Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
der Tür stand ihr Schreibtisch, den aufgeräumt zu halten ihr ein fast religiöses Bedürfnis war, vor allem, weil sie befürchtete, dass sie einen im Entstehen begriffenen Papierberg nie wieder würde abtragen können. Die Wände boten Platz für Sehenswürdigkeiten hinter Glas, jeweils zur Hälfte Geschenke ausländischer Geheimdienstchefs und von Führungsoffizieren aus dem Ausland eingeschmuggelte Trophäen. An einer Wand hing eine US-Flagge, die ein CIA -Mitarbeiter aus dem rauchenden Krater des World Trade Center geborgen hatte. Keiner der CIA -Direktoren hatte es übers Herz gebracht, sie zu entfernen. Diese Flagge vom 11. September war das einzige dauerhafte Erinnerungsstück in einem Büro, dessen Inhaber und Andenken öfter wechselten als die Präsidenten im Oval Office .
Barron folgte Cooke ins Büro und schloss die Tür hinter ihr. »Der Nationale Wetterdienst sagt, in zwei Tagen sinken die Temperaturen auf unter minus zehn Grad, und dann bringt uns ein Sturm aus dem Nordosten noch mehr Schnee. Den dürften wir eigentlich nur am Rand mitbekommen, aber trotzdem«, berichtete er. »Schade, dass wir den Bunker hier nicht einfach zumachen und die Leute nach Hause schicken können.«
»Leider, weil es in Taipeh nicht schneit«, merkte Cooke an.
»Genauso wenig wie in Peking. Ich erneuere meinen Antrag auf eine CIA -Außenstelle in Miami.«
»Abgelehnt«, sagte Cooke. »Auch diesmal.«
»Ich bin gegen Schnee allergisch, das schwöre ich.«
»Ich bin in Maine aufgewachsen und habe kein Mitleid mit Ihnen«, gab Cooke zurück. »Waren Sie nicht turnusmäßig auch in Moskau?«
»Zweimal sogar. Drei Jahre als Führungsoffizier, vier als Stationsleiter«, antwortete Barron. »Und ich wuchs in Chicago auf. Sie sehen also, warum ich meine verbleibenden Jahre in der Sonne verbringen möchte.« Der Beförderungsweg für den Posten, den Barron innehatte, führte immer über Moskau. Selbst während des Antiterrorkriegs schadete es der Karriere eines Führungsoffiziers nicht, wenn er über eine abgestempelte Fahrkarte nach Moskau verfügte, die von der russischen Regierung mit persona non grata gekennzeichnet worden war.
»Wenn Sie das beim Kongress durchkriegen, stimme ich zu.« Cooke leerte ihre Kaffeetasse in einem Zug, tauschte die leere Tasse gegen eine schwarze Mappe, die Barron unter dem Arm hielt, und öffnete sie. »Erzählen Sie mir, um was es geht.«
Die erste Seite zeigte eine Landkarte. »Die Nationale Sicherheitsbehörde fing das meiste aus den Funkmeldungen der Angriffseinheiten und einige Telefonate ab, die nach dem Vorfall von den Zentralbeamten geführt wurden. Einige unserer Leute füllten anschließend die Lücken mit unseren eigenen Daten über die Beamten aus, die das MSS ins Land geschleust hatte. Die Angriffe erfolgten in Taipeh an zwei unterschiedlichen Orten«, erklärte Barron. »Es gab auch Angriffe in Taoyuan im Norden und Kaohsiung im Süden. Zentralbeamte waren an allen vier Orten anwesend und erstatteten ihren Vorgesetzten über Mobiltelefone Bericht, wodurch wir die Zielpersonen am ersten Ort des Angriffs identifizieren konnten. Acht chinesische Staatsbürger und vier Taiwaner wurden festgenommen. Einer der Taiwaner war ausgewandert und ist jetzt als US-Staatsbürger bei Lockheed Martin beschäftigt. James Ho. Er reiste mit seinem US-Ausweis am Tag vor dem Angriff in Taiwan ein.«
»Die Funkgeräte der Angriffseinheiten waren nicht abhörsicher?«, wollte Cooke wissen.
»Doch«, antwortete Barron.
»Hut ab vor der Nationalen Sicherheitsbehörde!«, lobte Cooke. »Ho arbeitete für das MSS ?«
»Sieht so aus.«
»Das FBI soll Kontakt mit Lockheed aufnehmen, um herauszufinden, woran er gearbeitet hat«, wies Cooke ihn an.
»Ich vermute, das FBI ist schon an dem Fall dran«, versicherte Barron ihr.
»Was das FBI betrifft, versuche ich nicht, von Vermutungen auszugehen«, wiegelte Cooke ab. »Was wissen wir über die Chinesen, die dort gefangen genommen wurden?«
»Namen und persönliche Daten. Den Taiwanern ist ein großer Fisch ins Netz gegangen«, antwortete Barron. Die zweite Seite zeigte Fotos der verhafteten Verdächtigen, einige Stellen waren mit schwarzen Silhouetten mit weißem Fragezeichen ausgefüllt. Barron deutete auf eins der Fotos. »Li Juangong. Wir haben ihn vor einem Jahr als Stationsleiter des MSS in Taipeh identifiziert. Wir glauben, die anderen beiden gehören zu seinem Mitarbeiterstab.«
»Ein harter Brocken«, bemerkte Cooke beim Lesen der persönlichen
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