Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
erreichte, wurde von einer Mörsergranate getroffen, sodass die Landerampe klemmte und die Besatzung eingeschlossen war. Dutzende andere Boote folgten, gegen die sich die taiwanischen Truppen fast eine Stunde lang verteidigen konnten, bis sie das Yutin-II-Landungsschiff bemerkten, das erste von sieben Schiffen, das sich der Küste näherte. Jedes brachte hundertfünfzig Männer und zehn Amphibienpanzer an Land, die bewaffnete Kavallerie der VBA . Die Taiwaner schlugen mit Javelin-Panzerabwehrwaffen zurück und verwandelten die ersten drei Panzer in flammende, mit Diesel und Leichen gefütterte Scheiterhaufen, doch ohne Verstärkung aus der Luft hatten sie keine Chance zu gewinnen – Wo blieb sie bloß, die Verstärkung aus der Luft? Die einzigen Kampfflugzeuge über ihnen waren die SU-30-Kampfflugzeuge als Begleitung der riesigen IL-76. Die Inselverteidiger johlten, als ein Dampfstrahl nach oben zu einem der chinesischen Transportflugzeuge schoss und ihn mit einem lauten Blitz und heiserem Getöse vom Himmel riss. Die IL-76 trudelte nach unten und hüpfte über die Wellen, bis sie im flachen Wasser liegen blieb, wo die Insassen zwar nicht ertranken, aber dennoch in der Falle saßen. Unterhalb der Transportflugzeuge begannen VBA -Hubschrauber in Tiefflügen, alles unter Beschuss zu nehmen, was sich bewegte.
CIA-Einsatzzentrale
Angeblich ging es im Einsatzzentrum immer ruhig zu, wie Cooke von Drescher erfahren hatte. Doch jetzt hielt die Abteilung ihrem Ruf nicht stand. Hatte Drescher sie ihr unter Wert angepriesen? Sie vermutete, dass es in diesem Raum so etwas wie eine Befehlsstruktur gab, von der sie nichts bemerkte, und trotzdem schien Drescher genau zu wissen, auf welchen Bahnen die Informationen flossen. Er war vollkommen in seinem Element, während er seine Leute beaufsichtigte, und hatte angesichts der Umstände viel zu viel Spaß an der Arbeit.
Den anderen machte die Sache weit weniger Spaß. Die APLAA -Analystin, die große, sehr dünne junge Frau mit Koboldfrisur und wütendem Gesicht, bezwang den Drang zu hyperventilieren, während sie den Funkaufklärungsbericht las. Ob der Anlass Angst oder die Freude wegen des lang erwarteten Kriegs mit Taiwan war, konnte Cooke nicht sagen. Sie nickte der jungen Frau zuversichtlich zu und legte ihr zur Beruhigung die Hand auf ihre Schulter. Cooke ließ ihren Blick über die anderen Analysten gleiten. Alle hingen am Telefon und sortierten die wenigen Einzelheiten, die sie auftreiben konnten und die mit Sicherheit sämtlich falsch waren. Die ersten Berichte über eine Krise waren immer falsch.
»Sie lächeln ja«, sagte Cooke leise zu Drescher.
»Ich liebe meine Arbeit.« Er schob die Papiere auf seinem Schreibtisch zusammen, stapelte sie und legte sie auf den Aktenschrank hinter sich. Er brauchte einen aufgeräumten Arbeitsplatz. Der Direktor des Inlandsgeheimdienstes und der Präsident würden Cooke anrufen und Antworten verlangen, und sie würde ihnen nicht sagen können, dass Geduld gefragt war. Keine Informationen zu haben war für Politiker unerträglich. Sie brauchten Informationen, auch wenn sie wussten, dass sie falsch waren. Sie würden die Fragen der Presse beantworten müssen, und sie konnten und würden nicht zulassen, als Unwissende dazustehen. Die Presse musste ihre Sendezeit füllen, und wenn ihnen harte Fakten fehlten, bezahlten sie Fachleute, die über dieselben Vermutungen Theorien aufstellten und sie wiederholten, bis die Fakten zur Verfügung standen. Zu Taipeh herrschte kein Mangel an politischen Besserwissern und Lobbyisten, die für Geld bereit waren herumzulabern, und die Führer auf dem Kapitolinischen Hügel würden entsprechend ihrer politischen Überzeugungen abwechselnd nach Blut und Einschränkung der Pressefreiheit schreien. Doch auch die Fernsehsender würden der Rhetorik überdrüssig werden und den Pressesprecher des Weißen Hauses nach Fakten drängen. Dann würde das Weiße Haus von Cooke die Infos verlangen, egal welche, damit sie der Präsident der Presse gegenüber wiederholen konnte. Cooke würde sagen, sie könne sich für die Zuverlässigkeit der Daten nicht verbürgen, was dem Präsidenten aber gleichgültig sein würde, und der Pressesprecher würde die Reporter mit falschen Informationen füttern, um Zeit zu gewinnen. Später würde der Pressesprecher inoffiziell die CIA oder eine andere Geheimdienstbehörde für die Fehler verantwortlich machen. Doch vor die Presse zu treten und zuzugeben, dass sie nichts wussten, würde
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