffiziere müssen zusammenarbeiten, nicht sich wie Jugendbanden auf der Straße bekriegen.«
»Wenn Sie das schaffen, sollte der Präsident Sie zur Außenministerin ernennen«, erwiderte Barron. »Übrigens habe ich gesehen, dass Kyra Stryker vor Ihrem Büro wartet. Ich habe meinen Leuten gesagt, sie sollen sich dumm stellen, wenn jemand vom Inlandsgeheimdienst nach
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