Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
konnte nicht mehr klar denken, dann verstand er.
    »Lasst das! Ich weiß nicht, was Ihr tut, doch ich verlange, dass Ihr aus meinem Kopf draußen bleibt!«, fauchte er ungewohnt aggressiv.
    Ignis grinste. »Was ist mit dem Schutzschild?«
    Menok zögerte noch einen Moment, doch dann gab er nach. »Ja, den Schutzschild gibt es. Einst war der dunkle Kontinent das Domizil der Göttin Gaia und ihrer Kinder. Sie lebten hier, und damit sie vom Rest der Welt unbehelligt bleiben konnten, haben sie den Schutzschild erschaffen. Jeder kann herein, aber ohne Zustimmung der Götter kommt niemand mehr hinaus.«
    Ignis musterte aufmerksam die Landschaft hinter dem Fenster, hinter der Finsternis und Dunkelheit. Eine Welt, die außer ein paar kleinen Lichtpunkten in der Ferne scheinbar nichts zu bieten hatte. »Weiter, Menok.«
    »Die Götter verließen unsere Welt, und die Machthaber der vereinten Völker entschieden, dass der dunkle Kontinent aufgrund seiner Besonderheit das ideale Gefängnis sei. Sicher, es gibt noch weitere Schutzkuppeln in Dra'Ira, alle von Götterhand erschaffen, doch keine ist so undurchlässig, groß und abgeschlossen wie diese über unserer Heimat.«
    »Heimat«, wiederholte Ignis leise. »Du bist hier geboren worden, Menok?«
    Er machte eine zustimmende Kopfbewegung. »Das heißt, du kamst ohne eine Gerichtsverhandlung in jene düstere Region. Hast du dich damit abgefunden?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Was für eine Wahl hatte ich denn? Seit Jahrhunderten werden Generationen von Kindern hier geboren. Wir passen uns an, damit wir überleben. Eine andere Chance haben wir nicht.«
    Ignis neigte den Kopf. »Weißt du, Menok, eigentlich müsstest du mir leid tun, und das Mädchen, das ich einst war, hätte dich auch bedauert. Aber auf der anderen Seite hast du sicherlich in deinem Leben schon viele Unschuldige ohne Gnade vernichtet, weil du einfach Befehle befolgt hast. Du wurdest immerhin von Kindesbeinen an so erzogen.«
    Menok verkrampfte sich. Seine Kiefermuskeln traten deutlich hervor, doch er schwieg. Ungerührt fuhr sie fort: »Doch das Mädchen von einst, das dir hätte Mitleid schenken können, gibt es nicht mehr. So kann ich auch kein Bedauern über die Verschwendung deiner Existenz empfinden. Hier gibt es nur noch mich. Eine Frau, die Dinge gesehen hat, die weit über deinen Verstand hinausgehen, Menok. Die Frau, die nicht zögern wird, dich zu töten, wenn du ihr nicht mehr von Nutzen sein kannst.«
    Der Wächter räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass Ihr mich töten werdet oder gar könntet. Wenn Medana in Euch eine so große Gefahr gesehen hätte, wärt Ihr in einem der Verliese und nicht in einem Gästegemach.«
    Ignis grinste erneut, erwiderte aber nichts.
    v v v v v
    Medana schritt in gebückter Haltung einen düsteren Steinflur entlang. Schwer atmete sie auf, als sie endlich an der Tür ankam. Ohne anzuklopfen trat sie ein, nur um sofort zu erstarren. Stöhnend schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf über den Anblick, der sich ihr bot. »Was hast du da schon wieder getan, dummes Gör?«
    Sie blickte auf den Toten, der in der Mitte des Raumes lag. Blut quoll aus seiner Nase, den Ohren, den Augen und dem Mund. Ignis hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie blickte scheinbar gedankenverloren aus dem Fenster und reagierte nicht auf den Ausruf der alten Koboldschamanin. Medana begann laut zu fluchen, trat mit einem Fuß gegen Menok und schritt über ihn hinweg.
    »Das ist nun der dritte Wächter, den du einfach aus Langeweile heraus getötet hast. Du kannst ihnen doch nicht ständig das Gehirn rösten! Immerhin hat der hier«, sie nickte nach unten zu dem Leichnam, »relativ lange ausgehalten, aber das kann so nicht weitergehen! Was soll ich denn mit dir machen?«
    »Bis jetzt hat dich meine Meinung nicht interessiert, Medana. Du hast mich ja auch nicht um Erlaubnis gefragt, als du mir meine Seele stahlst, oder? Und da machst du dir Gedanken um diese leeren Hüllen, die hier ahnungslos wie kleine Kinder von dir positioniert werden? Wer sind die schon, dass dich ihr Schicksal interessiert?« Ignis klang müde.
    Medanas Blick fiel auf den toten Mann. »Wer sie sind? Wächter, Kind, sie sind Wächter. Männer des Krieges, denen wir Lohn zahlen oder ihnen das verwirkte Leben schenken, damit sie Cor Keto dienen und uns beschützen! Wir bezahlen sie nicht dafür, dass du deinen Spaß an ihrer Vernichtung hast.« Sie fluchte in einer unbekannten Sprache, dann sammelte sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher