Erbe des Drachenblutes (German Edition)
tatsächlich aus dem Geschlecht der glorreichen Drachentöchter stammt, die Regentschaft übernehmen sollte? Glaubt Ihr, dass die Fremde sich um Eure Sorgen kümmert und dass sie das Ansehen Eurer Rassen verbessern kann? Ich glaube, nein! Und deshalb sage ich: Sie darf nicht auf den Thron!«
»Das ist Verrat!«, entfuhr es dem Wüstenkobold. Zwar zitterte er am ganzen Körper, doch seine Stimme klang klar. Xsanthani stand die Verwunderung deutlich ins Gesicht geschrieben. Ausgerechnet von dieser Seite hätte er keinen Widerstand erwartet.
»Eure Worte sind die Worte eines Verräters, Xsanthani! Ich will mir das nicht länger anhören! Wenn Ihr genügend Mut gesammelt habt, dass Ihr im Völkerrat offiziell gegen die Erbin unserer geliebten Regentin vorzugehen wagt, dann sehen wir uns wieder!«
Mit den Worten erhob sich der Wüstenkobold, reckte seinen Kopf und schritt am Tisch vorbei.
Killian Hallamut blinzelte ihm erstaunt nach. Damit hatte er nicht gerechnet, doch auf die Reaktion des Elbengelehrten war er genauso wenig vorbereitet gewesen.
Xsanthanis Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Auch Eure Meinung, lieber Kieselbein Sandkorn, ist mir wichtig. Daher respektiere ich natürlich Eure Ablehnung«, erwiderte er in einem honigsüßen Ton.
Eine Antwort erhielt er nicht. Der Wüstenkobold schritt zielsicher zu der Tür. Durch seine Größe fiel es ihm schwer, die wuchtige Eisentür aufzudrücken. SinSan stand direkt neben ihm, machte aber keine Anstalten zu helfen. Killian glaubte, dass jeden Moment etwas geschehen müsste, dass Xsanthani es nicht zulassen würde, dass einer den Raum verließ, ohne ihm verbindlich die Treue geschworen zu haben, aber Kieselbein Sandkorn schob sich in den entstanden Spalt aus der Tür heraus und verschwand außer Sichtweite. Killian konnte es nicht erklären, aber er fühlte sich elend. Xsanthani war kein Mann, der mit Niederlagen oder Abweisungen zurechtkam, egal wie klein sie auch sein mochten.
SinSan zog die Tür wieder zu. Kurz bevor sie sich vollends schloss, glaubte Killian ein verräterisches Geräusch aus dem Flur gehört zu haben. Es klang wie der Anfang eines unterdrückten Schreis, der so eilig erstickt wurde, dass einen das Gefühl überkam, das Gehör habe einem einen Streich gespielt. Killian war nicht der Einzige, der es bemerkt hatte. Auch der Sanggus rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, sein Blick zur Eisentür gerichtet.
Xsanthani musterte die verbliebenen Ratsmitglieder, ließ seinen Blick auf jedem einzelnen kurz ruhen, bevor er wieder seine Stimme erhob. »Meine Lieben«, begann er, »wir wollen uns nicht streiten. Ich bin mir sicher, dass Ihr meine Bedenken bezüglich des fremden Mädchens versteht und teilt. Sollte sich dennoch jemand von Euch dazu genötigt fühlen, jetzt zu gehen und gegen mich im Rat das Wort zu erheben, dann bitte ich ihn, jetzt vorzutreten.«
Alle schüttelten die Köpfe – alle bis auf Killian Hallamut. »Killian, mein Lieber, du scheinst noch zu zögern?«
Er schluckte, wirkte unsicher, dann hob er den Kopf. »Nein, Gelehrter Xsanthani. Auch ich werde meine Stimme im Rat nicht gegen Euch erheben, wenn Ihr gegen die Fremde aus der anderen Welt sprecht.«
»Gut, dann lasst uns gemeinsam einen magischen Treueschwur leisten, damit Ihr Eure Überzeugungen zu einem späteren Zeitpunkt nicht vergesst. Und lasst uns darüber sprechen, was wir gemeinsam erreichen können. Bitte vergesst nicht, dass die Elben stets das Wohl aller Völker im Auge behalten. Dem war schon so, als wir uns das Drachenei nahmen, aus dem einst die Dame Lian entstieg. Und jetzt, nachdem die vereinten Völker keine Führung mehr haben, sind wir wieder zur Stelle. Ich vertrete die unterschiedlichsten Elbenstämme, und ich habe die Macht, für sie alle zu sprechen. Wir wollen wieder Ordnung in Dra'Ira schaffen, und wir werden auch dafür sorgen, dass alle Stämme gleichberechtigt behandelt werden.«
»Wie?«, fragte einer der verhüllten Abgesandten aus dem Schattenkessel. »Wie gedenkt Ihr, an die Macht zu kommen?«
Xsanthani reckte sich ein Stück vor. »Bitte glaubt nicht, dass Ihr die ersten Abgesandten seid, mit denen ich ein solches Gespräch geführt habe. Ihr werdet auch nicht die letzten sein! Es ist mir wichtig, dass ich jedem Volksvertreter, der ansonsten nicht bewusst wahrgenommen wird, klar mache, dass die Elben stets ein offenes Ohr für die Bedürfnisse ihres Volkes haben werden. Aber auch die Elben können nur etwas
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