Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Auftrag würde mehr Befugnisse umfassen, doch eigentlich reichten sie. Er schaltete das Feuerleitradar ein.
    Der Radar- und Laserwarnempfänger der EP- 3 schrie die Piloten beinahe an. »Laser der feindlichen Führungsmaschine auf sechs Uhr hat uns gerade erfasst!«, rief Ford. »Er hat seinen Raketensuchkopf aufgeschaltet.«
    Roselli schob den Steuerhebel nach vorn. Die EP- 3 sank steil nach unten, sodass die Piloten aus ihren Sitzen gehoben wurden, so weit es die Sicherheitsgurte zuließen. Roselli lenkte scharf nach links in eine Korkenzieherwende. Ford aktivierte die elektronische Gegenmaßnahme – Störung und Irreleitung der Radargeräte mittels Täuschkörper. Durch das Abtauchen wurde die Aufschaltung des Raketensuchkopfs unterbrochen, doch der Pilot der Führungsmaschine hatte sich ohnehin nicht bemüht, sein Ziel zu treffen. Er befahl seinen Rottenfliegern, ihre Höhe zu halten, während er selbst der EP- 3 auf den Fersen blieb, die sieben Kilometer nach unten stürzte, bevor sie keine dreihundert Meter über den Wellen horizontal weiterflog. Er folgte der Maschine der US-Luftwaffe, bis sie mit vollem Tempo den Kurs null-eins-fünf einschlug und wahrscheinlich zurück zu ihrem Flughafen flog. Der Pilot der Führungsmaschine zog seinen eigenen Steuerhebel zurück, um ebenfalls seine Basis anzufliegen.
    Roselli beobachtete auf dem Monitor, wie die Su-27 zurückfiel. Ein Blick auf seine Hände verriet, dass sie nicht zitterten, wie es ihm sein Gehirn suggerierte, doch er überließ dem Rechner die Aufgabe, den Weg zurück nach Kadena zu finden. »Er fällt zurück«, sagte er erleichtert. Hat meine Stimme gerade gezittert?
    Auch Ford entspannte sich, ließ ihren Schalthebel los und sah nach hinten in die Kabine. Von dort waren Gebete und Flüche nach vorn gedrungen. Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter zu den Funkaufklärern, die bemüht waren, sich zu beruhigen. »Ich hoffe, sie haben was, das der Mühe wert war.«
    CIA, Rote Zelle
    »Die haben fast eine EP- 3 abgeschossen?« Kyra legte das Staatstelegramm hinter den Ordner mit den Satellitenbildern, den sie durchzublättern begann, ihre Aufmerksamkeit zwischen diesem und Jonathan geteilt. Das erste Bild war ein Luftbild mitein paar Dutzend M-1-Abrams-Kampfpanzern der VBA , die eine chinesische Schnellstraße entlangfuhren. Sie war schon in einen dieser beigen, zehn Meter langen, sechzig Tonnen schweren Ungeheuer mit einer Panzerung aus abgereichertem Uran hineingeklettert und hatte keine Mühe, sich vorzustellen, worauf es diese Dinger abgesehen hatten.
    »Und haben Kinmen überrannt, während Sie im Bett lagen«, bestätigte Jonathan. »Diese kleinen Schweine waren richtig fleißig.«
    »Tut mir leid, dass ich das verpasst habe.« Kyra meinte, was sie sagte. »Sie befanden sich eindeutig außerhalb des chinesischen Luftraums?«, vergewisserte sie sich.
    »Hängt von der Definition des chinesischen Luftraums ab«, erwiderte Jonathan. »Die Chinesen sind der Auffassung, die Formosastraße gehöre zu ihrem Hoheitsgebiet und somit auch der Luftraum darüber. Nach allgemein anerkannter Definition befanden sie sich definitiv außerhalb. AWACS vom Militärflugplatz Kadena auf Okinawa haben die gesamte Flugroute aufgezeichnet, und EP- 3 führen keine Waffen mit. Das weiß die VBA . Vor ein paar Jahren hat sie eine auseinandergenommen.«
    »Man würde doch denken, die Chinesen hätten seitdem was gegen Flugzeugkollisionen«, überlegte Kyra. »Haben sie denn aus der letzten Erfahrung, als sie einer EP- 3 zu nahe kamen, nichts gelernt?«
    »Sie haben gelernt, dass sie für den günstigen Preis eines toten VBA -Piloten und einer abgestürzten MiG ein Flugzeug der US-Marine voller geheimer Ausrüstung in die Hände bekommen.«
    »Was hat der Marinegeheimdienst über den Flug herausgefunden?«
    »Hier ist ein weiterer Bericht.« Jonathan hielt ein Blatt nach oben. »Die Funkaufklärung bestätigt, dass der gemeinsame Führungsstab der VBA in Fujian das Kommando für die Verstärkung übernommen hat. Die Kampfanordnung passt laut APLAA zu Invasionstruppen mit zusätzlichen Raketenbatterien. Sie meinen, die Chinesen würden die taiwanische Verteidigung mit einem Langstrecken-Bombardement aufweichen, bevor sie die Truppen einmarschieren lassen. Aber der militärische Nachrichtendienst und das Pentagon sagen, die Truppenstärke ist zu klein dafür. Tian hat noch nichts unternommen, um die chinesische Wirtschaft auf einen Krieg vorzubereiten, und die Volkszeitung