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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Wüstensandes aufwiesen. An seinen Namen konnte er sich erinnern: Kieselbein Sandkorn. Sein Volk lebte in der Region Sonnensenke und galt als die unwichtigste aller Koboldgruppierungen, wofür auch ihre außerordentliche Furchtsamkeit sorgte. Selbst bei ihrer eigenen Art wurden die Wüstenkobolde verspottet.
    Drei weitere Abgesandte an dem Tisch kamen aus dem Schattenkessel, einer Region, die den schlechten Ruf aus der Vergangenheit nie losgeworden war. Zu viele Gerüchte und Legenden gab es über die Bewohner des Kessels. Menschenfresser wurden sie genannt, der schwarzen Magie sollten sie kundig sein, aber tatsächliche Beweise waren Killian dafür nicht vorgelegt worden. Die Abgesandten sprachen angeblich für verschiedene Gruppierungen, auch wenn man die Unterschiede ihrer Arten nicht sah. Rein äußerlich konnte man zumindest keine feststellen, weswegen sich Killian auch nie die Mühe gemacht hatte, nach ihren Namen zu fragen. Alle drei waren jederzeit in dunkle Umhänge gehüllt, deren Kapuzen tief in die Gesichter hingen. Ohne die Umhänge hatte sie noch niemand gesehen. Nur ihre ungewöhnlich schlanke Statur zeichnete sich deutlich darunter ab.
    Der sechste Vertreter kam aus der Hafenstadt Harlekin, die das Paradies für jeden Seefahrer darstellte, da es dort die größten und schönsten Werften gab. Die Schiffe aus Harlekin waren die begehrtesten in ganz Dra'Ira. Er war der exotischste der anwesenden Ratsmitglieder. Große Hornschuppen überzogen sein Gesicht, und links und rechts von seinem Mund klapperten nervös zwei lange Krebsscheren. Die Sprache seiner Art war ausnehmend komplex, und nur Wenige beherrschten ihren röhrenden Dialekt. Sein Körperbau war aber dem eines Menschen nicht unähnlich, was dennoch nicht ausreichte, um den Vorurteilen, die seine Rasse ausgrenzten, entgegenzuwirken. Der Handel mit den Schiffen war für die anderen Völker der einzige Kontaktpunkt mit deren Art, darüber hinaus wurden sie gemieden – Killian sah es nicht anders. Sie waren einfach zu fremdartig.
    Zuletzt glitt sein Blick über einen Sanggus. Dessen Rasse war in direkter Linie mit den Wurzelfressern verwandt und ähnelte ihnen auch, doch sie war keine Vereinigung mit einer anderen Lebensform eingegangen. Auch hatten sie nie öffentlich gegen die Gesetze der Drachentochter verstoßen. Die Verwandtschaft mit den heimtückischen Wurzelfressern machte ihnen aber das Leben in Tempelburg fast unerträglich, auch wenn sie sich den Gesetzen der Drachentochter unterworfen hatten. In Läden wurden sie meist nicht bedient, auf der Straße machte man einen großen Bogen um sie, und in kleineren Ratsrunden ignorierte man oft ihre Rufe um Gehör. Sie wurden nicht nur gemieden, oh nein! Der eine oder andere wurde sogar schon überfallen und niedergeschlagen. Manch ein Unfall hatte dafür gesorgt, dass einer ihrer Vertreter spurlos verschwand. Und wenn Killian zu sich selbst ehrlich war, hatte er ihnen auch noch nie ein offenes Gespräch angeboten.
    Killian Hallamut räusperte sich.
    »Und, mein Freund, was seht Ihr?«, wiederholte Xsanthani seine Frage.
    »Ich sehe Außenseiter. Außenseiter des Rates und Außenseiter im Lande Dra'Ira.« Killian blickte den Elfengelehrten schweigend an. Das Auftreten des Vertreters der Stadt Ogerfuß hatte sich verändert. Von dem anfänglichen Trotz war nichts mehr geblieben. Stattdessen leuchtete ein Anflug einer traurigen Erkenntnis in seinen Augen. Das hier konnte zu nichts Gutem führen. Jedem der Anwesenden war inzwischen klar geworden, dass die Versammlung nach einer Verschwörung stank.
    Xsanthani blickte zufrieden in die Runde. »Gut! Nachdem wir das geklärt hätten, wenden wir uns dem Grund unseres Treffens zu. Killian Hallamut hat recht, wenn er sagt, dass er hier Außenseiter sieht, die für ihre Völker nur das Beste wollen und natürlich auch bereit sind, dafür zu kämpfen. Aber was ist das Beste für Eure Völker, wenn man Euch nicht ernst nimmt?« Er macht eine theatralische Pause, dann fuhr er fort. »Die wichtigsten Ratsmitglieder, denen ihr fast jeden Tag in den Hallen begegnet, nehmen Euch und Eure Bedürfnisse nicht wahr. Und wenn selbst sie, die die Besten und Aufrichtigsten ihrer Rassen darstellen, dazu nicht fähig sind, wie soll es dann erst werden, wenn ein fremdes Kind, das nur unter Menschen groß geworden ist, an die Macht kommt? Glaubt Ihr wirklich, nachdem unsere geliebte Regentin ermordet wurde, dass ein solches Kind, bei dem nicht einmal geklärt ist, ob es

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