Erbe des Drachenblutes (German Edition)
ihrer Begleiter, doch sie glaubte ihnen. Warum auch nicht? Warum sollten sie sich das alles ausdenken? Immerhin waren ein Elb und ein Waldkobold der beste Beweis für die Vielfalt von Dra'Ira. Inwieweit sie hier hineinpasste und ob man sie irgendwann wieder nach Hause lassen würde, wusste sie nicht. Aber sie glaubte fest daran, dass das Schicksal es gut mit ihr meinte und dass alles noch einen Sinn bekäme.
»Sag, Mina, willst du noch mehr über Dra'Ira erfahren?«, fragte Zados, der lautlos neben sie glitt und ihr ein Lächeln schenkte.
Mina nickte. »Gerne. Ich glaube, alles, was ich erfahre, kann nur hilfreich sein.« Kurz bemerkte sie ein Funkeln im Gras, das sich bewegte. Sie überlegte, was der Ursprung hierfür sein mochte, doch da war es schon wieder fort.
»Gut!« Zados rückte sich in eine bequemere Haltung. »So wie du uns in den letzten Nächten am Lagerfeuer ein wenig aus der Geschichte der Menschheit auf deiner Welt berichtet hast, werde ich nun auch mehr aus der Geschichte unserer Welt berichten. Die Vergangenheit ist meist der beste Lehrmeister.«
Mina überlegte, was sie inzwischen preisgegeben hatte. Sie hatte ihren Reisegefährten aus ihrem eigenen Leben so gut wie nichts erzählt, dafür war sie aber auf die Entwicklung der Menschheit an sich eingegangen. Sie hatte von dem Altertum berichtet, nur um direkt ins Mittelalter zu springen. Die Zeit, in der ein König mit Unterstützung der Adligen über die Bürger regierte, erfreute Zados und Nexus, da es sie an Dra'Ira erinnerte. Dass aber damals auch viel Unrecht geschehen war, bedrückte sie wiederum. Mina hatte versucht, alles zusammenzutragen, an das sie sich erinnern konnte. Insbesondere die im Namen der Kirche geführten Kriege erweckten die Neugier ihrer Zuhörer.
»Und da soll noch mal einer sagen, ein Kobold sei dumm!«, brummte Nexus, als ihm klar wurde, was die Menschen aus Minas Welt aus den unterschiedlichsten Beweggründen getan hatten.
An diesen Abenden war ihr aufgefallen, dass Nirvan zwar stets zugehört, aber nie eine Frage gestellt hatte. Sie konnte es sich nur so erklären, dass er vieles bereits aufgrund seiner geistigen Erkundung von Minas Welt wusste. Das, oder er wollte mit der anderen Welt einfach nichts zu tun haben. In den letzten zwei Abenden war Mina bei der Neuzeit angekommen. Sie hatte ihnen von Europa, der Entdeckung Amerikas und der Rolle der anderen Kontinente erzählt. Der Rest würde auch bald folgen, Abende gab es hierfür noch genügend. Sie wusste aber: Sobald sie zu den Entwicklungen und dem technischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte kam, würde es deutlich schwerer werden, es verständlich zu schildern.
Zados berührte Mina an der Schulter. Sie zuckte zusammen. Der Elb nickte. »Du weißt bereits, dass die Götter als allererstes die Drachen erschufen.« Sie nickte. Für einen Herzschlag bemerkte sie nochmals das Funkeln im Gras, dann war es wieder verschwunden und Zados beanspruchte ihre Aufmerksamkeit. Er fuhr fort: »Ich glaube, dass die Drachen die Urväter und Urmütter der Zivilisation und des intelligenten Lebens auf Dra'Ira sind. Auch wenn sich die meisten Völker vor ihnen fürchten, sehe ich in ihnen einen unermesslichen Quell an Wissen und Weisheit.«
Mina rieb sich die Schläfen. »Ich weiß nicht, ob ich einem Drachen begegnen mag.« Wieder sah sie im Augenwinkel ein kurzes Glitzern.
»Es gibt nicht nur das Gute und das Böse, Mina. Drachen sollen aus dem Blut der Göttermutter Gaia erschaffen worden sein, und sie gelten als ihre Lieblingsschöpfung. Vor Äonen waren sie die Herrscher der Welt, bis sich ein junger, unerfahrener Gott gegen Gaias Gesetze auflehnte und uns, die Elben, erschuf. Das brachte uns das Leben, aber ihm die Verbannung.«
Mina horchte auf. »Davon hatte Nexus schon mal gesprochen. Aber hattest du mir nicht gesagt, dass Gaia die wichtigste Göttin auf Dra'Ira ist? «
»Oh ja, das ist sie wohl. Immerhin ist sie die Mutter aller Götter, aber wo es eine Mutter gibt, gibt es auch Kinder. Es gibt eine Legende über die Entstehungsgeschichte von Gaia und ihren Kindern, doch die werde ich dir ein andermal erzählen. So viel sollst du jedoch wissen: Gaia kam einst mit ihren Kindern nach Dra'Ira, um den Keim des Lebens zu pflanzen, doch das war ein Recht, was nur ihr alleine zustand.«
»Und eines ihrer Kinder hat es trotzdem getan. Ich meine, Leben erschaffen. Jemand hat die Elben erschaffen.«
Zados neigte zufrieden sein Haupt. »Richtig. Gaia war so sehr davon
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