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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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die Gewohnheit und Bequemlichkeit, denen die jungen Völker verfallen sind. Die Jahrhunderte zogen dahin, und irgendwann gewöhnten sich die Vertreter der Völker und die regierende Drachentochter daran, alle unbeliebten Gesellen in die Verbannung zu schicken. Sieh doch, Nirvan, was sie getan haben! Sie haben ihre Probleme genommen und weggesperrt. Keiner konnte auf den dunklen Kontinent gelangen, ohne dort gefangen zu sein, und so wussten sie nicht, welche Gefahr sie dort aufbauten und welches Leid sie verursachten. Sieh dich an! Am Ende sind Menschen dorthin verbannt worden, weil sie Schulden hatten. Ich meine, dort, auf dem dunklen Kontinent, regierten die scheinbar schlimmsten und bösesten Wesen von Dra'Ira, und eine Mutter mit einem halbwüchsigen Kind kommt dort hin, weil sie ihre Pacht nicht zahlen konnte!«
    Nirvans Wangenknochen traten deutlich hervor. Sein ganzer Körper zitterte vor Anspannung, als in ihm die Erinnerungen erneut hochkamen.
    »Das war falsch, Nirvan! Das alles hätte sich so nie entwickeln dürfen, und es ist nur logisch, dass sich die Bewohner des dunklen Kontinents erheben und Rache fordern. Ich kann sie jetzt verstehen, auch wenn ich weiß, dass viele von ihnen wahrlich bösartige Individuen sind.«
    »Du kannst sie verstehen? Was heißt das? Kannst du verstehen, was Medana aus deiner Freundin gemacht hat?«
    Minas Blick senkte zu Boden. »Nein. Das kann ich weder verstehen noch akzeptieren. Aber ich weiß auch, dass seit vielen Generationen dort Kinder geboren werden, die nichts mit den Straftaten ihrer Eltern zu tun haben, aber genauso leiden müssen wie sie. Sie werden unter die Regentschaft des Monarchen Cor Keto gezwungen und haben keine Hoffnung auf Rettung.« Sie schaute ihn durchdringend an. »Es war zu erwarten, dass die Verbannten sich eines Tages erheben, und sie haben es verdient, angehört zu werden!«
    Nirvan wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte ihre Worte verstanden, und niemals hätte er geglaubt, solche Worte aus dem Mund einer Drachentochter zu hören. Konnte es sein, dass die Tatsache, dass sie anderswo groß geworden war, ihr eine Weitsicht gegeben hat, die den anderen verborgen blieb?
    »Was wollen wir tun? Was können wir tun? Deine Gefolgsleute und die meinen werden gegeneinander in die Schlacht ziehen, wenn wir es nicht verhindern! Und ich soll morgen hingerichtet werden!«
    Mina nickte. Eine weiße Haarsträhne fiel ihr dabei tief ins Gesicht. »Ich finde, dass ich bei deiner Hinrichtung auch noch ein Wörtchen mitzusprechen habe. Und was wir jetzt tun? Auf der Erde gab es einen alten Brauch, der leider in Vergessenheit geraten ist. Wenn zwei Völker uneinig waren, wollte man nicht das gesamte Volk in den Krieg führen. So wurden nur zwei Kämpfer ausgewählt, die gegeneinander antraten. In der Regel waren es ihre Stärksten. Sie führten einen Zweikampf, und der Sieger bekam alles, vor allem das Recht, für beide Völker zu entscheiden. Ich meine, dass wir das auch tun sollten.«
    »Nein, nein, nein«, erwiderte Nirvan unwillig. »Du kannst Cor Keto nicht zu einem Zweikampf herausfordern. Zum einen kannst du ihm keine Botschaft schicken, und zum anderen ist er voller Hass auf dich und deine Art. Alleine weil du es wollen würdest, ginge er nicht darauf ein. Abgesehen davon ist er ein Leviathan und einem Drachen nicht unähnlich. Er wird dich ohne Zögern vernichten!«Mina lächelte sanft. Es war so, als habe sie ihren Plan schon fertig im Kopf. »Er würde nicht darauf eingehen? Nun, dann werden wir ihn einfach nicht um Erlaubnis fragen.«

    v v v v v
    »Ah, meine alten Knochen!« Schwerfällig setzte sich Medana nieder. Schummriges Kerzenlicht erleuchtete das auf den Steinboden gemalte Pentagramm, das an allen fünf Ecken mit Knochenstücken und Blutrunen verziert war und in dessen Zentrum die alte Düsterstein-Koboldschamanin jetzt hockte. Sie war alleine. Knackend bewegte sie den Kopf von links nach rechts. Krächzend streckte sie ihre Arme nach oben und schloss die Augen, nur um sie kurz danach weit aufzureißen und einen monotonen Sprechgesang zu beginnen. Ihre Pupillen verblassten, bis sie nur noch eine graue Masse in einem grüngrauen, faltigen Gesicht waren. Medana war in ihrem Element.
    Es dauerte nicht lange, bis roter Dunst von den Blutrunen aufstieg und eine Kugel über ihr bildete. Kichernd verfolgte sie die Blutschlieren, die sich in der Mitte der Blase so eng zusammenzogen, dass sie eine spiegelnde Oberfläche bildeten. Zufrieden faltete

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