Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
Vom Netzwerk:
Rechte und die Bestimmung als Bürger der Volksrepublik China vorenthalten!«
    Im Fernseher blieb der durch die grölenden Zuschauer verursachte Lärmpegel auf einem erträglichen Maß, doch in der Großen Halle musste er ohrenbetäubend sein. Die Kamera schwenkte auf die Zuschauer, die bis auf den letzten Mann applaudierend aufsprangen.
    Büro der CIA-Direktorin
    »Das ist wie bei Hitler in Nürnberg«, sagte Cooke. Sie war noch nicht auf der Welt gewesen, als Hitler dort seine Rede gehalten hatte, doch sie war süchtig nach Geschichtssendungen. In ein paar Jahren werden sie das in einem Dokumentarfilm verwenden , dachte sie. Manchmal ließ sich nur schwer erkennen, wann Geschichte geschrieben wurde. Andere Male war die Sache so leicht zu erkennen wie ein langsam dahinrollender, kaputter Zug ohne Führer. Und genauso schwer aufzuhalten.

    Peking
    Mitchell stieg zwei Haltestellen später am U-Bahnhof Dongsi wieder aus. Er hielt den Kopf gesenkt. Nach einer halben Minute hatte er den unterirdischen Bahnhof verlassen, ging in Richtung Osten und bog nach rechts auf die Wangfujing-Straße ab. Das Pekinger Volkskunsttheater spielte gewöhnlich vor vollem Haus und bot eine Mischung aus ausländischen Arbeiten und chinesischen Dramen. Jeden Abend strömten die ausländischen Besucher in Scharen herbei. So konnte Mitchell bequem in dieser großen nicht asiatischen Menschenmenge untertauchen.
    Mitchell hatte bereits seine Karte für die Vorstellung, eine hochgelobte Adaption von The Monkey King . Er betrat das Theater früher als geplant und ging im Erdgeschoss auf die Toilette. Der Geruch war für Westler abstoßend. Die Chinesen warfen ihr gebrauchtes Papier in einen Abfalleimer, statt es in der Toilette hinunterzuspülen, da das Abwassersystem mit den Mengen an Papier oft nicht fertigwurde. Mitchell atmete durch den Mund, während er sich viermal seine Hände wusch, bis der Franzose in der zweiten Kabine fertig war und so rasch hinausging, wie es seine Würde erlaubte. Öffentliche Toiletten waren in den meisten Ländern kein Ort, an dem man sich lange aufhielt, was sie zu einem Segen für Spione machte. Nachdem Mitchell die Kabinentür hinter sich verschlossen hatte, zog er ein Quadratzentimeter großes Stück weißes Klebeband aus seiner Tasche. Es sah unschuldig aus, ein Stück Müll, das sich in der Tasche versteckt haben könnte und leicht zu entsorgen oder zu erklären war. Er klebte es an die Rückseite der Toilette, die eher wie ein Trog mit einer Haube an einer Seite aussah, über die der Benutzer kauerte. Dank seiner Farbe fiel das Klebeband auf dem Porzellan nicht auf und würde eher mit den Fingern als mit den Augen zu finden sein. Es gab nur einen Besucher, der bei diesem Dreck und Gestank hinter die Toilette greifen würde.
    Mitchell verließ die Kabine, wusch diesmal seine Hände aus einem triftigen Grund und ging hinaus auf den Flur. Für den Rest des Abends war er ein ganz gewöhnlicher Besucher. Nach drei Jahren in Peking hatte er The Monkey King noch nie gesehen. Vor seinem Einsatz hier in Peking hatte Theater nicht zu seinen Interessensgebieten gehört, doch dank des nötigen Drängens seiner Frau Laura war er auf den Geschmack gekommen. Sie wartete in der zwölften Reihe auf ihn und würde ein besseres Pokergesicht zeigen, als er es je in seinem Leben geschafft hatte. Da sie am College Schauspiel im Hauptfach studiert hatte, hoffte sie, ihr Mann würde vor seiner Pensionierung in London als Verbindungsoffizier eingesetzt werden, damit sie sich im West End in der Nähe des Leicester Square experimentelles Theater ansehen könnte.
    Sie hätte es verdient , dachte Mitchell. Laura war in den vergangenen zwanzig Jahren eine treue Kameradin gewesen, die ihrem Mann geholfen hatte, sich Rattenlöcher in Dritte-Welt-Staaten zu graben, und nachts leise gebetet hatte, wenn er spät nach Hause gekommen war. Sie war nie auf der Farm ausgebildet worden und nie geheimdienstlich tätig gewesen, hatte aber an dieser Welt genauso teilgenommen wie er. Er hatte ihr viel zu verdanken, die CIA noch mehr, und er hatte vor, jeden Tag seines Ruhestands damit zu verbringen, seine Schulden zurückzuzahlen.

    Die Grosse Halle des Volkes
    Peking
    Tian ließ die Menge noch zwei Minuten weiterjubeln, bevor er erneut seine Hand hob. »Es gibt nur ein China! Chinas Souveränität gehört dem gesamten chinesischen Volk! Nehmt Abstand von diesem Akt der Rebellion. Kommt zu uns und vereinigt euch mit allen Nachkommen der chinesischen

Weitere Kostenlose Bücher