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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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fassen!«, sagte er laut, doch weiter kam er nicht. Sie standen bereits vor dem mächtigen Tor in den Hauptsaal. Hier empfing Cor Keto seine Gäste, und gelegentlich auch seine Opfer. Nirvan hörte, wie jemand Melanie und ihn ankündigte, dann wurden die Flügeltore nach innen aufgezogen. Die Flure der Festung waren stets dunkel gehalten und wirkten beengend, doch das war nichts gegen den Saal, der sich hinter den Toren offenbarte. Er wirkte wie der Eingang zur Hölle. Kein Tageslicht drang durch die verhängten Fensterbögen. Die einzigen Lichtquellen waren die unzähligen schwarzen Kerzen, die mit grünlichen Flammen brannten und den Raum kaum erleuchteten. Sie unterstrichen die unheimliche Atmosphäre, die einem Eintretenden entgegenschlug.
    Ohne zu zögern trat Melanie ein, Nirvan folgte ihr. Ihre Schritte verhallten in der Weite, bis beide vor dem schwarzen Onyxthron standen. In den Schatten der Erker nahm Nirvan einige Wächter wahr, die versuchten, sich außer Sicht zu halten. Nirvans Hauptaugenmerk war jedoch auf den Thron gerichtet, auf dem sich unübersehbar ein riesiger schuppiger Leib räkelte. Ein drachengleicher Kopf neigte sich leicht hinab, und eine doppelt armlange Zunge zischte aus dem mit Reißzähnen bestückten Maul. Nirvan überkam bei dem Anblick Cor Ketos stets das Gefühl, er sei eine Maus, die vor einer hungrigen Schlange stand, die wiederum nur darauf wartete, dass die kleine Maus losläuft, um blitzschnell die Giftzähne in das Fleisch schlagen zu können. Er fröstelte.
    »Nirvan!« Der Name donnerte aus der Kehle des Monarchen.
    Nirvan zuckte ungewollt zusammen. Schnell verneigte er sich. »Mein Herr! Es ist mir eine Freude Euch wieder zu sehen!«
    Cor Keto verzog seine fleischigen Lippen, dann drehte er den riesigen Kopf zu Melanie. »Und die kleine Lieblingshandlangerin von Medana. Melanie war der Name, nicht wahr?«
    Melanie verneigte sich und stimmte ihm zu.
    Zufrieden lehnte sich Cor Keto zurück. »Willkommen zurück, meine lieben Helfershelfer. Medana berichtete mir bereits von euren herausragenden Erfolgen. Deshalb wollte ich es mir nicht nehmen lassen, euch persönlich zu begrüßen. Zu euren Ehren wird es heute Abend ein Festbankett geben. Ich erwarte, dass ihr bei der Gelegenheit neben mir sitzt und mir alles berichtet, was ihr in der Außenwelt erlebt habt.«
    Nirvan und Melanie verneigten sich erneut demütig. »Wir danken Euch für die Ehre!«, riefen beide fast synchron.
    Cor Keto gab ein zufriedenes Brummen von sich. »Bis dahin sei euch gestattet, euch auszuruhen. Ich werde später nach euch schicken lassen.« Der Monarch senkte seine Stimme erwartungsvoll. »Und erzählt mir in allen winzigsten Einzelheiten, wie es zum Tod der weißen Regentin kam.« Kleine Rauchwolken drangen aus seinen Nüstern. Er begann sich erneut unruhig über den Thron zu bewegen. Fast sah es aus, als ob er sich an der Rückenlehne des Throns rieb. »Ach, es ist lästig, wenn meine Haut austrocknet! Nun, wir sind hier ja auch fertig. Ich entlasse euch jetzt, und wir sehen uns später zum Mahl.«
    Eilig versicherten beide nochmals ihre Dankbarkeit, dann zogen sie sich zurück.
    Als Nirvan den Saal schon fast verlassen hatte, bemerkte er in einem unbeleuchteten Teil eine ihm fremde Frau. Sie stand am Rand des steinernen Brunnens, dessen Sinn Nirvan nie verstanden hatte. Der Monarch hatte Hunderte von Dienern, die ihm täglich Wasser brachten, und es war kein Geheimnis, dass sein Leviathankörper sehr viel Feuchtigkeit brauchte. Aber noch niemals hatte jemand einen der Diener aus dem Brunnen Wasser schöpfen sehen. Zudem zog sich Cor Keto bekannterweise mehrfach am Tag zurück, um ein erfrischendes Bad in den Tiefen der Festung zu nehmen. Dort – so sagte man – gab es verborgene Grotten, die einen direkten Durchbruch zum Meer hatten. Aber niemand konnte es mit Gewissheit sagen, denn kein Augenzeuge war jemals zurückgekommen, um davon zu berichten. Die Fremde erwiderte seinen Blick. Nirvan stockte der Atem. Die Frau hatte keine Pupillen. Sc hneeweiße Augäpfel starrten ihm entgegen und standen in beängstigendem Kontrast zu den leuchtend roten Haaren, die ihren halben Oberkörper bedeckten. Sie lächelte. Nirvan wendete seinen Blick abrupt ab. Diese Frau bedeutete nichts Gutes, da war er sich sicher.

    v v v v v
    »Mina, ich bitte dich, überlege es dir noch einmal. Was wir hier tun, ist Irrsinn!« Mit eiligen Schritten folgte Salvatorus dem Waldkobold, der wiederum hinter Mina hersprang. Nexus

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