Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Tochter von Samantha ausgibt, beim Auge der Götter angekommen ist. Auch wenn ihre Ankunft vielleicht nicht ganz so verlaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hat.«
SinSan blickte ihn an. »Sie ist dort? Was ist, wenn ihre Mission ein Erfolg wird?«
Xsanthani erwiderte das mit einer abwehrenden Geste. »Zum einen habe ich sie aus den Augen verloren, weil sie gestürzt ist. Wenn wir Glück haben, hat sie das nicht überlebt. Zum anderen macht mir ihr mögliches Überleben auch keine Sorgen, mein treuer SinSan. Für den Fall habe ich schon eine Lösung. So oder so, das Gör wird uns nicht mehr lange behelligen.«
SinSan wusste nicht, was sein Meister damit meinte, aber er wollte auch keine weitere Frage riskieren. Xsanthani war für einen Elbengelehrten ungewohnt sprunghaft. Niemand wusste das so gut wie SinSan. Viele, die Erfahrungen mit Xsanthanis Gefühlsschwankungen gemacht hatten, konnten danach nicht mehr davon berichten. Aber das Manko übersah er bereitwillig, denn er stand in Xsanthanis Schuld.
»Meister, wir müssen nun wirklich gehen«, ermahnte ihn SinSan. Xsanthani nickte und ging los. Nur wenige Minuten später standen beide vor einer eisernen Tür in der untersten Ebene des Palastes. In diesen Teil verirrten sich nur selten Bewohner. Er war ungenutzt und somit genau der richtige Platz für Xsanthanis Pläne. Schwungvoll stieß er die Tür auf. Im dahinter liegenden Raum zuckten acht Männer erschrocken zusammen, die alle gleichzeitig zur Tür starrten und aufatmeten, als sie den Elbengelehrten erkannten. Xsanthani lächelte siegessicher, nickte jedem entgegen und gesellte sich zu dem Tisch in der Mitte des Raumes.
»Meine verehrten Ratsmitglieder«, begann er, »bitte setzt Euch doch!«
Die Männer folgten seinem Wunsch in unterschiedlicher Eile. Unsicher schauten sie sich gegenseitig an. Ein großgewachsener Mann, der einem Menschen glich, aber offenbar Ogerblut in sich trug, wofür die braungrüne Farbe seiner Haut und die ausgeprägten Wangenknochen mit den hervorschauenden Hauern sprachen, erhob als Erster seine Stimme: »Gelehrter Xsanthani, Ihr habt uns, diesen kleinen Kreis von Ratsmitgliedern«, er wies mit der ausgestreckten Hand einmal herum, »hier außerhalb einer ordentlichen Ratsversammlung zusammengerufen. Wir alle würden gerne wissen, warum?«
Xsanthani schaute den Sprecher an. »Killian Hallamut, mein lieber Freund, ich habe eine Gegenfrage: Sagt mir, ist es einfach, für die Bewohner der Stadt Ogerfuß als Sprecher zu dienen? Dort leben nur Oger und wenige Orks, soweit mir bekannt ist, und sie hatten seit Bestehen der Stadt stets das Gefühl, von dem Völkerrat nicht ernst genommen zu werden, nicht wahr? Das ist auch der Grund, dass sie Euch als Vertreter nach Tempelburg geschickt haben. Ihr seht für Eure Art ungewöhnlich menschlich aus … na ja, bis auf die Färbung Eurer Haut vielleicht, und Eurem kleinen Zahnproblem. Dennoch ist es offensichtlich, dass sie hofften, dass Ihr hier mehr erreichen könntet als Eure Vorgänger, weil sie glaubten, dass man Euch besser akzeptiert. Aber sagt mir, Killian, werdet Ihr hier als gleichwertig akzeptiert?«
Der Mann erhob trotzig sein Kinn. »Wenn Ihr mich hierher bestellt habt, um mich und mein Volk zu beleidigen, dann sollte ich nun lieber gehen, Xsanthani. Wir, die Oger und auch die in unserer Stadt lebenden Orks haben dem vereinten Völkerrat schon mehrfach zu verstehen gegeben, dass wir mit unseren Verwandten, den Wurzelfressern, nichts gemein haben. Wir wollen keinen Streit mit den anderen Rassen, denn wir können daraus keinen Vorteil ziehen. Der Handel aber mit den angrenzenden Regionen wäre ein Vorteil, den wir anstreben. Dafür muss man uns im Völkerrat ernst nehmen, und daran arbeite ich. Zweifelt Ihr daran?«
Xsanthani lachte leise auf und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Aber nein, mein Freund, nein. Ich habe Euch hierher bestellt, weil ich gerade davon überzeugt bin, dass Ihr im Völkerrat nicht so behandelt werdet, wie Ihr es verdient habt. Ich will das ändern! Seht Euch um, Killian, was seht Ihr?«
Killian musterte die weiteren sieben Ratsmitglieder. Er sah einen Menschen, der ein wenig heruntergekommen wirkte. Wie er hieß, wusste er nicht, aber er war ein Vertreter der Menschenstadt Forlinburg, eine Siedlung, die als `das Heim der Diebe und Meuchelmörder´ bekannt war.
Daneben hockte ein unsicher wirkender Wüstenkobold, der wie seine Waldvettern aussah, außer dass Haut und Haare die Farbe des
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