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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Höhle nie wieder verlassen dürfen, und das ist noch bis zum heutigen Tag so, wirklich! Der Ort und das, was von Jesa übrig geblieben ist, ist `das Orakel der Verdammung´ oder auch `das gebannte Orakel´, wie es manche nennen, ja, ja.« Er schwieg.
    Mina blinzelte ungläubig. »Das Orakel der Verdammung war einst ein Engel und ist durch einen Fluch meiner Vorfahrin zu einem hässlichen Mischwesen geworden. Und die Kreatur lebt noch nach all diesen Jahrhunderten.«
    »Ja, sie lebt. Und sie hat noch immer das zweite Gesicht. Sie kann Ereignisse sehen, die sich in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft abspielen. Doch das Problem ist, dass sie die Letzte ihrer Art und extrem verbittert ist. Wut und Rache beherrschen ihren Geist, und daher führt sie fast jeden Ratsuchenden in die Irre, wirklich. Viele sind seitdem zu ihr gegangen, um sie um Rat zu fragen. Und manch einer wurde nie wieder gesehen. Nexus hörte, dass Jesa nur aus Spaß jedem zehnten Besucher die Wahrheit über ihre Visionen und Prophezeiungen erzählt, alle anderen werden belogen und somit in ihr Unglück getrieben. Man kann ihr nicht trauen, wirklich nicht.«
    »Wo ist sie?«, fragte Mina.
    Unwillig merkte Nexus, dass Mina seine Bedenken nicht ernst nahm. »Du meinst, wo die Höhle ist, die sie nicht verlassen kann? Nein, nein, nur die Verzweifelten suchen sie auf. Man kann ihr nicht trauen! Und wenn Zados oder Salvatorus wüssten, dass ich dir von ihr erzählt habe, bekäme Nexus richtig Ärger, richtig Ärger!«
    Er betonte die letzten Worte besonders, damit Mina verstand, dass ein Besuch beim Orakel keine Alternative darstellte, doch sie schaute nur durch ihn hindurch. »Ein Wesen, das die Wahrheit sehen und mir sagen kann, welche Entscheidung die richtige ist. Das könnte hilfreich sein. Und den Weg dorthin wird mir wohl jede Küchenmagd erklären können.«
    »Nein, nein, nein!«, rief Nexus. Mina sprang auf und lief eilig in Richtung ihrer Gemächer. »Aber sie ist eine verfluchte Seele!«, brüllte er ihr nach, aber da war sie schon um eine Ecke gebogen und außer Sicht.

    v v v v v
    Die Zeit des Wartens war wie im Flug vergangen. Inzwischen musste es Mitternacht sein, und obwohl Melanie die Höhle nicht verlassen hatte und den Sternenhimmel nicht studieren konnte, nickte sie plötzlich zustimmend und trat zu dem eingemeißelten Pentagramm. Dort verteilte sie die blutverschmierte Masse in den Rillen der Runen. Dabei murmelte sie ohne Unterlass eine Formel. Ohne sichtbares Zutun entzündeten sich schwarze Kerzen in der Höhle und verbreiteten einen bitteren Gestank. Als Melanie fertig war, stand sie auf, trat in das Pentagramm und reichte Nirvan eine Hand. Er überlegte. Vielleicht konnte er doch fliehen, und vielleicht würde sie ihm nicht folgen. Aber Melanie nahm ihm die Entscheidung ab.
    »Wenn du versuchst wegzulaufen, wirst du nicht einmal den Höhleneingang erreichen. Ich will dir nicht wehtun, aber ich werde es, wenn du mich dazu zwingst.«
    Schwer atmete er aus, dann trat er zu ihr. Das Nächste, woran er sich erinnern konnte, war ihr aufkommender, betäubend lauter Sprechgesang, der seinen Verstand benebelte. Alles verschwamm um sie herum, und Schlieren des Lichts zogen sich aus den Kerzen um ihre Körper. Schmerz flammte in seinem Kopf auf, dann umgab ihn absolute Dunkelheit.

    Nirvan fühlte sich elend. Es kam ihm vor, als habe jemand sein Innerstes nach außen gekehrt. Als er seine Augen öffnete, wusste er sofort, dass Melanies Reisezauber Erfolg gehabt hatte. Er befand er sich in einem Teil der Festung Crudus Cor, die er aus seiner Ausbildungszeit kannte. Bei dieser Erkenntnis wurde ihm noch schlechter. Stöhnend versuchte er sich hochzustemmen. Eine Hand griff nach ihm, um ihm zu helfen. Er zuckte zusammen, dann erkannte er die Person, der die Hand gehörte.
    »Melanie«, hauchte er mit angeschwollener Kehle. Sie lächelte. »Komm schon, Nirvan, wir werden erwartet.«
    Nur wenige Minuten später gingen sie Seite an Seite einen steinernen Gang entlang. Sie befanden sich in den oberen Gängen der Festung. An jeder Tür standen bis zu den Zähnen bewaffnete Krieger – Menschen, Orks, Düstersteinkobolde –, dennoch wurden sie von keinem angesprochen. Niemand fragte, woher sie kamen oder wohin sie wollten. Offensichtlich hatte eine einflussreiche Person ihre Anwesenheit bereits angekündigt. `Medana´, schoss es Nirvan durch den Kopf.
    Durch die hohen Steinfenster des Gangs hörte er gebrüllte Kommandos, die der

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