Erbe des Drachenblutes (German Edition)
«, sie zögerte, » … Freunde geworden sind. Vielleicht habe ich mich auch in ihm getäuscht. Er hätte es mir sagen müssen …«
Nexus spürte Schuldgefühle in sich aufsteigen. »Arme Mina. Arme, kleine Mina. Es tut Nexus leid, wirklich! Ich kann mir kaum vorstellen, wie es jetzt in dir aussieht, aber ich weiß, dass deine Mutter dir blind vertraute! Das tue ich auch! Natürlich wäre es toll, wenn wir die Fähigkeiten des Orakels hätten, dann könnten wir Dinge sehen, die unsere Entscheidungen erleichtern, aber das geht eben nicht, nein, nein.« Er zuckte mit den Schultern.
Mina öffnete die Augen. Ein stechendes Blau musterte den Kobold aufmerksam. »Was hast du da gesagt?«
Er hielt den Kopf schräg. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie es jetzt in dir aussieht«, wiederholte Nexus treu.
Mina winkte ab. »Nein, ich meine das andere. Was hast du gerade über ein Orakel gesagt?«
Nexus schluckte. Seine Hautfarbe wechselte in einen blasseren Moosfarbton. »Mina, das ist keine gute Idee, nein.«
»Nexus, was ist das für ein Orakel?«
Er kratzte sich nervös am Hals. »Nein, wirklich. Das Orakel ist nicht gut. Man nennt es nicht ohne Grund `das Orakel der Verdammung´, weißt du?«
Sie neigte sich näher zu ihm. »Erzähl mir alles davon, dann werden wir weitersehen.«
»Oh je!« Er stöhnte auf. »Wenn Salvatorus hört, dass ich dir von dem Orakel erzählt habe, lässt er aus meiner Haut Hausschuhe anfertigen.«
Mina schwieg und starrte ihn erwartungsvoll an. Nexus zögerte, dann ergab er sich seinem Schicksal. »Um das `Orakel der Verdammung´ zu erklären, muss ich weiter zurückgehen. Du musst wissen, einst gab es auf Dra'Ira drei unterschiedliche Seraphin-Rassen: Die Licht-Seraphine, die Nebel-Seraphine und die Schatten-Seraphine. Vom Aussehen her gab es nicht viel, was sie von den Menschen trennte. Gut, sie waren feingliedriger und hochgewachsener, aber der Hauptunterschied waren sicherlich die mächtigen Flügel mit ihren schimmernden Federn, die sie auf den Rücken trugen. Mit diesen Flügeln konnten sie schneller als jeder Greif fliegen, oh ja! Die Licht- und Nebel-Seraphine sind aber auf Nimmerwiedersehen im ersten großen Drachenkrieg verschwunden. Keiner weiß genau, ob sie alle dabei umgekommen sind, aber davon geht jeder aus. Merkwürdig ist aber, dass selbst ihre zurückgelassenen Greise, die werdenden Mütter und die Kleinkinder verschwunden sind.« Er blies die Wangen auf. »Ein Rätsel, das nicht mehr gelöst werden kann, wirklich. Zurück blieben so nur noch die Schatten-Seraphine. Sie hatten kaum Verluste aus den Kämpfen im ersten großen Drachenkrieg zu beklagen, warum auch? Sie haben sich ja nicht beteiligen wollen. Gerüchte besagen, dass sie absichtlich nicht am Kampfgeschehen teilgenommen haben, weil keiner von ihnen bereit war, sein Leben für die Allgemeinheit zu riskieren.«
»Feiglinge?«, fragte Mina nach.
Nexus zuckte mit den Achseln. »Wer weiß, ich war ja nicht dabei! Aber nachdem sie die letzten ihrer Art waren, wurden sie schnell eingebildet und arrogant, oh ja! Aber es gab noch etwas, was sie von den anderen Bewohnern Dra'Iras unterschied: Sie hatten die Gabe der Sicht. Visionen über Geschehnisse der Zukunft waren bei ihnen keine Seltenheit, allerdings waren die meist verschlüsselt und mussten erst richtig gedeutet werden.« Nexus machte eine bedauernde Geste. Mina kam es so vor, als ob er damit sagen wollte, dass viele Deutungen nicht richtig erfolgt waren. Er fuhr fort und bestätigte ihren Gedanken. »Klar, dass es auch zu Falschdeutungen kam, aber dazu ein andermal mehr. Schatten-Seraphine waren eitle Kreaturen, die ihr Wissen nur ungern mit anderen Rassen teilten, ja, ja. Und sie lebten sehr zurückgezogen. Half ihnen aber nichts, weißt du? Es war wohl der Wille der Götter, dass sie fast von alleine Jahrzehnt für Jahrzehnt weniger wurden.«
»Sie wurden weniger?«
Nexus verzog seinen Mund zu einem neckischen Grinsen. »Ja! Zum einen passierten `Unfälle´, die mit unzufriedenen Hilfesuchenden zusammenhingen. Zum anderen war es die natürliche Auslese. Sie bekamen einfach keine Kinder mehr, wirklich. Generation für Generation näherten sie sich ihrem eigenen Ende. Zuletzt waren sie so wenige, dass sie gegen ihren Einsiedlertrieb in einem einzigen Clan lebten. Der Sicherheitsgedanke ließ sie enger zusammenrücken, schlau!«
»Engelsgestalten hier in Dra'Ira. Was für eine wundervolle Vorstellung«, unterbrach Mina den Waldkobold.
»Pah! Das sagst du
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